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23.05.2022 | (rsn) – 26 Jahre alt ist der aktuelle Gesamtzweite des Giro d’Italia - und er kommt aus Perth in Australien. Doch auch wenn Jai Hindley (Bora – hansgrohe) im flachen Terrain aufgewachsen ist, so sind die Berge seine Domäne. Als einer der Mitfavoriten auf den Gesamtsieg geht er nun in die finale Woche der Italien-Rundfahrt, die gleich mit vier schweren Bergetappen und einem Einzelzeitfahren aufwartet.
"Es ist zu 100 Prozent mein Ziel, als erster Australier dieses Rennen zu gewinnen. Dafür sind wir hier", erklärte der Bora-Fahrer am Ruhetag. Gerade einmal sieben Sekunden trennen ihn und Richard Carapaz (Ineos Grenadiers), der seit Samstag das Maglia Rosa trägt. 2019 gewann der Ecuadorianer den Giro, im Jahr darauf wurde Hindley Zweiter der Gesamtwertung. Das führende Duo hat viel Erfahrung mit der dreiwöchigen Landesrundfahrt durch Italien.
"Jeder Tag jetzt wird richtig schwierig und super hart. Aber ich freue mich schon darauf", blickte Hindley auf die finale Woche, die gleich mit einem Hammer beginnt: Vom Gardasee aus in Salo geht es ins Hochgebirge, mit dem Goletto di Cadino, dem Passo del Mortirolo sowie hinauf zum Valico di Santa Cristina warten drei Anstiege der 1. Kategorie auf den 202 Kilometern nach Aprica. Die drei Rampen und auch der Weg zum Zwischensprint in Teglio zeichnen sich vor allem durch ihre Steilheit aus.
"Morgen wird episch. Es ist eine richtig harte Etappe", so Hindley, der noch einen zusätzlichen Aspekt neben der anspruchsvollen Route anfügte: "Nach dem Ruhetag ist es immer interessant. Da gehst du immer mit gemischten Gefühlen rein. Denn es kann viel passieren. Irgendwer wird Zeit gewinnen, irgendwer verlieren."
Vor zwei Jahren im letzten Zeitfahren von Geoghegan Hart bezwungen
Nur zu gerne würde sich Hindley in den Geschichtsbüchern verewigen und als erster Australier die Italien-Rundfahrt für sich entscheiden. Vor zwei Jahren war er schon knapp dran, unterlag im finalen Zeitfahren aber Tao Geoghegan Hart. Damals ging er als Führender in den Kampf gegen die Uhr. Am Ende wies der Australier in Mailand einen Rückstand von 39 Sekunden auf. Doch vor dem letzten Tag in Verona muss er sich deshalb nicht unbedingt fürchten. Denn:
"Der Kurs ist ähnlich wie 2019. Das war damals ein cooles Zeitfahren mit dem Anstieg, der Abfahrt und vor allem der Zielankunft in der Arena", erinnerte sich der Bora-Profi. Sechs Sekunden war er damals nur langsamer als Carapaz, der die Gesamtwertung für sich entschied. "Dort wird jede Sekunde zählen. Es ist aber ein gutes Zeitfahren für mich", schilderte Hindley, der vom Rosa Trikot träumt. Dieses trug er nur einen Tag 2020, im finalen Zeitfahren, nachdem er es erst am vorletzten Tag erobert hatte.
Wechsel zu Bora als Neustart
Seit seinem ersten großen Erfolg mit dem zweiten Gesamtrang damals lief es für den jungen Australier alles andere als rund. "Es war frustrierend. Ich wollte beweisen, dass ich auf diesem Niveau fahren kann. Der Wechsel zu Bora war ein Neustart für mich, zurück zum Niveau, in dem man um Siege mitfährt", sagte er nun.
Schon ab dem ersten Teamcamp fühlte sich Hindley wohl bei den Raublingern. Auch, dass die Einsätze der Kapitäne schon früh feststanden, mochte er. "Der Plan für den Giro und wer ihn fährt stand früh. Wir haben den Fokus voll auf das Klassement gelegt und jeder steht zu 100 Prozent dahinter. Der Einsatz ist groß, den wir in dieses Rennen stecken", erklärte der 26-Jährige.
Denn auch für seine Mannschaft geht es um den historisch ersten Grand-Tour-Erfolg. Noch nie konnte das Team in dieser Form um den Gesamtsieg bei einer der drei dreiwöchigen Landesrundfahrten kämpfen und reiste sogar mit drei Kapitänen zum Grande Partenza. "Das ist ganz normal, dass man mit mehreren Karten in ein solches Rennen geht. Und Wilco und Emu sind in toller Form", blickte Hindley auf den Bora-Dreizack, der aber mit ihm und Buchmann nur mehr zwei Spitzen für die finale Woche übrig hat.
Der Australier hat mit seinen sieben Sekunden Rückstand sicher das beste Blatt im Team, aber auch der Deutsche ist mit seinen knapp zwei Minuten Rückstand noch nicht abgeschrieben. Die 16. Etappe, die laut Hindley episch wird, könnte noch so einiges verändern.
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