RSNplusInterview mit Trainer Dan Lorang

“Buchmann, Hindley und Kelderman sind bereit für den Giro“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "“Buchmann, Hindley und Kelderman sind bereit für den Giro“"
Trainer Dan Lorang betreut bei Bora - hansgrohe Emanuel Buchmann, Lennard Kämna, Matthews Walls, Sam Bennett, Cian Uijtdebroeks und Max Schachmann | Foto: Felix Mattis

05.05.2022  |  (rsn) - Der Giro d'Italia soll für Bora – hansgrohe der Höhepunkt der Saison 2022 werden. Das Raublinger Team startet mit Emanuel Buchmann, Wilco Kelderman und Jai Hindley, um endlich bei einer Grand Tour einen Podiumsplatz zu erobern. Doch der Dreizack ist nach Stürzen und Krankheiten nicht so geschliffen scharf wie gewünscht. Wir sprachen vor dem Start mit Trainer Dan Lorang:

___STEADY_PAYWALL___ Wen betreuen Sie bei Bora – hansgrohe?
Dan Lorang: "Emanuel Buchmann, Lennard Kämna, Matthews Walls, Sam Bennett, Cian Uijtdebroeks und Max Schachmann"

Ihr Team wurde in diesem Frühjahr durch viele Verletzungen und Krankheitsfälle gebeutelt...
Lorang: "Prinzipiell hatte ja das ganze Peloton Probleme mit Krankheiten. Mit Infekten, die sich nicht so darstellten, wie man es normal kennt, die langwieriger waren. Mit zwei, drei Tagen Ruhe und dann wieder locker anfangen war es nicht getan. Die Krankheiten habe sich oft sehr lange hingezogen."

Auch Emanuel Buchmann war betroffen!
Lorang: "Ja, Emu ist nach der Baskenland-Rundfahrt krank geworden und musste während der letzten Etappe aussteigen. Seine Krankheit hat sich auch länger hingezogen. Deshalb haben wir das zweite Trainingscamp in der Sierra Nevada etwas verschoben, aus dem er jetzt direkt zum Giro-Start flog. Es lief einfach nicht so, wie man es kennt."

Beim letzten Giro konnte Emanuel Buchmann während der 11. Etappe über die Strade Bianche von Perugia nach Montalcino mit Egan Bernal mithalten. Ob er wieder so in Form kommt, muss der Rennverlauf zeigen. | Foto: Cor Vos

Wie denn?
Lorang: "Dass man mal krank wird, sich etwas schont. Das war es dann. Es fühlt sich so an, als sei es schwieriger als in den anderen Jahren. Man sieht es auch bei anderen Teams, die teilweise auch bei großen Rennen mit weniger Fahrern an den Start gehen können, als das Kontigent es erlaubt. Bei Paris-Roubaix waren wir auch nur mit sechs statt der erlaubten sieben Leuten dabei. Das macht man ja nicht freiwillig"

Wie ist der Stand vor dem Giro. Sind alle gesund, die dort starten sollen?
Lorang: "Na ja, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich stürzte Wilco Kelderman. Jai Hindley war krank. Das war schon mal suboptimal. Und mit Buchmann war ich gerade im Höhentrainingslager, vor dem er krank war. Da muss man immer sehr aufpassen, weil das für das Immunsystem sehr anstrengend ist. Auf der anderen Seite bringt ihm die Höhe sehr viel. Wir hätten das nicht gemacht, wenn Emu zum Anreisezeitpunkt nicht gesund gewesen wäre. Aber der Körper reagiert noch sehr sensibel und man muss von Tag zu Tag das Training planen. Das sind sicher nicht die besten Voraussetzungen, wenn die drei Klassementfahrer noch zwei Wochen vor dem Start angeschlagen sind."

Wilco Kelderman stürzte kurz vor dem Giro. | Foto: Cor Vos

Wie geht es Kelderman?
Lorang: "Wilco musste zwar genäht werden und hatte verschiedene Schürfwunden. Wir gehen aber davon aus, dass er beim Giro starten kann.

Und Hindley?
Lorang: "Jai kuriert gerade eine Erkältung aus. Da kann man nur 'Abwarten und Tee trinken', wie man so schön sagt. Jai geht aber wie Emu und Wilco gesund an den Start. Der Giro ist drei Wochen lang, da kann man noch viel machen. Wir hatten Anfang des Jahres einen guten Plan für Italien. Aber jetzt sieht man, dass Plan und Realität voneinander abweichen können. Wir bleiben zuversichtlich. Die drei sind bereit für den Start!"

Jai Hindley ist einer der drei Spitzen, mit denen Bora - hansgrohe die Gesamtwertung des Giro angreifen will. | Foto: Cor Vos

Es fiel auf, dass Lennard Kämna wieder sehr gut aus seiner Pause zurückkehrte.
Lorang: "Ja, er ist seinen typischen Stil gefahren, auf Angriff und Etappenjagd. Das tut ihm sehr gut. Wir sind auch überzeugt, dass die Kombination mit Tour of the Alps und dann Giro ihn noch ein Stück vorwärts bringen wird. Wir werden sehr vorsichtig mit ihm sein. Aber er ist einer, der beim Giro helfen und auf Etappenjagd gehen kann. Er ist ein richtiger Rennfahrer, er fährt, um zu gewinnen. Aber für die Gesamtwertung haben wir andere Kandidaten. Er lebt ja von der Stimmung. Von daher bin ich gespannt, wie er durch den Giro kommt."

Aleksandr Vlasov gehört zwar nicht zu ihren Schützlingen, aber er ist in einer Traumform. Wäre er nicht ein sicherer Kandidat für den Giro?
Lorang: "Nein, da müssten schon größere Ausfälle passieren, damit wir ihn einsetzen müssten. Er hat in dieser Saison schon viele Rennen absolviert. Es wäre fahrlässig, ihn zu schicken. Dann würde er eventuell in der zweiten Woche durchhängen und käme später auch nicht mehr zur Tour in Form. Da hätten wir alle nichts davon. Es besteht die Gefahr, dass man, wenn einer mal gut fährt, versucht, ihn überall einzusetzen. Aleksandr ist auch nur Mensch. Er macht jetzt eine Pause und geht dann zur Tour."

Buchmann war vor der Tour de France 2019 besser in Form, damals wurde er Vierter. Jetzt kommt sein Leistungshöhepunkt schon viel früher, aber er kann keine Ergebnisse wie vor drei Jahren aufweisen.
Lorang: "2019 war für ihn eine Saison wie aus dem Bilderbuch. Also man plante sie, schrieb sie auf und er zog sie ohne Einschränkungen durch. Er war ja die ganze Saison stark und lieferte auch nach der Tour noch gute Ergebnisse ab. Heute weiß man das zu schätzen, so eine Saison zu haben. Diesmal gab es Corona, Krankheiten. Deshalb war er bis zum Baskenland auch nicht im Höhentrainingslager gewesen. Er hat aber immer beste Leistungen erbracht, wenn er vorher in der Höhe war. Er springt darauf sehr gut an."

Lennard Kämna ist die Wundertüte des Teams. Wie gut ist er nach seiner Pause schon wieder in Form? | Foto: Cor Vos

Wie weit ist er von einer guten Form entfernt?
Lorang: "Wir nähern uns langsam an. Im Baskenland fuhr er schon gut, arbeitete sehr stark für das Team, wurde dann aber krank. Jetzt versuchen wir das beste daraus zu machen. Das heißt nicht, dass er nicht in Form sein wird. Wie 2019 ist er aber nicht drauf"

Wie gut ist Max Schachmann drauf? Sein Zeitfahren in der Romandie, wo er Platz fünf belegte, war gut!
Lorang: "Dort war sein Ziel, durchzufahren, Rennkilometer zu sammeln und dem Team zu helfen. Das Zeitfahren war sicher gut für den Kopf. Aber er war nicht dort, weil er in Topform war und eventuell gewinnen könnte. Nach diesem Frühjahr, das ja nicht gut war, geht für ihn die Planung in Richtung Tour"

Ihre Prognose für den Giro
Lorang: "Wir werden ein gutes Rennen abliefern!"

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