BDR-Team überzeugt in Bergen

Deutsche WM-Taktik fiel Hallers Sturz zum Opfer

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Deutsche WM-Taktik fiel Hallers Sturz zum Opfer"
Simon Geschke im Peloton bei der WM in Bergen 2017 - der Freiburger war auf Platz 20 bester deutscher Profi. | Foto: Cor Vos

25.09.2017  |  (rsn) - Was die Ergebnisse angeht, hat sich die sonst so erfolgsverwöhnte deutsche Nationalmannschaft bei dieser WM in Norwegen nicht mit Ruhm bekleckert. Silber für Lennard Kämna im Straßenrennen der U23 poliert die Bilanz ein wenig auf. Positiv ist aber auch die Vorstellung der Männer im abschließenden Straßenrennen in Bergen. Dabei wurden die Deutschen in der letzten Runde durch den Sturz des Österreicher Marco Haller aufgehalten und verpassten so ein besseres Ergebnis als Platz 20 durch Simon Geschke.

"Unser Problem war, dass Nikias (Arndt) und ich zu Beginn des letzten Anstiegs in den Sturz verwickelt waren", erklärte Paul Martens enttäuscht nach der Zielankunft. "Erst läuft alles nach Maß und dann ist in zehn Sekunden alles vorbei. Ein Fahrer fuhr direkt vor uns an der Balustrade entlang und verhedderte sich wohl in einer Fahne. Wir waren direkt dahinter", schilderte der gebürige Rostocker den Unfall. Zu allem Pech konnte er Arndt auch nicht gleich weiterhelfen.

Martens: "Nikias kommt eigentlich noch vorbei, speicht sich dabei aber das Hinterrad auf (mehrere Speichen brachen). Ich stehe still, kann ihm nicht sofort ein Hinterrad geben. Ich gehe davon aus, dass wir mit der Gruppe über den Berg gekommen wären. Ich hatte heute richtig gute Beine, Simoni (Simon Geschke) war auch da. So hätte Nikias zwei Helfer gehabt. Ich gehe davon aus, dass wir dann mit einem schönen Ergebnis hätten heimfahren können. So waren wir zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort", sagt der 33-Jährige.

Auch Arndt war sich sicher, so ein gutes Ergebnis verpasst zu haben. "Ich habe mich extrem gut gefühlt, besser als erwartet. Ich habe probiert, viel Energie zu sparen. Ich bin optimistisch in den letzten Berg reingefahren, dann ist Marco Haller gestürzt. Ich war eigentlich gar nicht direkt betroffen, aber ein paar Fahrer sind in mich reingestürzt, dadurch sind ein paar Speichen gerissen", schilderte er den Unfall, der dazu führte, dass er den Anschluss verpasste. Arndt: "Ohne den Sturz wären, glaube ich, 60 Mann angekommen, das Finale hätte mir dann auch gelegen. Das ist extrem schade. Die Top Ten hätte ich mir zugetraut."

Bis dahin hatte die Equipe von Bundestrainer Andreas Klier vieles richtig gemacht. Nachdem John Degenkolb als Kapitän ausgefallen war - der Oberurseler musste sich wegen eines unklaren Krankheitsbildes sogar ins Krankenhaus begeben, war die BDR-Mannschaft ohne echten Kapitän gestartet. So konnte die Taktik nur sein, das Geschehen zu beobachten und richtig einzuschätzen. "Wir hatten mehrere Szenarien und sind nie in Panik geraten, als die eine Gruppe mal weg war. Im Endeffekt ist die aber auch nur für das Fernsehen gefahren. Deswegen sind wir cool geblieben, waren bei den anderen Attacken immer in der Nähe und haben das Rennen gut gelesen", erklärte Geschke die absprochene Vorgehensweise.

Bis das Rennen in die entscheidende Phase eintrat, verschleuderten Geschke und Co. keine unnötigen Körner. Und als sich die Favoriten an der Spitze versammelten, waren die Deutschen in großer Zahl dabei. Rick Zabel: "Wir können mit der Art und Weise, wie wir gefahren sind, zufrieden sein. Uns hat halt der große Leader im Team gefehlt, der am Ende die Kohlen aus dem Feuer holt. Wir haben unser bestes geben und viele Szenarien durchgespielt. Aber es war relativ schnell absehbar, dass es auf diesem Parcours einen Sprint geben wird. Die guten Fahrer sind bei ihren Attacken nicht wirklich weggekommen. Wir sind als geschlossene Mannschaft aufgetreten und haben tollen Teamgeist gezeigt. Simon (Geschke) hat sich auf den letzten beiden Runden sehr gut gefühlt und Niki (Arndt) war für den Sprint unser Mann."

Doch wegen des Sturzes erreichte nur Geschke die knapp 30-köpfige Gruppe, die schließlich den Sieg unter sich ausmachte. "Mit der Platzierung können wir nicht zufrieden sein, aber mit der Form, wie wir als Team gefahren sind und mit meiner Leistung schon“, resümierte Geschke, dem das Finale überhaupt nicht lag. "So ein Bergabsprint mit nur 62 Kilogramm Körpergewicht ist nicht meine größte Qualität. Von daher war kein besseres Ergebnis möglich. Schade, dass Nikias nicht dabei war. Für ihn hätte ich fahren können und dann hätten wir definitiv eine Top-Ten-Platzierung erreicht.Mit unserer Mannschaftsleistung und mit Nikias Arndt oder sogar mit John Degenkolb hätten wir ein besseres Ergebnis eingefahren – ganz klar!"

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.10.2017Straßen-WM in Bergen war ein finanzielles Fiasko

Bergen (dpa) - Eine Woche nach dem Finale der Straßen-WM von Bergen zeichnet sich ein finanzielles Fiasko ab. "Wir kommen definitiv in den Roten Bereich", sagte der zuständige Event-Manager H

30.09.2017Nibali lobt Ex-Teamkollegen: "Sagan bestmöglicher Weltmeister"

(rsn) - Peter Sagans dritter WM-Sieg in Folge hat unter den nicht mehr aktiven Stars wie Mario Cipollini oder Oscar Freire Diskussionen über das allgemeine Niveau im Feld ausgelöst. Vincenzo Nibali

29.09.2017Norwegische Bevölkerung hilft WM-Veranstaltern mit Spenden

(rsn) - Norwegen hat die Straßen-Weltmeisterschaften in Bergen gefeiert. Vor Ort wurde das Event zum Volksfest und das norwegische Fernsehen hat mit Studio-Sendungen bis in die Abendstunden berichte

29.09.2017"Sagans Überlegenheit zeigt, dass das Level nicht hoch ist"

(rsn) - Peter Sagan dominiert den Straßen-Radsport und hat am vergangenen Sonntag zum dritten Mal in Folge das Regenbogentrikot des Weltmeisters erobert. Dafür feiern ihn viele, doch ein Ex-Kollege

28.09.2017Cavendish: "Frauenrennen war das aufregendste der WM"

(rsn) - Mark Cavendish hat die Weltmeisterschaften von Bergen von Zuhause verfolgen müssen. Doch anstatt dem Event, bei dem er gerne selbst gestartet wäre, aus dem Weg zu gehen, schaute sich der Bri

26.09.2017Doumoulin: "Ich habe zu früh attackiert"

(rsn) - Nach zwei Goldmedaillen in den beiden Zeitfahren träumte Tom Dumoulin mit Blick auf das WM-Straßenrennen von Bergen von einem dritten Regenbogentrikot. Nach schweren 267,5 Kilometern kam der

26.09.2017Weltmeister Sagan fährt 2017 keine Rennen mehr

(rsn) - Peter Sagan (Bora-hansgrohe), der am Sonntag im norwegischen Bergen seinen dritten Weltmeistertitel in Folge einfuhr und damit Radsportgeschichte schrieb, wird dieser Saison keine Rennen mehr

25.09.2017"Ich war nicht der Stärkste, weil ich nicht gewonnen habe"

(rsn) - Für Cyril Guimard war die Angelegenheit klar: Julian Alaphilippe hätte seiner Meinung nach im WM-Straßenrennen von Bergen die Goldmedaille verdient und nicht Titelverteidiger Peter Sagan. F

25.09.2017Cassani: "Ich habe Moscon ins Schlepptau genommen"

(rsn) - Davide Cassani hat die Verantwortung für die Disqualifikation von Gianni Moscon nach dem WM-Straßenrennen von Bergen auf sich genommen. Der Italienische Zeitfahrmeister war auf der vorletzte

25.09.2017Das "fehlende" Finale des WM-Straßenrennens im Video

(rsn) - Die letzten vier Kilometer des WM-Straßenrennens, die gestern wegen eines Übertragunsproblems im TV nicht zu sehen waren, aus der Helikopterperspektive: Erst 500 Meter vor dem Ziel stellt di

25.09.2017Matthews: Am Salmon Hill zuviel Energie verschwendet

(rsn) - Vor sieben Jahren wurde Michael Matthews bei der Heim-WM in Geelong U23-Weltmeister. Gestern nun holte sich der Australier im Straßenrennen von Bergen seine bereits zweite Einzelmedaille bei

25.09.2017Kwiatkowski: "Habe bis zuletzt an das Regenbogentrikot geglaubt"

Als einer der Mitfavoriten auf den Straßenweltmeistertitel gestartet, musste sich Michal Kwiatkowski im norwegischen Bergen letztendlich mit Platz elf zufrieden geben. Die Enttäuschung ließ sich im

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine