Rücktritt nach zwölf Jahren bei Bora - hansgrohe

Schillinger:“Mir steckt immer noch der Unfall in den Knochen“

Von Matthias Seng

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Andreas Schillinger (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

29.07.2021  |  (rsn) - Mit den angekündigten Abschieden von Pascal Ackermann und Peter Sagan wird es bei Bora - hansgrohe zum Saisonende zu einem großen personellen Umbruch kommen. Mit den beiden Stars werden auch zahlreiche Helfer den Rennstall von Manager Ralph Denk verlassen. Einer davon ist Andreas Schillinger, der seit der Gründung des Teams im Jahr 2010 - damals noch als NetApp - dabei ist und den Aufstieg vom Kontinental-Niveau bis in die WorldTour mitgemacht hat.

Allerdings hat der Amberger bereits im Frühjahr die Entscheidung getroffen, nach 16 Jahren auf hohem Niveau das Rad an den Nagel zu hängen. “Mir steckt immer noch der Unfall in den Knochen. Ich bin nicht mehr auf meinem früheren Niveau“, sagte Schillinger zu radsport-news.com und meinte damit den dramatischen Trainingsunfall vom Januar am Gardasee, als eine Autofahrerin den Routinier und mehrere seiner Mannschaftskollegen übersah und ihr Fahrzeug mitten auf die Straße steuerte, auf der die Bora-Gruppe mit rund 40 km/h unterwegs war.

Bei dem Zusammenprall verletzten sich mehrere der Radprofis schwer, Schillinger selbst zog sich mehrere Frakturen an der Hals- und Brustwirbelsäule zu und fiel danach monatelang aus. Zwar konnte er im April beim Scheldepreis seinen angestammten Platz in Ackermanns Sprintzug wieder einnehmen. Zur alten Form fand er aber nicht mehr zurück, wie er eingestand: “Ich kann meine Leistung nicht mehr voll abrufen. Zudem hatte ich früher nie Probleme, jetzt aber zwickt das Knie, ich habe Sitzprobleme oder kann nach einigen Rennstunden den Kopf nicht mehr richtig hochhalten“, zählte er seine Blessuren auf.

Im Frühjahr schon Gespräch mit Denk über den Rücktritt

Deshalb suchte er im Frühjahr den Kontakt zu Teamchef Denk und kündigte an, dass er zum Saisonende seine Karriere beenden werde. “Ich war ursprünglich offen für eine Vertragsverlängerung, aber ich bin Realist und weiß, dass es eng geworden wäre. Ich will zudem nicht nur einfach mitrollen, sondern auch meinen Beitrag leisten und keinem jungen Fahrer den Weg verbauen“, nannte Schillinger die Gründe für seinen Entschluss, nach zwölf Jahren den Raublinger Rennstall zu verlassen.

Die Tatsache, dass zahlreiche Fahrer - darunter nach Informationen von radsport-news.com der komplette Ackermann-Sprintzug mit Schillinger, Rüdiger Selig und Michael Schwarzmann - das Team verlassen wird, bedauerte der 38-Jährige, zumal er 2018/19 als einer der Anfahrer des Pfälzers seine sportlich gesehen beste Zeit bei Bora - hansgrohe erleben durfte - und das im bereits fortgeschrittenen Radsportalter. “Schade, dass es auseinanderbricht, aber so ist das nun mal: Wege kreuzen sich und führen dann wieder auseinander“, kommentierte er die jüngste Entwicklung, die sich auch im Fall von Ackermann bereits vor Wochen angedeutet hatte, als der 27-Jährige nach einem sieglosen Frühjahr von der Teamleitung nicht für die Tour de France nominiert worden war.

“Pascal hat im Frühjahr etwas die Frische gefehlt, das ist aber kein Vorwurf an ihn. Schließlich hatten wir 2020 wegen Corona ein volles Programm bis Anfang November“, erläuterte Schillinger, der sich im Falle von Ackermanns Tour-Debüt theoretisch selber noch Hoffnungen auf seine dritte Teilnahme bei der Frankreich-Rundfahrt hätte machen dürfen. “Zu den Deutschen Meisterschaften hatte ich nochmal ein ganz gutes Niveau, danach aber rutschte ich wieder in ein Tief“, fügte er an.

"Ich wäre gerne noch die Deutschland Tour gefahren"

Nachdem Ackermann zuletzt bei der Sibiu Tour und der Sardinien-Rundfahrt fünf Etappensiege einfahren konnte, zeigte sich auch Schillinger zuversichtlich, dass sein Teamkollege in der zweiten Saisonhälfte noch einige Erfolge wird feiern können. “Ich habe Pascal gesagt, dass es auch schwächere Jahre gibt, und er lernen muss, damit umzugehen. Ich denke, dass er in diesem Jahr noch große Rennen gewinnt, eigentlich ist er ja immer ab August voll da, offenbar liegt ihm dieses Jahreszeit besonders“, meinte er mit Blick etwa auf die Polen-Rundfahrt, die Ackermann bestreiten wird.

Allerdings wird Schillinger dann nicht an der Seite des Pfälzers unterwegs sein. Im Programm des Routiniers stehen Anfang August zunächst in Norwegen das Arctic Race - das er gemeinsam mit Rüdiger Selig bestreiten wird - und die Tour of Norway, ehe die Bretagne Classic im französischen Westen folgen wird. Im September wartet dann noch das in den Herbst verschobene Eschborn - Frankfurt, ehe der Münsterland Giro am 3. Oktober wohl das letzte Rennen seiner Karriere sein wird.

“Ich wäre noch gern die Deutschland Tour gefahren, zumal sie ja in Nürnberg endet, das ist nur eine Stunde Autofahrt von meinem Zuhause entfernt. Aber das Rennen ist für unser Team extrem wichtig und da werden dann nur die besten Leute hingeschickt“, sagte Schillinger, der sich aber schon auf das Saisonfinale freut: “Münsterland als letztes Rennen ist auch sehr schön, daran habe ich gute Erinnerungen“, fügte er an.

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