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18.01.2020 | (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.
Teil 8: Israel Start-Up Nation
Rückblick 2019: Im Vorjahr gehörte die Mannschaft als Israel Cycling Academy noch zur ProContinental-Kategorie und erzielte eine bemerkenswerte Ausbeute von 29 Siegen. Hervorzuheben sind dabei die Gesamtsiege bei der Ungarn-Rundfahrt durch Krists Neilands sowie bei der Tour of Utah und der Österreich-Rundfahrt durch Ben Hermans. Außerdem gewann Neilands den Grand Prix de Wallonie. Auf WorldTour-Niveau gelang dem Team dagegen kein Sieg. Immerhin verkaufte sich der Zweitdivisionär beim Giro d’Italia ordentlich, zeigte sich in Fluchtgruppen aktiv und erreichte durch Sprinter Davide Cimolai einige Top-Ten-Resultate. Der Aufstieg in die WorldTour glückte durch die Übernahme der Lizenz von Katusha - Alpecin. Die Schweizer Mannschaft absolvierte 2019 zwar eine gute Klassiker-Kampagne (etwa Platz zwei durch Nils Politt bei Paris-Roubaix) und gewann mit Ilnur Zakarin eine Etappe beim Giro d’Italia. Insgesamt blieb Katusha - Alpecin aber einmal mehr hinter den Erwartungen zurück und musste nach dem Ausstieg des Sponsors Alpecin schließlich zum Saisonende aufgelöst werden.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Die personellen Veränderungen sind weitreichend: 16 Fahrer aus der ProContinental-Saison 2019 zählen nicht mehr zum Kader, dafür übernahm die Teamleitung gleich sieben Fahrer von Katusha - Alpecin – darunter Nils Politt, Rick Zabel, Mads Würtz Schmidt, Reto Hollenstein und Daniel Navarro. Prominenteste Verstärkung aber sind Rundfahrtspezialist Daniel Martin (UAE Emirates) und Sprinter André Greipel (Arkéa - Samsic). Ob der mittlerweile 37-jährige Hürther nach einer enttäuschenden Saison beim französischen Zweitdivisionär noch einmal in die Erfolgsspur zurückkehren kann, bleibt abzuwarten. Sein Erfahrungsschatz dürfte hingegen helfen. Das gilt ebenfalls für den gleichaltrigen Australier Rory Sutherland (UAE Emirates). Ein interessanter Neuzugang ist Travis McCabe (Floyd‘s Pro Cycling), der mit 30 Jahren sein Debüt in der WorldTour gibt und in der Vergangenheit mit etlichen Sprintsiegen bei US-Rennen für Aufsehen sorgte. Von Cofidis kam der sprintstarke Allrounder Hugo Hofstetter und vom Team Vorarlberg der Schweizer Patrick Schelling, eine Verstärkung für die Kletterfraktion. Neu ist auch der Name: Aus der Israel Cycling Academy wurde die Israel Start-Up Nation.
Im Fokus: Die Lehrjahre sind endgültig vorbei, mit seinen Ergebnissen aus dem Vorjahr steht Nils Politt künftig als Leistungsträger in der Verantwortung. Den Hürther zeichnet seine Unbekümmertheit aus, er kann zudem aus der Gewissheit, sich bislang in jeder Saison verbessert zu haben, Selbstvertrauen beziehen. Im Frühjahr wird der 25-jährige zum Favoritenkreis für die flämischen Klassiker gehören. Am Jahresende läuft zudem Politts Vertrag aus – möglicherweise kann er sich 2020 auch für höhere Aufgaben bei größeren Teams empfehlen.
Aufgepasst auf … Ben Hermans. In den vergangenen Jahren sorgte der Belgier für die größten Siege der Israel Cycling Academy, gewann zweimal die Österreich-Rundfahrt und die Tour of Utah. Dennoch blieben diese Spitzenergebnisse unterhalb der WorldTour etwas unter dem Radar. Nun ist der frühere BMC-Profi zurück in der höchsten Liga und ist trotz seiner inzwischen 33 Jahre einer der vielversprechendsten Fahrer der israelischen Mannschaft. Hermans sollte gleichermaßen bei einwöchigen Rundfahrten wie auch als Etappenjäger auf anspruchsvollem Terrain zu beachten sein.
Ausblick 2020: Israel Start-Up Nation nutzte die sich bietende Gelegenheit und nahm die Herausforderung WorldTour an. Der damit verbundene Mehraufwand wird an der Mannschaft allerdings nicht spurlos vorübergehen. Im 30-köpfigen Kader findet man einige aussichtsreiche Fahrer, für die gestiegenen Anforderungen fehlt es in der Breite aber an Qualität.
In der Klassikerkampagne lastet die Verantwortung vor allem auf Politt, der mit seinen Trainingspartnern Zabel und Greipel, Schmidt sowie Tom Van Asbroeck und Krists Neilands auf fähige Helfer zählen kann. Bei den Ardennenklassikern ist das Team mit Martin und Hermans ebenfalls gut aufgestellt, beide bringen ebenso wie Navarro und Neilands außerdem Potenzial für Spitzenplatzierungen bei einwöchigen Rundfahrten mit. Der 33-jährige Martin dürfte die Mannschaft zudem als Kapitän bei der Tour de France anführen – allerdings fehlte es dem Iren bei großen Rundfahrten zuletzt an Konstanz.
Über diese Namen hinaus sind die Siegchancen allerdings eher gering. Prominent sticht zwar der Name Greipel heraus, allerdings sind nach den Eindrücken aus 2019 Zweifel angebracht, ob er weiterhin mit den besten Sprintern der Welt konkurrieren kann. Cimolai fehlt es dazu an Klasse, Neuzugang McCabe an Erfahrung in Europa.
Weitere namhafte Profis wie der Österreicher Matthias Brändle, der ehemalige Stundenweltrekordler Alex Dowsett, Asbroeck, Neilands oder Hofstetter erwiesen sich bisher zu selten als Siegfahrer. Potenzial für eine positive Überraschung bringt der kanadische Kletterer James Piccoli mit. Das Team ist insgesamt aber sehr auf Politt, Hermans und Martin zugeschnitten – besonders viele Siege sind dabei nicht zu erwarten. In der ersten WorldTour-Saison geht es für die Israel Start-Up Nation vor allem um Präsenz und um einen möglichst hohen Lerneffekt.
Eckdaten:
Land: Israel
Hauptsponsor: Start-Up Nation Central
Branche: Unternehmensförderung
Teamchef: Ron Baron
Radausrüster: Factor
Teamranking-Platzierung 2019: 23 (als Katusha - Alpecin)
Fahrer im Aufgebot: 30
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