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22.01.2020 | (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.
Teil 17: Bora - hansgrohe
Rückblick 2019: 47 Saisonsiege, alleine 29 davon auf WorldTour-Niveau, und Platz zwei im Teamranking – Zahlen einer herausragenden Saison für den Raublinger Rennstall. Jeweils 13 Saisonsiege gingen dabei auf das Konto den beiden Sprinter Sam Bennett und Pascal Ackermann. Der Pfälzer legte zudem mit zwei Tagessiegen und dem Gewinn der Punktewertung ein fulminantes Grand-Tour-Debüt beim Giro d’Italia hin. Ebenfalls die Punktewertung und eine Etappe gewann Peter Sagan bei der Tour de France. In Frankreich richtete sich der Fokus aber vor allem auf Emanuel Buchmann, der endgültig den Durchbruch in die Rundfahrer-Weltspitze schaffte und Platz vier in der Gesamtwertung erreichte. Ebenfalls eine starke Saison absolvierte Neuzugang Maximilian Schachmann mit gleich drei Etappensiegen bei der Baskenland-Rundfahrt, dem deutschen Meistertitel und Platz drei bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hinter Teamkollege Davide Formolo. Weitere große Erfolge gab es mit zwei Tagessiegen bei der Vuelta durch Bennett, einen weiteren durch Cesare Benedetti beim Giro sowie den Triumph beim deutschen Klassiker Frankfurt-Eschborn durch Ackermann.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Mit Bennett verließ erstmals seit Jahren ein wichtiger Leistungsträger die Mannschaft. Sein Abgang geriet zum Politikum: Das Team verwies auf eine Vorvereinbarung für 2020, der Fahrer hingegen wollte unbedingt den Wechsel. Am Ende stand die Trennung nach sechs erfolgreichen Jahren und Bennett heuerte bei Deceuninck - Quick-Step an. Ebenfalls ein Verlust ist der Abgang des loyalen Helfers Christoph Pfingsten (Jumbo - Visma). Formolo rief trotz einiger guter Resultate nie sein volles Leistungsvermögen ab und schloss sich UAE Emirates an.
Mit Lennard Kämna (Sunweb) gelang dem Team bei den Neuverpflichtungen hingegen einmal mehr ein nationaler Transfer-Coup. Des Weiteren kam Matteo Fabbro von Katusha – Alpecin. Neo-Profis sind Ide Schelling (SEG Racing Academy), Martin Laas (Team Illuminate) und der Österreicher Patrick Gamper (Tirol KTM).
Im Fokus: Selbst einem Peter Sagen ist einmal eine für seine Verhältnisse durchwachsene Saison zuzugestehen. Entscheidend ist, wie man sich aus der kleinen Karrierekrise befreit. Im Vorjahr gelangen dem dreimaligen Weltmeister lediglich vier Saisonsiege, auch bei den Frühjahrsklassikern blieb er hinter den Resultaten der Vorjahre zurück. Sagan wirkte teilweise fahrig und müde. Diesen Eindruck gilt es zu revidieren, vor allem bei den Frühjahrsklassikern. Intern wächst mit Ackermann derweil die Sprintkonkurrenz. 2020 treten er und Ackermann gemeinsam beim Giro an, für den Slowaken folgt danach noch die Tour – ein spannendes Vorgehen der Teamleitung. Sagan ist 2020 gefordert.
Aufgepasst auf … Lennard Kämna. Der 23-Jährige hielt im Vorjahr beinahe alleine eine angeschlagene Sunweb-Equipe mit offensiver Fahrweise während der Tour de France in den Schlagzeilen. Bora - hansgrohe wurde daraufhin seinem Ruf gerecht und holte sich mit ihm das nächste große einheimische Talent ins Team. Sein Potenzial scheint riesig, Kämna besitzt perfekte Voraussetzungen als Rundfahrer und kann sich sowohl in den Bergen als auch auf dem Zeitfahrrad behaupten. Bei Fahrern wie Buchmann oder Patrick Konrad bewies Bora-hansgrohe zudem, dass es junge Rundfahrertalente erfolgreich entwickeln kann. Wie sich Kämna in neuer Umgebung behauptet, wird 2020 spannend zu verfolgen sein.
Ausblick 2020: Teamchef Denk formuliert stets anspruchsvolle Ziele und möchte Bora-hansgrohe zum erfolgreichsten Team im Radsport machen. Der Kader für 2020 steht diesem Anspruchsdenken zumindest nicht entgegen. Selbst den Abgang von Bennett dürfte die Mannschaft kompensieren, denn auch ohne den Iren sind wegen Ackermann etliche Sprintsiege garantiert. Der 25-Jährige ist endgültig in der Weltklasse der Sprinter angekommen und kann auf ein eingespieltes Team um Rüdiger Selig und Michael Schwarzmann bauen.
Luft nach oben besitzt hingegen Sagan, der für die hohen Ziele des Teams im Frühjahr deutlich bessere Leistungen bringen muss. Findet er in der kommenden Saison zurück in die Spur, gehört er bei Mailand-Sanremo und den flämischen Klassikern zu den großen Siegkandidaten. Bei der Tour dürfte Sagan zudem sein Abonnement auf das Grüne Trikot verlängern.
Bei den Ardennenklassikers zählt Schachmann zu den aussichtsreichsten Kandidaten und besitzt mit seinen Allrounderfähigkeiten das Potenzial, einer der prägendsten und erfolgreichsten Akteure im Team zu werden. Seit dem Vorjahr gehört Bora - hansgrohe auch zu den großen Nummern bei dreiwöchigen Landesrundfahrten: Buchmann ist bei der Tour erneut ein Kandidat für die Top 5, Patrick Konrad und Rafal Majka besitzen beim Giro d’Italia oder der Vuelta a Espana ebenfalls die Möglichkeiten auf ein Spitzenresultat. Beide kommen zudem wie Kämna und die beiden Österreicher Gregor Mühlberger und Felix Großschartner bei der Tour als Unterstützung für Buchmann infrage. Das Aufgebot an Klassementfahrern ermöglicht ebenfalls gute Resultate bei einwöchigen Rundfahrten.
Mit einem breiten und qualitativ hochwertigen Kader zählt die deutsche Equipe 2020 auf jedem Terrain zu den Hauptprotagonisten. Der Schritt zur Nummer eins ist jedoch gewaltig, auch wenn sich Bora-hansgrohe bislang in jeder Saison verbesserte. Das Niveau der herausragenden Vorsaison dürfte jedoch in jedem Fall gehalten werden.
Eckdaten:
Land: Deutschland
Hauptsponsor: Bora / hansgrohe
Branche: Küchensysteme/Sanitärprodukte
Teamchef: Ralph Denk
Radausrüster: Specialized
Fahrer im Aufgebot: 27
WorldTour-Ranking 2018: 2
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