Kommentar zur Straßen-WM in Innsbruck

Perfekt, aber auch nachhaltig?

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Perfekt, aber auch nachhaltig?"
Fanbegeisterung pur am schweren Kurs um Innsbruck | Foto: Cor Vos

01.10.2018  |  (rsn) – Volksfeststimmung im österreichischen Radsport war es definitiv, die wir in den letzten neun Tagen in der Tiroler Landeshauptstadt erleben durften. Selbst als Österreicher, der viel bei nationalen Veranstaltungen unterwegs ist, kennt und schätzt man die Gastfreundschaft in Tirol, obwohl diese ja nicht immer den besten Ruf genießt.

Bist du ein Tiroler, bist du ein Mensch, bist keiner, bist keiner. Diesen Aphorismus kennen vor allem wir Ostösterreicher, im Volksmund "Weana“ also Wiener genannt. Dies hat aber nichts mit den Würsteln zu tun, da diese ja bei uns liebevoll als Frankfurter bezeichnet werden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück zu den Weltmeisterschaften. Innsbruck hat sich in die Herzen der Radfans gefahren. Es war entgegen aller Befürchtungen eine perfekt organisierte Veranstaltung. Eine Woche stand die zweimalige Olympiastadt im Herzen des Weltradsports und überzeugte nicht nur mit spektakulären Strecken, spannenden Wettbewerben und einer traumhaften Landschaft, sondern auch mit Sideevents für die angereisten Zuseher und die lokalen Fans. Das Zielgelände verwandelte sich jeden Abend in eine Konzertbühne, bis spät in die Nacht feierten die Besucher in der Stadt.

Und auch sportlich hatte es die WM in sich. Von den packenden  Teamzeitfahren, über die Einzelzeitfahren bis zu den Straßenrennen, jedes Event vermochte seine eigene Geschichte zu erzählen. Es wurde von den "ehrlichen Siegern“ gesprochen, und das stimmte auch, denn es gab keinen Überraschungsweltmeister. All jene, die am Ende über die Goldmedaille und das Regenbogentrikot jubelten, zählten zu den Favoriten und hatten für Innsbruck die richtige Taktik gewählt.

Die Stadt wird auch in die Radgeschichte eingehen. Das dramatische Finale des Männerrennens  durch die 28 Prozent steile Höttinger Höll hat sich nicht nur durch die gute Namensgebung, sondern auch über die leidenden Fahrer, die sich teilweise in Schlagenlinien raufquälten oder absteigen mussten, in das Gedächtnis eingebrannt.

Am Ende waren es die großen Namen des Radsports, die Innsbruck ihren Stempel aufdrückten, aber auch jene, welche das wohl in Zukunft tun werden. Keine Ahnung, welche Wege Laura Stigger, Remco Evenepoel, Marc Hirschi oder Mikkel Bjerg in den nächsten Jahren gehen. Es bleibt abzuwarten, ob ihre Goldmedaillen der Auftakt zu für etwas Großem waren, oder ob ihre Sterne früh verblassen.

Bislang ist die WM auch ohne Dopingfall geblieben. Der dunkle Begleiter des Radsports ist zumindest in Innsbruck noch nicht aufgetreten. Trotzdem sollten wir bei allem Jubel über die tollen Rennbilder nicht vergessen, dass der neue Weltmeister Alejandro Valverde zwar eine ruhmreiche Vita hat, aber vor allem sein Karrierestart im Team von Kelme war eng verbunden mit Eufemiano Fuentes, nach dem einer der größten Dopingaffären benannt wurde. Der Grat zwischen Held und Betrüger ist im Radsport halt immer knapp bemessen.

Ebenso ähnlich ist es auch mit der Nachhaltigkeit der Veranstaltung selbst. Sorgen die Bilder in Österreich für einen Radsportboom und schafft der nationale Verband es, aus den übertragenen Emotionen auch neue, junge Sportler für das Rennrad zu begeistern? Auch diese Frage wird uns wohl erst in den nächsten Jahren beantwortet. Aber die Momentaufnahme ruft dann doch eine sehr besondere WM hervor. Und genau daran wird Yorkshire 2019 anknüpfen wollen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2018Sport-Business-Gold für Innsbruck 2018

(rsn) - In sechs Kategorien wurde am vergangenen Dienstag im Haus des Sports in Wien erstmals der VICTOR, der Sport Business Preis 2018 vergeben. Die Straßen-WM 2018 in Innsbruck-Tirol wurde dabei al

06.11.2018Valverdes Äußerungen sind eines Weltmeisters unwürdig

(rsn) – Als Alejandro Valverde in Innsbruck nach zwölf vergeblichen Anläufen die Ziellinie eines WM-Straßenrennens als Erster überquerte, habe ich im ersten Moment Freude verspürt. Es ist immer

27.10.2018Weltmeister Valverde gewinnt auch das “Goldene Rad“

(rsn) - Weltmeister Alejandro ist als dritter Spanier nach Miguel Indurain und Alberto Contador mit dem Vélo d´Or (Goldenes Rad) ausgezeichnet worden. Mit dem Preis belohnt die französische Fachzei

07.10.2018Straßen-WM 2022 findet in Australien statt

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften 2022 werden in Australien ausgetragen. Wie der nationale Radsportverband bekanntgab, wird die Stadt Wollongong im Bundesstaat New South Wales die Welttitelkäm

04.10.2018Zu wenig Gehalt: Spaniens Nationalcoach droht mit Rücktritt

(rsn) - Nur wenige Tage nach Alejandro Valverdes WM-Triumph hat Spaniens Nationalcoach Javier Minguez mit seinem Rücktritt gedroht. Wie der 69-Jährige der Nachrichtenagentur Europa Press erklärte,

02.10.2018Valverde macht noch bis zu den Spielen von Tokio weiter

(rsn) - Alejandro Valverde ist mit dem Gewinn des Weltmeistertitels am Ziel seiner Träume. Ans Aufhören denkt der Spanier trotz seiner 38 Jahre aber noch nicht: Valverde will noch bis 2020 als Profi

02.10.2018Zeitfahrweltmeisterin van Vleuten erfolgreich am Knie operiert

(rsn) - Die im WM-Straßenrennen der Frauen gestürzte Annemiek van Vleuten ist am Montag erfolgreich an ihrem gebrochenen Schienbeinkopf (Tibia) operiert worden und wird mindestens vier Wochen eine S

02.10.2018Tritt Walscheid in Kittels und Degenkolbs Fußstapfen?

(rsn) - Immerhin schon vier Siege gelangen dem Team Sunweb beim Münsterland Giro. Die allerdings holten sich drei Deutsche, die längst nicht mehr für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink fahr

02.10.2018Kennaugh: “Es war viel schwerer, als ich erwartet hatte“

(rsn) - Nicht die hoch gehandelten Zwillingsbrüder Adam und Simon Yates waren im WM-Straßenrennen von Innsbruck die britischen Trümpfe. Vielmehr war der etatmäßige Edelhelfer Peter Kennaugh für

01.10.2018Evenepoel war die Entdeckung der WM 2018

(rsn) - Alejandro Valverde hat mit sieben Medaillen in den letzten 15 Jahren WM-Geschichte geschrieben. Möglicherweise wird im großen Radsportbuch das Kapitel des 38-Jährigen mit dem ersehnten Gewi

01.10.2018WM-Podcast: Holzmedaille für den “Fahrer der Saison“

(rsn) - Im letzten Podcast zur Straßen-WM von Innsbruck wirft Lukas Kruse mit Felix Mattis und Peter Maurer einen Blick zurück auf die Straßenrennen der Frauen und Männer, die beide mit Favoritens

01.10.2018Valgren: Zu wenig Vorsprung am “letzten, schrecklichen Anstieg“

(rsn) - In den Kampf um die Medaillen konnte Michael Valgren im WM-Straßenrennen von Innsbruck am Ende nicht mehr eingreifen. Als Siebter, 43 Sekunden nach Weltmeister Alejandro Valverde, kam der D

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

04.07.2025Nach Grün in Nizza hofft Girmay auf Gelb in Lille

(rsn) – Erstmals seit 2020, als Alexander Kristoff in Nizza den Grand Départ für sich entscheiden konnte, bietet sich zum Auftakt der Tour de France den Sprintern die große Chance auf das Gelbe T

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)