“Okay-Ergebnis“ ist Klier zu wenig

Deutschland will mit zwei Schiefertafeln ins WM-Rennen starten

Von Joachim Logisch aus Innsbruck

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Maximilian Schachmann gewann bei der WM in Innsbruck mit Quick-Step Floors den Titel im Teamzeitfahren. | Foto: Cor Vos

29.09.2018  |  (rsn) - Für einige Nationen ist die Taktik im WM-Rennen der Männer einfach. Sie setzen auf ihre Topstars mit echten Siegchancen wie Julian Alaphilippe (Frankreich), die Yates-Brüder Simon und Adam (Großbritannien) oder Alejandro Valverde (Spanien). Andere haben gleich mehrere Eisen im Feuer. Schwierig wird es, wenn man keinen ausgewiesenen Gold-Anwärter hat wie Deutschland.

Dann kommt es auf die Taktik und die Organisation an.

Was von den Fahrern der deutschen Nationalmannschaft erwartet wird, wissen sie seit über einer Woche. "Wir haben einen Pre-Race-Performance-Plan ausgegeben, damit jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Dass zum Beispiel Markus der Road-Kapitän ist, der verlängerte Arm der Idee“, verriet Andreas Klier, zusammen mit Jens Zemke Sportlicher Leiter der Auswahl.

Kapitäne sind Buchmann und Schachmann

Als Kapitäne sind auf dem schweren, 258 Kilometer langen Kurs mit 4.700 Höhenmetern Emanuel Buchmann und Maximilian Schachmann gesetzt.

Buchmann startete stark in die Vuelta. Bis zu seinem Sturz war er in Tuchfühlung zum Roten Trikot des Gesamtführenden. Danach konnte er nicht mehr mithalten beendete das Rennen schließlich als Zwölfter. "Ich stehe in ständigem Kontakt mit ihm. Nach dem Sturz begann so eine kleine Talfahrt. Aber am Sonntag ist das ein ganz anderes Rennen. Er weiß, dass er die Chance auf so einem schweren Kurs, nicht oft bekommt, vielleicht nur ein zweimal in der Karriere. Er fühlt sich gut, hat das Selbstvertrauen wieder. Wir müssen ihn nur bestärken", meinte Zemke.

Schachmann segelt dagegen nach seiner starken Saison mit den WorldTour-Siegen beim Giro und der Katalonien-Rundfahrt sowie dem Etappenerfolg bei der Deutschland Tour auf einer Welle der Euphorie. Allerdings hat er in dieser Woche schon zwei schwere WM-Rennen absolviert. Die Frage ist, wie er sein erstes Rennen über fast 260 Kilometer bewältigen kann. "Da bin ich nicht Trainer genug, um das zu beurteilen“, sagte Klier udn fügte an: "Gold im Teamzeitfahren hat ihm einen Boost gegeben. Im Einzelzeitfahren verpasste er aber die Top Ten. Ich hoffe nicht, dass es ihm einen Knick gegeben hat. Fakt ist, dass die 5000 Höhenmeter nicht auf seinen Leib zugeschnitten sind. Die Form ist da, jetzt schauen wir mal, wie weit er kommt.“

Taktisch wird die deutsche Nationalmannschaft sicher nicht bis zur "Hölle“ warten, dem letzten superschweren Anstieg der Strecke. "Wir werden vorher reagieren müssen“, sagte Klier. Möglich, dass Simon Geschke in eine frühe Fluchtgruppe geht. Zemke: "Er ist eine super Saison gefahren, war bei der Vuelta oft letzter Mann bei Dumoulin. Simon ist leider bei der Vuelta krank geworden. Aber er ist sehr motiviert für dieses Rennen. Er weiß um seine Rolle.“

Buchmann und Schachmann werden im Gegensatz zu Geschke sicher bis zu den letzten Runden durch Innsbruck warten, bis sie sich aktiv beteiligen. Wann das sein wird, müssen sie möglicherweise intuitiv entscheiden, denn eine Funk-/Radioverbindung zwischen Fahrern und Begleitfahrzeugen ist bei der WM verboten.

"Ohne Funk kann ich aber auch dumm aussehen. Es kann sein, dass vorne einer von uns fährt und wir das nicht bemerken und nachführen, weil uns die Spitzengruppe nicht gefällt. Da sehen wir doof aus“, so Zemke. "Deshalb machen wir eine ordentliche Besprechung vorher, in der genau festgelegt wird, in welcher Situation wir was machen. Mit Funk kann ich direkt reagieren. Da werden die Fahrer aber auch mehr gesteuert. Wenn ich das nicht habe, brauche ich Rennintelligenz. Da brauche ich Fahrer, die in brenzligen Situation mitdenken“, erklärte Zemke. "In unserem Fall ist das kein Problem“, fuhr Klier fort, "weil wir mit Paul Martens, Simon Geschke, Burghardt und Denz Leute haben, die wirklich ein Radrennen lesen können.“

Mit zwei Schiefertafeln will Klier das Rennen steuern

Trotzdem will er von außen mithelfen. Dafür haben sich die beiden Sportlichen Leiter ein Übermittlungssystem ausgedacht. Motto: Zurück zu den Anfängen. Klier: "Ich werde vielleicht eine Schiefertafel im Auto haben. Was wir genau draufschreiben, werden wir noch besprechen.“ Wie das Szenario aussehen könnte, erklärte Klier: "Ich werde zwei Schilder haben, da kann ich jede Runde eins an einen Streckenposten rausgeben, hole das andere rein und wische die Nachricht weg, um etwas neues draufzuschreiben. Wir können auch mit dem Streckenposten telefonieren und sagen, was draufgeschrieben werden soll“, schlug Zemke im Pressegespräch vor. Klier fügte an: "Wie wir es genau machen, wissen wir noch nicht. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir zwei Schilder haben werden. Wir finden das eine gute Idee.“

Mit den Schildern will er das Problem lösen, dass er ohne Funk nur direkt aus dem Auto heraus mit seinen Fahren Kontakt aufnehmen kann. Doch das ist auf den winkeligen und engen sieben Schlussrunden durch Innsbruck und der abschließenden Überquerung der Hölle nicht möglich.

Ein "Okay-Ergebnis“ wäre Klier zu wenig

Auch wenn die deutsche Nationalmannschaft keinen ausgesprochenen Siegfahrer hat, wollen Klier und Zemke mit ihren Fahrern nicht nur dabei sein. "Mit einem ordentlichen und einem Okay-Ergebnis können wir nicht ganz zufrieden sein. Nach den Sternen wollen wir auch nicht greifen. Platzierung habe ich keine im Kopf“, meinte Klier, um an Zemke gewendet zu fragen: "Hast du eine?“ Zemke: "Eine Platzierung nicht. Aber wenn wir mir dem Rennen zufrieden sind und jeder sein Bestes gegeben hat. Dann ist das schon ausreichend, zumal wir ein Team haben, das aus einer Mischung von jungen, talentierten Rennfahrern und gestandenen Profis besteht.“

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