Trotz Sturz weiter im Maglia Ciclamino

Ackermann hängt sich beim Teufelslappen auf

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Ackermann hängt sich beim Teufelslappen auf"
Pascal Ackermann stürzte am Ende der 10. Giro-Etappe schwer. | Foto: Cor Vos

21.05.2019  |  (rsn) - Vor dem Start der 10. Etappe hatte Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) noch guten Mutes auf seinen dritten Etappensieg bei diesem Giro d’Italia gehofft. "Wir wollen heute von hinten kommen. Da lief es immer ganz gut. Von vorne nicht so“, hatte der Deutsche Meister gewohnt gutgelaunt bei Eurosport verraten. Doch diesmal irrte er sich gewaltig! Mit heftigen Prellungen an der ganzen rechten Körperhälfte, einem zerfetzten Trikot und blutenden Schürfwunden erreichte er niedergeschlagen das Ziel in Modena.

Ein böser Sturz unter dem Teufelslappen hatte seine Chancen zunichte gemacht. "Ich erhielt von vorne eine Welle. Dabei habe ich Pascal getroffen und er ist gefallen", schilderte Ackermanns Anfahrer Rüdiger Selig das Unglück. "Bei der 1000-Meter-Marke ging alles ganz schnell. Ich weiß nicht genau, was passierte. Ich konnte auch nicht mehr reagieren", beschrieb Ackermann den Vorfall aus seiner Sicht.

Zu dem Sturz kam es, weil der Bora-Zug von weit hinten kam. Das war ja zunächst beabsichtigt. "Wir wollten heute etwas pokern, da auf den anderen Sprintermannschaften mehr Druck liegt. Auf den letzten fünf Kilometern sind wir dann gut nach vorne gekommen", so Ackermann zum Plan, der bis zu einer sich verengenden S-Kurve drei Kilometer vor Schluss aufging.

Im Schlängelkurs büßten die Raublinger viele Positionen ein, die sie wieder gutmachen mussten. Das sah zunächst auch gut aus. Meter für Meter schob sich der türkis-schwarz-farbene Zug wieder nach vorne. Bis die Welle den Mann im Maglia Ciclamino abräumte. "Beim Kilometerzeichen war es eben ein bisschen sehr eng und ich musste bremsen. Ich habe den Crash gehört und als ich mich umdrehte sah ich, dass er gestürzt war", sagte Selig, der sich plötzlich in einem Gewissenkonflikt befand. "Ich wusste nicht, ob ich anhalten oder weiterfahren soll."

Er entschied sich richtig. In der nun nur noch kleinen Spitzengruppe sprintete der Leipziger auf Platz drei. "Gegen Demare und Viviani ist es schwierig für mich. Ich kann mich aber nicht recht freuen, weil Acki heute wieder gut drauf gewesen war. Das ist ärgerlich, aber so was kann leider passieren", so Selig im Ziel.

Kein Supergau für Ackermann

Zum Glück kam es nicht zum Supergau für seinen Kapitän. "Ich kann Gott sei Dank weiterfahren. Wie es mir morgen geht, werden wir sehen, aber das sind die Herausforderungen einer GrandTour. Solche Rückschläge muss man wegstecken", gab Ackermann per Teammitteilung Entwarnung. Außerdem behielt er mit einem Pünktchen Vorsprung gegenüber Arnaud Demare (Groupama – FDJ), der mit 50 Punkten für den Tagessieg viel Boden gut machte, die Führung in der Wertung um das Sprintertrikot.

Trotzdem steht Bora – hansgrohe laut seinem Sportlichen Leiter Christian Pömer "unter Schock": "Pascal hatte Glück im Unglück. Nach ersten Aussagen unseres Teamarztes ist nichts gebrochen. Besonders schade war es, dass er heute nicht in den Sprint um den Sieg mit eingreifen konnte, weil er somit auch wertvolle Punkte im Kampf um das Maglia Ciclamino verloren hat", trauerte auch der Österreicher der vergebenen Chance im Kampf ums Punktetrikot nach.

Immerhin konnte er sich mit einem dritten Platz trösten: "Gratulation an Rudi Selig, denn er hat es als Anfahrer auf den dritten Platz geschafft. Das war stark."

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