Erst nach zwei Stunden den Watthahn aufgedreht

Buchmann: Kein Everesting-Rekord, aber darum ging es auch nicht

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Buchmann: Kein Everesting-Rekord, aber darum ging es auch nicht"
Emanuel Buchmann bei seiner Everest Challenge am Haiminger Berg. | Foto: Rudi Wyhlidal

30.05.2020  |  (rsn) - Emanuel Buchmann ist am Freitag 162,19 Kilometer Fahrrad gefahren und hat dabei 8.861 Höhenmeter überwunden - 13 mehr, als für das Absolvieren der sogenannten "Everest Challenge" nötig sind. Eine beeindruckende Leistung war das, aber auch ein neuer, offizieller Everesting-Weltrekord? Nein.

Den offiziellen Rekord, den der US-Mountainbiker Keegan Swenson mit 7:42 Stunden hält, konnte Buchmann nicht knacken, weil sein Freitags-Ausflug in den Tiroler Bergen gar nicht dem Regelwerk des 2014 ins Leben gerufenen 'Everesting' entsprach: Demnach müssen alle Höhenmeter im selben Anstieg absolviert werden, durch ständiges Rauf- und Runterfahren - mehr dazu hier.

Buchmanns Team Bora - hansgrohe war das durchaus bewusst, weshalb in der anschließenden Pressemitteilung zum epischen Ritt des Tour de France-Vierten vom 'inoffiziellen Rekord' die Rede war. Den habe Buchmann mit 7:28 Stunden reiner Fahrzeit um zwölf Minuten verbessert - und schon war die Verwirrung perfekt: In der kurzfristigen Berichterstattung ignorierten viele Medien das Wort 'inoffiziell' und machten einen Weltrekord aus Buchmanns Fahrt, was in der Szene für Aufruhr sorgte. 

Doch am Abend stellte die Hells 500 Group, die den Rekord verwaltet, klar: Den offiziellen Rekord hält weiterhin der US-Mountainbiker Keegan Swenson in 7:42 Stunden Gesamtzeit vom Startschuss bis zum Zielstrich, also inklusive kurzer Pinkel- oder Essenspausen.

Eine Enttäuschung für Buchmann? Keineswegs. Denn der Weltrekord war von Beginn an kein Thema. Schon in der Ankündigung seiner Everest Challenge, die gleichzeitig der Anlass für eine Spendensammlung zugunsten des deutschen Kinderhilfswerks und des KJC Ravensburg war, hieß es, man rechne damit, dass Buchmann zwischen neun und zehn Stunden unterwegs sein würde. Dass er letztlich weit schneller kletterte, wurde erst am Freitag selbst klar.

Nach zwei Stunden von 270 auf 310 Watt 'hochgeschaltet'

"Zwischendrin haben wir gemerkt, dass es ihm gut geht - und wir haben natürlich im Vorfeld schon ausgerechnet, was er fahren muss, um an die eigentliche Rekordzeit heranzukommen. Und wenn es dann läuft, hält man es natürlich nicht mehr auf", erklärte Buchmanns Trainer Dan Lorang radsport-news.com. "Wir wollten natürlich schon, dass eine gute Zeit herauskommt, aber das war nicht das primäre Ziel. In erster Linie ging es darum, diese Höhenmeter zu schaffen und zu schauen, wie er darauf reagiert - und gleichzeitig etwas für unsere Sponsoren sowie einen guten Zweck zu tun."

In den ersten zwei Stunden trat Buchmann am Berg durchschnittlich rund 270 Watt, erst danach erhöhte er, weil er sich gut fühlte auf rund 310 bis 320 Watt, schilderte Bora - hansgrohe-Pressesprecher Ralph Scherzer. Die ersten Paarhundert Meter absolvierte Buchmann auch noch Seite an Seite mit seinem Teamchef Ralph Denk und Bora-Boss Willi Bruckbauer.

Dem Ötztal zuliebe kein offizieller Rekordversuch

Den Strich durch die Rekord-Rechnung machte man sich ohnehin bereits mit dem Startpunkt: Um dem Partner Ötztal Tourismus gerecht zu werden, begann Buchmann seinen Ritt in Ötz und fuhr zunächst von der südwestlichen Seite über den Ochsengarten hinauf auf den Haiminger Berg - ein deutlich weniger steiler Anstieg als die Nordseite, die er dann für das weitere Sammeln der Höhenmeter nutzte, die streng genommen aber nicht im Ötztal liegt.

"Die Nordseite ist einfach steiler und dadurch kann man schneller die Höhenmeter machen. Im Grunde genommen war Emu also dadurch, dass er auf der anderen Seite gestartet ist, was ja den Everesting-Regeln widersprach, eigentlich sogar langsamer als er hätte sein können. Es ist natürlich hätte, wäre, wenn: Aber wäre Emu nur auf der Nordseite gefahren, wäre er wahrscheinlich noch schneller gewesen", so Lorang, dessen berühmtester Athlet, Jan Frodeno, vor wenigen Wochen bereits eine komplette Ironman-Distanz in seinem Haus im spanischen Girona absolvierte, als dort Corona-Lockdown herrschte. 

Nun hat mit Buchmann der zweite Lorang-Athlet in kürzester Zeit eine sehr außergewöhnliche Leistung erbracht. Lorang versicherte aber lachend: "Ich hatte beide Male keine Schuld! Es waren beides die Ideen der Sportler."

Weitere Radsportnachrichten

11.09.2025Sprinterfest in der Schinkenstadt

(rsn) - Bevor die Vuelta für die Entscheidung im Gesamtklassement nochmal ins Hochgebirge abbiegt, steht ein letzter Tag für die Sprinter im Programm. Auf den 161,9 Kilometern von Salamanca nach Gu

11.09.2025Vine: “Für ein wirklich schweres Rennen ist nun alles angerichtet“

(rsn) – Nach bislang sieben Etappenerfolgen bei der Vuelta a Espana brannte das Team von UAE – Emirates – XRG auf der 18. Etappe das nächste Feuerwerk ab. Auch wenn nur neun Zehntel zum Tagess

11.09.2025Carboni von UCI vorläufig gesperrt

(rsn) – Giovanni Carboni (Unibet – Tietema Rockets) wurde vom Weltradsportverband UCI wegen auffälliger Werte im sogenannten Blutpass vorläufig gesperrt. Die ermittelten Daten stammen aus der le

11.09.2025Almeida: “Das Leben basiert auf ‘Was-Wäre-Wenns‘“

(rsn) – Im verkürzten Zeitfahren der Vuelta a Espana hat sich Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) seinen zweiten internationalen Sieg dieser Saison gesichert. Auf der 18. Etappe war er nach 12,2 Kilom

11.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 18. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

11.09.2025Ganna bejubelt nach Geduldsprobe Zeitfahrsieg vor Vine

(rsn) – Eigentlich war es eine schnelle Angelegenheit für Filippo Ganna. Nach genau 13 Minuten auf der Strecke der 18. Etappe der Vuelta a Espana war sein Arbeitstag auch schon wieder beendet. Doch

11.09.2025Bredewold springt für gestürzte Kopecky in die Bresche

(rsn) – Nach ihrem Auftaktsieg bei der Tour de l´Ardèche (2.1) hat Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nach einem Sturz auf der 3. Etappe die Rundfahrt vorzeitig verlassen müssen. D

11.09.2025Del Toro clever und stark: Mexikaner gewinnt Coppa Sabatini

(rsn) – Isaac Del Toro (UAE – Emirates – XRG) hat bei den italienischen Herbstklassikern weiterhin alles unter Kontrolle. Der 21-jährige Mexikaner sicherte sich in der Toskana auch die 73. Copp

11.09.2025Coquard bleibt bei Cofidis, Juul-Jensen verlängert mit Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

11.09.2025Nach Giro-Sturz: Brenner wollte Karriere beenden

(rsn) – Auch wenn er beim Giro della Toscana nicht ins Ziel kam, so ist die Tatsache, dass Marco Brenner (Tudor) erstmals nach seinem Sturz auf der 19. Etappe des Giro d’Italia wieder ein Radrenne

11.09.2025Gall hofft für die letzten Vuelta-Tage auf bessere Beine

(rsn) – Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) gehört zu denjenigen Fahrern, die über die Verkürzung des heutigen Einzelzeitfahrens der Vuelta a Espana nicht traurig sein dürften. Auf den j

11.09.2025Pogacar äußert Verständnis für Ayusos vorzeitigen Abschied

(rsn) – Tadej Pogacar hat Verständnis für den vorzeitigen Abschied von Juan Ayuso UAE – Emirates – XRG, will sich aber offensichtlich nicht in den Disput zwischen dem Spanier und dem Team einm

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Turul Romaniei (2.2, ROU)