Franzose feierte zwei Etappen- und den Gesamtsieg

Démare stellte in der Wallonie die belgischen Stars in den Schatten

Foto zu dem Text "Démare stellte in der Wallonie die belgischen Stars in den Schatten"
Arnaud Démare (Groupama - FDJ) hat die Tour de Wallonie gewonnen. | Foto: Cor Vos

20.08.2020  |  (rsn) - Arnaud Démare (Groupama - FDJ) hat die Tour de Wallonie mit einem Paukenschlag beendet. Der 28-jährige Franzose konnte sich auf der hügeligen Schlussetappe zwischen Blegny und Erezée gegen die favorisierten Philippe Gilbert (Lotto Soudal) und Greg Van Avermaet (CCC) durchsetzen und somit neben dem Tagessieg auch souverän die Gesamtwertung holen.

Die 199 Kilometer lange Strecke im Südosten Belgiens hatte es in sich: Insgesamt sieben Bergwertungen warteten am letzten Tag der Wallonien-Rundfahrt auf die 142 Fahrer. 8,5 Kilometer vor dem Ziel sollte die Côte de Beffe zum Scharfrichter werden. Tatsächlich zerfiel das Feld hier in viele Teile, die erste Gruppe konnte den Gesamtführenden Démare allerdings nicht entscheidend distanzieren. Jhonatan Narvaez (Inoes) sorgte mit einer Soloattacke auf der Kuppe der Côte de Beffe für Spannung, erst auf dem letzten Kilometer, der ebenfalls ansteigend verlief, konnte die Groupama – FDJ Mannschaft den Ecuadorianer stellen und so den Weg zum Sprint und Doppelsieg ihres Kapitäns ebnen.

Dabei galt die Etappe eigentlich als zu schwer für den Franzosen. Dementsprechend begeistert zeigte sich dessen Sportlicher Leiter Frédéric Guesdon. “Man musste stark sein, um an der Beffe nicht zu weit hinter die Besten zu fallen, zurück zu kommen und dann auch noch Kraft für den Sprint zu haben. Wenn Arnaud in Form ist, ist er im Stande, Großes zu leisten“, so der ehemalige Paris – Roubaix-Sieger auf dem Twitter-Kanal des Teams.

Damit übertrieb der 48-Jährige nicht. Denn als Gilbert zu seinem mächtigen Schlussprint ansetzte, konnte etwa Van Avermaet seinem Landsmann nicht folgen. Nur Démare blieb kurz hinter Gilbert zurück. Der allerdings zog am ehemaligen Weltmeister rund 50 Meter vor dem Ziel noch unwiderstehlich vorbei. Alle anderen Sprinter lagen zu diesem Zeitpunkt mehrere Minuten hinter den Besten des Tages.

“Angesichts der Strecke hätte ich zu Beginn der Woche nicht gedacht, dass ich den Gesamtsieg würde holen können", sagte Démare, “aber mein Team war sehr stark und nach dem Gewinn der 2. Etappe wollten wir nichts ausschließen. Mit den Zeitboni hatten wir heute auch einen kleinen Vorteil. Der Parcours der vergangenen beiden Tage war auch für mich gemacht, nach den Anstiegen folgten noch einige Kilometer, auf denen ich versuchen konnte, wieder den Anschluss zu finden.“ Für Démare waren es bereits die Siege Nummer drei und vier nach der Corona-Pause. Zuvor hatte der Franzose bereits Mailand – Turin und die 2. Etappe der Wallonien-Rundfahrt für sich entschieden. Als kleinen Bonus gewann er zudem noch die Punktewertung.

Über das Trikot des besten Nachwuchsfahrers durfte sich Narvaez freuen. Der 23-Jährige hinterließ in den Anstiegen der beiden letzten Etappen den stärksten Eindruck aller Fahrer. Dries De Bondt (Alpecin - Fenix) gewann die für die Zwischensprints ausgeschriebene Sprintwertung.

Belgier noch nicht in Topform

Traditionell ist die Wallonien – Rundfahrt ein Sprungbrett für unbekanntere Fahrer, meist Belgier, die hier ihre Chance bekommen, um sich bei einem eher mittelprächtigen Startfeld im Fernsehen zu präsentieren. Dieses Jahr gelang das Amaury Capiot (Topsport Vlaanderen – Baloise). Er war im Finale immer bei den Besten und wurde Gesamtdritter. Auch Vorjahressieger Loic Vliegen (Circus – Wanty) hinterließ einen starken Eindruck, hatte am Schlusstag aber Pech, als er in der entscheidenden Phase stürzte.

Dagegen blieben die heimischen Stars vergleichsweise blass. Mit Gilbert, Van Avermaet und Oliver Naesen (AG2R La Mondiale) standen drei der Arrivierten am Start des Rennens. Das Trio wollte sich den letzten Feinschliff für die Tour de France holen. Rundum überzeugen konnte allerdings keiner von ihnen.

Naesen fuhr ein äußerst zurückhaltendes Rennen ohne jegliche Akzente, wurde immerhin noch Gesamtzehnter. Gilbert zeigte auf der 2. Etappe eine starke, aber, weil auf dem Gehweg gefahrene, unerlaubte Attacke und einen kraftvollen Bergaufsprint zwei Tage später. Dagegen konnte er am dritten Tag nicht mit den Besten mitfahren. Auch am Mittwoch folgte er, ohne Eindruck zu machen am letzten Hügel in der Spitzengruppe. Am besten lief das Rennen für den Gesamtzweiten Van Avermaet. Vom ihm wurde vor dem Rennen auch am meisten erwartet. Der Olympiasieger war auf allen Teilstücken vorn dabei.

An der Côte de Beffe am Schlusstag hatte Van Avermaet allerdings viel Mühe, dem von Jelle Vanendert (Bingoal – Wallonie) angeschlagenen Tempo zu folgen. Als Narvaez direkt nach der Kuppe attackierte, musste der 35-Jährige passen. Das gleiche widerfuhr ihm im Finale, als Gilbert zum Sprint ansetzte. “Mir fehlte heute zum Ende etwas die Kraft zum Sieg“, analysierte der CCC-Fahrer selbstkritisch auf Twitter.

Deutlich wurde, dass sich die drei Belgier noch nicht in absoluter Topform befinden. Gilbert hat vor dem Start der Tour am 29. August keinen weiteren Renneinsatz geplant, Naesen und Van Avermaet werden am 25.8. August der Bretagne Classic in Plouay an den Start gehen.

Auch deutsche Fahrer eher unauffällig

Die deutschen Fahrer agierten in Wallonien eher im Hintergrund. Auf der 3. Etappe sorgte John Degenkolb (Lotto Soudal) mit dem dritten Platz für die beste Platzierung eines Fahrers aus Deutschland. Dabei erreichte Alexander Krieger (Alpecin – Fenix) die einzige weitere deutsche Top-10-Platzierung der Rundfahrt.


Mehr Informationen zu diesem Thema

19.08.2020Finale der Schlussetappe der Tour de Wallonie im Video

(rsn) - Arnaud Démare (Groupama - FDJ) hat am Schlusstag der Tour de Wallonie souverän sein Gelbes Trikot verteidigt und sich den Gesamtsieg der viertägigen Rundfahrt durch den südlichen Landestei

19.08.2020Démare mit zweitem Wallonie-Etappenerfolg zum Gesamtsieg

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Tour de

19.08.2020Bennett findet schnell den Glauben an sich selbst zurück

(rsn) - Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) hat am Dienstag nach einem turbulenten Finale die 2. Etappe der Wallonien – Rundfahrt im Sprint eines dezimierten Feldes gewonnen. Er verwies in Visé

19.08.2020Vorschau auf die Rennen des Tages / 19. August

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

18.08.2020Finale der 3. Etappe der Tour de Wallonie im Video

(rsn) - Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) hat in Visé auf nasser Straße die 3. Etappe der Tour de Wallonie gewonnen. Der Irische Meister überspurtete auf der ansteigenden Zielgeraden von der Ma

18.08.2020Wallonie: Bennett ringt Démare und Degenkolb in Visé nieder

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Tour de

18.08.2020Wallonie-Organisation entschuldigt sich für Zustand der Strecke

(rsn) - Die Organisatoren der Tour de Wallonie haben sich im Communiqué zur gestrigen 2. Etappe für den teilweise miserablen Zustand der Strecke entschuldigt. Rennleiter Christophe Brandt reagierte

18.08.2020Fahrer üben sich in Kritik und Sarkasmus zur Wallonie-Strecke

(rsn) - Nach den zahlreichen schweren Stürzen der vergangenen Wochen bei der Polen-Rundfahrt, dem Critérium du Dauphiné und Il Lombardia hat es auch auf der 2. Etappe der Tour de Wallonie mehrfach

18.08.2020Attacke von Gilbert, Stybar und Capiot ging nach hinten los

(rsn) - Philippe Gilbert (Lotto Soudal), Zdenek Stybar (Deceuninck - Quick-Step), Amaury Capiot (Sport Vlaanderen) und Loic Vliegen (Circus - Wanty Gobert) leiteten mit ihrer Attacke das Finale der 2

18.08.2020Vorschau auf die Rennen des Tages / 18. August

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

17.08.2020Finale der 2. Etappe der Tour de Wallonie im Video

(rsn) - Wie schon bei Mailand-Turin vor knapp zwei Wochen hat Caleb Ewan (Lotto Soudal) auch bei der Tour de Wallonie im Sprint gegen Arnaud Demare (Groupama - FDJ) den Kürzeren gezogen. Auf der 2. E

17.08.2020Ewan muss sich auf 2. Etappe Démare geschlagen geben

(rsn) - In der Rubrik Ergebnisse liefern wir in kompakter Form und unmittelbar nach Zieleinlauf einen kurzen Überblick über die Ergebnisse der wichtigsten UCI-Rennen unterhalb der WorldTour.Tour de

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Evenepoel: “Auch bei dieser Tour geht es um Geduld“

(rsn) – Vor seiner zweiten Tour de France gibt sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vorsichtig optimistisch. Nachdem er beim Critérium du Dauphiné gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates –

02.07.2025Thomas will bei seiner Abschieds-Tour nochmals alles geben

(rsn) – Als letztes der 23 Teams hat nun auch Ineos Grenadiers sein Aufgebot für die am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France bekannt gegeben. Der britische Rennstall, der seit 2019, als

02.07.2025Die Teams für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

02.07.2025Giro-Zweiter Del Toro startet bei der Tour of Austria

(rsn) – Es hatte sich bereits angedeutet, aber jetzt wurde von den Organisatoren offiziell bestätigt: Auch der Giro-Zweite Isaac Del Toro (UAE – Emirates - XRG) wird am 9. Uli am Start der Tour o

02.07.2025Giro d`Italia Women im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Erstmals bereits 1988 ausgetragen, zählt der Giro d`Italia Women zu den traditionsreichsten Rennen im Frauenkalender. Radsport-news.com blickt auf die letzten zehn Austragungen der aktuell

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)