Talente im Blick: David Dekker

“Er hat eine große Zukunft vor sich, das ist sicher“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "“Er hat eine große Zukunft vor sich, das ist sicher“"
David Dekker (SEG Racing) | Foto: Cor Vos

07.05.2020  |  (rsn) – In der Liste der Talente, die 2020 schon mit Siegen aufwarten konnten, ist David Dekker (SEG Racing) der mit Abstand prominenteste Name. Sein Vater Erik Dekker war über Jahre hinweg erfolgreicher Profi und legte seinem Sohn das Radsport-Gen praktisch in die Wiege. Dennoch war David Dekker, was die Ambitionen Profi zu werden betrifft, eher ein Spätstarter.

“Ich bin in der Welt des Radsports groß geworden, aber mein Bruder und ich waren große Fußballfans und haben entsprechend Fußball gespielt als wir jung waren. Mit etwa sieben Jahren wollten wir dann aber auch mit dem Radfahren beginnen. Als ich in meinem zweiten Jahr der U19 war, merkte ich, dass ich das Training und die Rennen mit mehr Ernst angehen wollte und das hat sich dann von Jahr zu Jahr weiter gesteigert“, erklärte Dekker gegenüber radsport-news.com.

Sein Vater Erik unterstützt ihn in seiner Entwicklung bestmöglich. “Allerdings versucht er auch mehr im Hintergrund zu bleiben. Er lässt mich mein eigenes Ding machen, aber wenn ich Rat von ihm brauche, dann ist er immer für mich da“, erklärte der Junior. In der U23 fasste Dekker recht schnell Fuß, doch sein zweites Jahr war aufgrund gesundheitlicher Probleme “sehr schlecht“ verlaufen. “Nach der Saison 2018 entschloss ich mich, einiges zu ändern und das tat ich“, meinte Dekker, der 2019 in die Erfolgsspur zurückkehrte und Niederländischer Meister der U23 wurde.

Im letzten Winter schloss sich der 22-Jährige dann der Talentschmiede von SEG Racing an. “Der Hauptgrund für den Wechsel war der tolle Betreuerstab im Team, der mir bei meiner Entwicklung sehr hilft. Dazu haben wir ein tolles Rennprogramm und das Team genießt einen sehr guten Ruf, wenn es darum geht Sprinter zu entwickeln“, spielte Dekker unter anderem auf den Italiener Alberto Dainese an, der 2019 für das Team fuhr und nach einem starken Jahr in die WorldTour zu Sunweb wechselte.

Bei SEG Racing war man indes schon früh auf Dekker aufmerksam geworden und stand über längere Zeit in Kontakt mit ihm, ehe es mit einem Wechsel klappte. “Wir haben ihm ein auf ihn zugeschnittenes Trainingsprogramm und einen für ihn passenden Rennkalender anbieten können. Er sah das Potential unseres Plans und schloss sich schließlich unserer Akademie an“, erklärte Sportdirektor Aike Visbeek, lange Zeit Coach bei Sunweb, gegenüber radsport-news.com, wie man sich mit Dekker einig wurde.

Dekkers Plan, 2020 früh in Form zu sein, ging auf

Dekker selbst zeigte für sein neues Team auf Anhieb starke Leistungen. Gleich im ersten Rennen beim Ster van Zwolle (1.2) Ende Februar war der Sprinter siegreich und ließ wenige Tage später beim Profirennen Le Samyn (1.1) einen starken dritten Platz folgen. Wiederum fünf Tage später siegte Dekker beim Dorpenomloop Rucphen (1.2). “Ich wollte von Beginn an in guter Form sein und in den ersten Wochen der Saison um Siege mitfahren. Aber zwei Rennen zu gewinnen und vor allem Dritter bei Le Samyn zu werden, war nichts, mit dem ich gerechnet hatte. Aber ich hatte im Winter hart gearbeitet und wusste, dass so etwas durchaus passieren könnte“, meinte Dekker, für den Rang drei bei Le Samyn “unter all den Profis eine sehr spezielle Erfahrung“ war. 

Auch die Sportliche Leitung hatte aufgrund der intensiven Arbeit mit dem Performance Team im Winter und dem Wissen um das Potential die Hoffnung, dass Dekker direkt durchstarten würde. Und Dekker sollte die Erwartungen mehr als übertreffen. 

Visbeek: "Dekker gehört zu den Profis"

Umso enttäuschter zeigte sich Dekker, dass die Saison wegen der Corona-Pandemie eine abrupte Pause einlegen musste und er seine starke Frühform nicht weiter nutzen konnte. “Das ist natürlich sehr traurig und ich denke auch darüber nach, was hätte noch sein können in den nachfolgenden Rennen“, meinte das Talent, um dann aber auch anzufügen. “Die Pause ist ja auf etwas zurückzuführen, was viel größer als der Radsport ist. Das macht es leichter, damit umzugehen und wegen des guten Starts bin ich insgesamt auch etwas gelassener geworden, da ich mich ja schon habe zeigen können“, zog der SEG-Fahrer auch etwas Positives aus der aktuellen Situation. Mit der Planung, früh in der Saison in Form zu sein, hatte Dekker unwissentlich alles richtig gemacht, konnte er vor der Corona-Pause schon abliefern.

Das große Ziel für die Zukunft von Dekker ist es, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und selbst Profi zu werden. “Das ist das erste große Ziel, das ich erreichen möchte.“ Ob die gelieferten Ergebnisse schon reichen, um im kommenden Jahr bei den Profis mitzufahren? Schließlich ist 2020 das letzte U23-Jahr von Dekker. “Natürlich habe ich letzte Saison und auch diese Saison gute Ergebnisse erzielt, aber es sind aktuell seltsame Zeiten im Radsport und ich weiß nicht, welchen Einfluss das für mich haben wird. Ich hoffe, dass ich 2020 noch einige Rennen fahren und mich dort zeigen kann“, gab sich Dekker noch zurückhaltend. Optimistischer zeigte sich dagegen Visbeek. “Die Situation für die U23 Fahrer ist aktuell nicht einfach. Aber wir von SEG Cycling arbeiten hart daran, ihm einen Platz bei den Profis zu ermöglichen, denn dort gehört er hin. Er hat eine große Zukunft vor sich, das ist sicher“, sagte er. 

Sprinter oder Klassikerjäger?

Unklar ist indes noch, in welche Richtung sich Dekker entwickeln wird, Sprinter oder Klassikerjäger? “Da bin ich selbst noch dabei, das herauszufinden. Ich habe das Gefühl, dass mein Sprint es wert ist, daran weiter zu arbeiten und ihn weiter zu entwickeln. Aber auch meine Liebe für Klassiker und von Anfang an Vollgas zu geben, ist sehr groß“, gestand der Niederländer. 

Ähnlich schätzt es auch Visbeek ein. “Er hat einen sehr schnellen Sprint, aber er kommt auch gut durch die harten Eintagesrennen, wie er ja auch bei Le Samyn gezeigt hat. Für mich ist er ein sehr kompletter Fahrer“, meinte Visbeek, der Dekker als perfektes Match für sein Team sieht. “Er ist ein sehr entspannter, cleverer Kerl. Er trägt aktiv zu einer sehr positiven Atmosphäre im Team bei“, lobte der Sportdirektor. Aber über die Saison hinaus wird man ihn beim niederländischen Kontinental-Team nicht halten können. Dann wird Dekker bei einem höherklassigen Team für gute Stimmung sorgen.

Weitere Radsportnachrichten

13.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

13.10.2025Balsamo als Topfavoritin nach China

(rsn) – Die Tour of Chongming Island (2.WWT) bildet den Abschluss der Women’s WorldTour 2025. Drei Tage lang findet das Rennen auf der zweitgrößten chinesischen Insel vor den Toren Shanghais st

13.10.2025Nicolas Vinokurov verlängert bei XDS - Astana

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

13.10.2025Saisonfinale im Fernen Osten: Sprint-Chancen und ein “Scharfrichter“

(rsn) – Die Tour of Guangxi bildet vom 14. bis 19. Oktober das Saisonfinale der UCI WorldTour 2025. Auf den sechs Etappen der chinesischen Rundfahrt werden 1019,9 Kilometer zwischen Fangchenggang un

13.10.2025Seltene Niederlage: Pogacar verliert gegen Amateur

(rsn) – Tadej Pogacar hat am Sonntag eine seltene Niederlage einstecken müssen – und das ausgerechnet bei seiner eigenen Veranstaltung. Bei der "Pogi Challenge" in Slowenien musste sich

13.10.2025Tour of Chongming Island im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Bereits seit 2007 steht die Tour of Chongming Island im Rennkalender der Frauen und zählt seit 2016 zur Women´s World Tour. Die Rundfahrt führt über drei Etappen und kam zumeist den Sprin

13.10.2025Grande Partenza 2026 in Bulgarien

(rsn) – Der Giro d’Italia 2026 wird in Bulgarien beginnen. Dies bestätigte der Präsident der Organisation RCS Urbano Cairo beim Festival dello Sport in Trentino. Das bedeutet, dass die Italien-

13.10.2025Tour of Guangxi im Rückblick: Die ersten neun Jahre

(rsn) - Die erstmals 2017 ausgetragene Tour of Guangxi ist seitdem das letzte WorldTour-Rennen der Saison. Die sechstägige Rundfahrt wird in der autonomen Region Guangxi im Süden Chinas ausgetragen

12.10.2025Biesterbos überrascht bei der Gravel-WM

(rsn) - Nicht zum ersten Mal in dieser Saison bringt ein Fahrer eines Teams außerhalb der WorldTour die Profis der Topliga des Radsports beim Kampf um einen Meistertitel ins Schwitzen. Nachdem in Ita

12.10.2025“Im Finale waren wir vielleicht ein bisschen dumm“

(rsn) – Bis eine Minute vor der endgültigen Entscheidung von Paris-Tours (1.UWT) hatte die Grande Nation noch fest daran glauben können, dass nach dem Vorjahressieg von Christoph Laporte (Visma â

12.10.2025Philipsen: “Mit diesen Jungs auf dem Podium zu sein, ist ein Privileg“

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat die 119. Auflage von Paris–Tours (1.Pro) im Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe gewonnen und damit seinen dritten Sieg beim französischen Herbstklassiker

12.10.2025Trentin gewinnt auch die zweite Version von Paris-Tours

(rsn) – Matteo Trentin (Tudor) hat mit Paris-Tours (1.Pro) den letzten großen Herbstklassiker auf europäischer Bühne im Zielsprint einer Sechsergruppe für sich entschieden. Das traditionsreiche

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Kyushu (2.1, JPN)