RSNplusAnalyse zu Le Samyn

Mit Trentin gewann der Stärkste und der Cleverste

Foto zu dem Text "Mit Trentin gewann der Stärkste und der Cleverste"
So cool wie Matteo Trentin (UAE Team Emirates) während Le Samyn war, so entspannt gab er sich auch nach seinem Sieg | Foto: Cor Vos

01.03.2022  |  (rsn) - Die Aufgabe, die sich Matteo Trentin und sein UAE Team für Le Samyn (1.1) gestellt hatten, war keine einfache. Es ging darum Titelverteidiger Tim Merlier (Alpecin - Fenix) und Kuurne-Sieger Fabio Jakobsen (Quick-Step Alpha Vinyl) abzuhängen, denn gegen den Belgier und den Niederländer wäre der Italiener im Schlusssprint nach 209 Kilometer in Dour wohl chancenlos gewesen. Mit einer taktisch starken Vorstellung, aber auch mit den entsprechenden Beinen ausgestattet, gelang es Trentin den Plan perfekt umzusetzen.

In den rennentscheidenden Phasen war es immer wieder der UAE-Profi, der das Tempo erhöhte und in AG2R Citroën für Stan Dewulf und Oliver Naesen sowie Lotto Soudal für Victor Campenaerts Gleichgesinnte fand. In einer ersten Tempoverschärfung knapp 50 Kilometer vor dem Ziel initiierte Trentin eine gut 25 Fahrer starke Gruppe, in der zwar Merlier saß, dafür aber Jakobsen fehlte.

___STEADY_PAYWALL___ In die Karten spielte Trentin dabei sicherlich, dass Quick-Step nicht seine stärkste Klassikertruppe an die Seite von Jakobsen gestellt hatte. So standen mit Stan Van Tricht und Ethan Vernon zwei Neo-Profis im Aufgebot, hinzu kam Bert Van Lerberghe, der am Sonntag noch krankheitsbedingt Kuurne-Brüssel-Kuurne absagen musste und am Dienstag auch noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war.

Ging immer wieder bei Le Samyn in die Offensive: Matteo Trentin. Foto: Cor Vos

Van Lerberghe hatte es immerhin mit Josef Cerny in die große Gruppe geschafft, dadurch war Jakobsen aber im Feld mit gerade einmal vier Helfern vertreten und konnte sich zudem kaum Unterstützung bei der Nachführarbeit erhoffen. Denn mit Ausnahme von Jumbo - Visma waren alle großen Teams in der Favoritengruppe vertreten und die Niederländer - angetreten mit einem unerfahrenen Mix aus Profis und Gastfahrern aus dem Development-Team - hätten keinen Nutzen gehabt, Jakobsen dabei zu helfen, wieder den Anschluss nach vorne zu finden.

Eingangs der Schlussrunde machte sich Trentin schließlich daran, seinen zweiten scharfen Widersacher an der Spitze aus der Verlosung zu nehmen. Mit einer Tempoverschärfung kreierte der UAE-Profi eine neue neun Fahrer starke Spitzengruppe, in der Merlier diesmal fehlte. Zwar saß dessen Teamkollege Dries De Bondt in der Gruppe und auch Quick-Step hatte Cerny und Van Lerberghe mit dabei - die sich allesamt bei der Nachführarbeit mit Verweis auf ihre Kapitäne dahinter zurückhielten. Doch mit dem starken Campenaerts, Dries Van Gestel (TotalEnergies), Loïc Vliegen (Intermarché - Wanty - Gobert) und dem Ex-Sieger Hugo Hofstetter (Arkea - Samsic) waren doch vier weitere Fahrer in die Gruppe, die an der Konstellation Gefallen hatten.

/>Die Gruppe harmonierte bis ins Finale überraschend gut, aber immer wieder war es auch Trentin, der das Tempo hochhielt und acht Kilometer vor dem Ziel mit einem Antritt auf einem Kopfsteinpflasterstück Cerny aus der Gruppe fuhr, so dass vorne kein Team mehr doppelt vertreten war. In einem taktisch geprägten Finale wäre das für Quick-Step der Joker gewesen, denn man hätte abwechselnd attackieren können. So war es aber Mann gegen Mann.

Als es auf den Schlusskilometer ging und die Spitzengruppe noch 25 Sekunden hatte, verlor Trentin auch nicht die Nerven, als es mit der Einigkeit in der Gruppe vorbei war. Nach Stehversuchen setzte sich der 32-Jährige im leicht bergaufführenden Finale immer wieder an die Spitze, sorgte dafür, dass die Gruppe wieder Fahrt aufnahm. Mit seiner Erfahrung war es auch kein Problem, dass er so kurz vor dem Ziel in der eigentlich ungünstigen ersten Position fuhr, da hier die Gefahr, von hinten von einem Antritt überrascht zu werden, besonders groß ist.

Nach der starken Vorstellung war die Freude groß bei Matteo Trentin. Foto: Vor Vos

Trentin aber fuhr es clever, fuhr meistens auf einer Straßenseite und nicht in der Mitte. So waren Attacken nur von einer Seite möglich, dazu drehte sich der ehemalige Europameister immer wieder um. Dabei hatte er natürlich auch etwas Glück, denn gerade als Van Gestel seinen Sprint eröffnete, hatte sich Trentin wieder umgedreht und konnte direkt reagieren.

Er setzte sich an das Hinterrad des Belgiers und profitierte dabei auch von der der Sprintweise des 27-Jährigen. Denn dieser fuhr eher in der Straßenmitte und ermöglichte es Trentin so, zwischen Van Gestel und der Bande seinen Sprint zu eröffnen. Ein ausgebuffter Sprinter hätte hier wohl die Tür zugemacht und der Sprint wäre für Trentin in einer Sackgasse oder auf dem Asphalt geendet.

So aber war der Weg frei für Trentin, während sich dahinter sein schärfster Sprintkonkurrent Hofstetter um die anderen Fahrer erst herumschlängeln musste. Er hatte am Ende zwar die höchste Endgeschwindigkeit, an Trentin reichte er aber nicht mehr heran.

 

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)