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19.09.2020 | (rsn) - Die 107. Tour de France ist Richie Portes 15. GrandTour. Bei mehreren davon war der mittlerweile 35-jährige Australier als Mitfavorit gestartet, doch Sturzpech, Defekte oder ein schwarzer Tag in den Bergen bremste ihn aus, so dass es bisher noch zu keiner einzigen Podiumsplatzierung reichte. Bei seiner letzten dreiwöchigen Rundfahrt als Kapitän konnte Porte diese Lücke in seinen Palmares aber nun schließen. Nach einer starken zweiten Tourhälfte wird er als Gesamtdritter in Paris auf dem Podium stehen.
"Ich bin hierher gekommen und meine Frau hat unser zweites Kind auf die Welt gebracht. Jetzt mit einem Podiumsergebnis nach Hause zu fahren ist absolut unglaublich. Ich werde immer dieses Foto jetzt an meiner Wand haben, wo ich mit zwei anderen großen Champions stehe. Mein Ziel war es immer, dass sich meine Eltern ein Foto von mir auf dem Tourpodium an die Wand hängen können", erklärte Porte nach seiner herausragenden Zeitfahrleistung am Samstag überglücklich.
Eine Glanzleistung im Kampf gegen die Uhr hatte es auch gebraucht, um noch den 1:39 Minuten vor ihm liegenden Miguel Angel Lopez (Astana) abzufangen. Schon auf den ersten 30 Kilometern allerdings hatte der Kapitän von Trek - Segafredo seinen Rivalen virtuell überholt und drehte dann im Anstieg nach dem geplanten Wechsel auf sein Straßenrad richtig auf. An der Planche des Belles Filles fuhr Porte schließlich die drittbeste Zeit, auf die Sekunde genau wie der Tageszweite Tom Dumoulin (Jumbo - Visma). So nimmt der Routinier deutliche 2:28 Minuten an Vorsprung auf den neuen Gesamtvierten Mikel Landa (Bahrain - McLaren) mit auf die Fahrt nach Paris.
"Nicht immer ein lustiges Rennen gewesen"
Allerdings waren die drei Wochen für den Tasmanier alles andere als ein Zuckerschlecken. "Es ist ein nicht immer lustiges Rennen für mich hier gewesen. Ich hatte so viele Enttäuschungen, Stürze und Dramen zu verkraften - auch dieses Jahr wieder", so Porte. Auf der 7. Etappe war er auf der Windkante ins Hintertreffen geraten und hatte in Lavaur 1:21 Minuten eingebüßt - ebenso übrigens wie der kommende Toursieger Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates). Platz 20 im Gesamtklassement am Ende der ersten Woche war sicherlich nicht das, was sich Porte vorgenommen hatte.
Doch er kämpfte sich zurück, in den Bergen wurde er immer stärker. An Primoz Roglic (Jumbo - Visma) und Pogacar kam der Australier zwar nicht vorbei, doch er entpuppte sich immer mehr als “best of the rest“. Und auf den Flachetappen hörte er auf den Rat seiner Frau, sich fortan im Feld möglichst weit vorne aufzuhalten. Nach der Geburt von Töchterchen Eloise sagte sie ihm: "Fahr weiter, aber bummel bloß nicht hinter dem Feld rum. Dann werde ich sauer", berichtete Porte.
Schrecksekunden mit Glück und Geschick gemeistert
Und Schrecksekunden wurden dieses Mal mit Glück und Geschick gemeistert. Bei der Ankunft in Lyon etwa wurde Porte im Finale durch einen Defekt gestoppt, doch Trek - Segafredo war auf die schlechten Straßen vorbereitet und stellte eigens Kenny Elissonde als Bodyguard ab, der im Falle einer Panne sofort mit demgleichgroßen Porte das Rad wechseln sollte.
Auch auf der Schotterpassage der 18. Etappe am Col de Glieres schlug die Defekthexe zu, und diesmal hatte Porte keine Helfer mehr an seiner Seite. Dennoch schaffte er auf den letzten 30 Kilometern wieder den Sprung nach vorne - auch weil ihm Wout Van Aert und Tom Dumoulin (beide Jumbo - Visma) bei der Aufholjagd unterstützten. "Es ist schön, Freunde im Peloton zu haben, und ich würde das Gleiche für sie tun, wenn ich es könnte“, sagte er nach der Etappe.
"Platz drei fühlt sich wie ein Sieg an"
Im alles entscheidenden Einzelzeitfahren musste Porte sich dann nicht auf Schützenhilfe verlassen, sondern verdiente sich den Podiumsplatz aufgrund seiner individuellen Stärke. "Als mein Sohn Luca geboren wurde, habe ich die Tour de Suisse gewonnen. Jetzt bin ich Dritter geworden, in wohl meiner letzten Tour mit einer Leaderrolle. Es fühlt sich wie ein Sieg an.“, erklärte er.
Speziell mit der Tour hat Porte nun seinen Frieden geschlossen. Für die kommenden beiden Jahre will er nun wieder als Edelhelfer ins zweite Glied rücken. Für welches Team, das ist noch nicht bekannt. Als erste Interessenten werden Ineos Grenadiers und Israel Start-Up Nation genannt.
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