Interview mit dem Burgos BH-Teamchef

Andrés: “Unser Traum ist wunderbare Realität geworden“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Andrés: “Unser Traum ist wunderbare Realität geworden“"
Das Team Burgos BH | Foto: Burgos BH/Photo Gomez Sport

10.11.2017  |  (rsn) – Nach vielen Jahren in der dritten Liga kündigte das Team Burgos BH im Spätsommer an, sich für 2018 um einen Platz in der zweiten Division bemühen zu wollen. Nachdem die Mannschaft von Julio Andrés in der ersten Runde der Lizenzvergabe noch durchgefallen war, konnte der Spanier im Interview mit radsport-news.com nun aber erleichtert mitteilen, das dem Antrag mittlerweile stattgegeben wurde. Andrés äußerte sich zudem über die Verpflichtung von Silvio Herklotz und einen möglichen Start bei der Vuelta 2018.

Herr Andrés, hat ihr Team mittlerweile die ProContinental-Lizenz vom Weltverband UCI erhalten?

Andrés: Ja. Wir haben die offizielle Bestätigung am 2. November erhalten. Das ist ein großer Schritt für uns.

Was steckt genau hinter Ihrem Projekt?

Andrés: Wir sind in Deutschland sicherlich noch nicht vielen ein Begriff, lassen Sie mich deshalb einige Dinge zu unserem Team sagen. Wir führen seit 30 Jahren ein Rad-Team, das die letzten zwölf Jahre im Continental-Bereich aktiv war, wir verfügen also nicht gerade über wenig Erfahrung. Diesen Sommer sind unsere Sponsoren mit dem Wunsch an uns herangetreten, eine ProContinental-Lizenz zu lösen und haben uns dafür das entsprechende Budget zur Verfügung gestellt. Wir wussten, dass es schwer sein würde, das Projekt zu realisieren, aber da wir von allen Geldgebern positive Signale erhalten hatten, entschieden wir uns dazu, den Schritt zu gehen und 2018 ein Profiteam auf die Beine zu stellen. Jetzt ist der Traum eine wunderbare Realität.

Die Namen der meisten ProContinental-Teams wurden bereits schon vor einigen Wochen von der UCI offiziell präsentiert, Ihre Mannschaft hat allerdings gefehlt. Warum?

Andrés: Hier muss ich ein wichtiges Detail erklären. Die UCI hat am 4. Oktober nicht die Lizenzen verteilt. An diesem Tag wurde nur mitgeteilt, welche Teams die Bankgarantien, Sponsorenverträge und Verträge mit zehn Fahrern vorgelegt hatten. Aber das war nicht gleichbedeutend damit, dass man auch eine Lizenz erhalt. Bei der ersten Durchsicht sind wir noch durchgefallen, das stimmt. Aber wie bereits erwähnt, haben wir uns erst im Sommer dazu entschieden, eine ProContinental-Lizenz zu lösen. Das war eindeutig zu spät. Vom Tage unserer Entscheidung war es ein Zeitfahren gegen die Deadline. Wir hatten nicht alle Papiere zum 1. Oktober vorlegen können, wir wussten aber, dass die wirkliche Prüfung die vom 20. Oktober sein würde, nämlich die von der UCI und Ernst&Young (Wirtschaftsprüfer, d. Red.). Und an diesem Tag war bei uns alles perfekt. Wir haben die Lizenz in der Tasche, unsere Arbeit ist getan.

Sie haben mit Silvio Herklotz von Bora-hansgrohe auch einen Deutschen verpflichtet. Wie kam es dazu?

Andrés: Wir kennen Silvo sehr gut. Er war einer der besten U23-Fahrer der Welt und auch jetzt ist er erst 23 Jahre alt. Wir konnten ihm zwei wichtige Dinge bieten, die für seine Entwicklung wichtig sind: Vertrauen und Freiheiten. Wir verstehen natürlich, dass alle Fahrer gerne bei den großen Teams wie Bora, Movistar oder Sky fahren wollen. Aber das ist eben nicht möglich. Wir verfolgen andere Strategien, wollen Talente an uns binden. Silvio war eine unserer Prioritäten bei der Kaderzusammenstellung und wir sind sehr glücklich, dass wir ihn verpflichten konnten. Er fährt jetzt für ein kleineres Team, aber er wird mehr Freiheiten bekommen. Dazu wird unser Kalender für ihn als Kletterer und Rundfahrer perfekt passen. Und er wird von uns keinen Druck bekommen.

Wie Sind sie insgesamt mit der Kaderzusammenstellung zufrieden?

Andrés: Sehr. Mit Herklotz und Matvey Mamykin (von Katusha-Alpecin, d. Red.) haben wir zwei ähnliche Fahrertypen unter Vertrag genommen. Sie sind beide erst 23 Jahre alt, gute Kletterer, haven WorldTour-Erfahrung und sie können das Team führen. Dazu haben wir mit José Mendes, Jordi Simon, Diego Rubio und Jesus Ezquerre erfahrene Jungs dazu geholt. Das Team ist nicht auf einen Akteur ausgerichtet. Außerdem denke ich, dass viele der jungen Fahrer sich in unserem Umfeld gut entwickeln können. Sie werden ihre Freiheiten erhalten und wir sind sicher, dass wir im Gegenzug gute Leistungen von ihnen bekommen. Wir haben ein fantastisches Team beisammen, sechs Fahrer unseres Conti-Teams wurden übernommen, dazu kommen zehn neue Fahrer aus einem Mix von jung und alt, mit Sprintern und Kletterern. Jetzt geht es darum, eine Familie zu werden.

Was sind die Ziele des Teams?

Andrés: Die erste Saison Jahr im ProContinental-Bereich ist immer die schwerste. Delko Marseille oder Manzana Postobon sind gute Projekte, aber auch für sie war es schwer, im ersten Jahr Siege zu holen. Für uns wird es ähnlich sein. Es braucht große Anstrengungen, um den Rennkalender, die Logistik, die gesamte Struktur zu verbessern und sich dann auch noch auf das Sportliche zu konzentrieren. So gehen wir erst einmal bescheiden in das Jahr. Wir können nicht 16 Einzelfahrer sein, wir müssen ein Team mit einem Ziel sein: demütig sein und zugleich unsere Farben zeigen. Unsere Philosophie ist letztlich einfach zu verstehen: Wir wollen aggressiv fahren und in den Fluchtgruppen vertreten sein.

Ist die Vuelta a Espana ein realistisches Ziel für 2018?

Andrés: Sie sprechen mit einem spanischen Team, es wäre als dumm von uns, wenn wir nicht sagen würden, dass wir von einem Vuelta-Start 2018 träumen.  Aber ich erinnere Sie nochmals an unsere Philosophie: demütig sein, was die Ziele betrifft, aber aggressiv in den Rennen fahren. Wir können nicht darüber Druck erzeugen, indem wir mit den Medien sprechen. Wir müssen Druck auf die Veranstalter ausüben, indem wir gute Rennen fahren und indem wir in jeglicher Sicht ein gutes Projekt sind. Natürlich werden wir die Entscheidung der Vuelta-Organisatoren akzeptieren, egal wie sie ausfällt. Wir hoffen auf Wildcards bei vier UCI-Rennen. Letztlich hängt es, von den Zusagen ab. Wir gehen das Projekt jedenfalls Schritt für Schritt an.

Weitere Radsportnachrichten

24.04.2024Godon und Vendrame sorgen für Decathlon-Doppelschlag

(rsn) – Synchroner Jubel auf Platz eins und zwei, dahinter kollektiver Ärger: Decathlon – AG2R La Mondiale hat durch Dorian Godon und Andrea Vendrame auf der 1. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT

24.04.2024“Unglaublich“: Dorn fährt auf Ansage ins Bergtrikot

(rsn) – Das Team Bike Aid, allen voran Vinzent Dorn, zeigt sich bei der Tour of Turkiye (2.Pro) weiterhin von der allerbesten Seite. Dorn schaffte es auf der 4. Etappe, die über 138 Kilometer von

24.04.2024Uhlig bremst, Andresen gewinnt vor van Poppel

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat auf der 4. Etappe der Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Sieg als Profi gefeiert und damit auch die Gesamtführung an sich gerissen.

24.04.2024Bahn WM 2025 zum zweiten Mal nach Südamerika

(rsn) - Wie der Weltradsportverband UCI am Mittwoch bekanntgab, werden die Bahnweltmeisterschaften vom 15. bis zum 19. Oktober im Velódromo Peñalolén in Santiago de Chile stattfinden. Zunächst hat

24.04.2024Hindley und Lipowitz verlängern bei Bora - hansgrohe

(rsn) – Bora – hansgrohe hat die Verträge seiner beiden Kletterer Jai Hindley und Florian Lipowitz verlängert. Wie immer machten die Raublinger keine Angaben über die Laufzeiten der Arbeitspapi

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Mo

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)