Knolles Türkei-Tagebuch

Ohne Vorwarnung ging es in einen unbeleuchteten Tunnel

Von Jon Knolle

Foto zu dem Text "Ohne Vorwarnung ging es in einen unbeleuchteten Tunnel"
Jon Knolle (Team SKS Sauerland NRW) führt Tagebuch von der Türkei-Rundfahrt | Foto: Claudia Hauf

19.04.2021  |  (rsn) - Zum letzen Mal "Hallo" von der Tour of Turkey. Gestern ging das Rennen mit der 8. Etappe zu Ende. Und wir sitzen gerade im Flieger Richtung Heimat.

Da wir nur noch zu dritt waren, war der Plan für uns einfach: Auf die anderen schauen und mit Auge attackieren. Die ganze Etappe war dann jedoch eine einzige Attacke. Über zwei Stunden schaffte es keine Gruppe, sich entscheidend zu lösen.

Die Gesamtwertung war noch offen. Delko und Alpecin - Fenix trennte hier lediglich eine Sekunde. Somit hielten die Sprinterteams sowie Alpecin - Fenix aufgrund der möglichen Bonussekunden an den zwei Zwischensprints das Feld zusammen. Erneut starke Windböen und einige eklige Wellen erschwerten das Rennen noch mehr. Nach knapp vierzig Kilometer Seitenwind ging es dann den Rest der Etappe mit Rückenwind Richtung Kusadasi ins Ziel.

Verrückt würde es besonders in der zweiten Hälfte: Ohne Vorwarnung fuhren wir plötzlich in einen unbeleuchteten Tunnel, kurvig und auf einer Abfahrt. Zwar nur 500 Meter, einige Fahrer hielten jedoch an, manche stürzten. Vorn wurde durchgezogen, das spaltete das Feld. Für eine Rundfahrt dieser Größe eine fragwürdige Situation.

Wir  fuhren mit Auge einige Attacken mit. Schließlich aber versuchten wir, die letzten Körner für das Finale zu sparen. Und das wurde wieder hart. Drei Wellen auf den letzten zwanzig Kilometern zogen uns dann allen so ein bisschen den Zahn. Michel (Gießelmann) allerdings hielt sich bis zum Ende, riskierte im Bergab-Finale aber nichts mehr.

Die letzten sieben Tage spüre ich auf jeden Fall. Nicht nur in den Beinen - besonders der Kopf ist müde von den immer gleichen Tagesabläufen. Was in den ersten Tagen noch einfach ist, läuft nach einer Woche deutlich schwerfälliger. Angefangen bereits bei einfachen Dingen wie umziehen, packen über Taktik und Rennen planen bis hin zu Motivation und Konzentration über die komplette Distanz zu halten.

In dieser Hinsicht können wir alle, sowohl Fahrer als auch Betreuer, einiges mitnehmen. Die Rundfahrt wurde von uns unglaublich spontan organisiert - von Null auf Hundert. Dafür lief bereits Vieles sehr gut. Besonders wenn man bedenkt, dass nur vier Betreuer dabei waren. An der Stelle nochmal ein großes Danke!

Auf der anderen Seite haben wir Fehler gemacht, aus denen wir lernen werden. Wir alle sind ein Stück gewachsen. Für die Zukunft, gerade für die kommende Saison, waren das wertvolle Erfahrungen. Mit drei Top-15-Platzierungen und den vielen Kilometern im Wind sowie dem geschlossenem Auftreten können wir alle zufrieden sein, besonders fürs erste richtige Rennen der Saison.

Hoscacal, Tschüss! Der Flieger landet heute Mittag in Düsseldorf.

Euer Jon

PS: Ich freue mich über jeden, der unsere Reise hier verfolgt, mit uns gehofft und mitgefiebert hat. Ich hoffe, ich konnte ein paar spannende Einblicke geben. Vielleicht bis bald!

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