Strecken 2018 sprengen UCI-Reglement

Die WM in Innsbruck wird kein Spaß für die Deutschen

Foto zu dem Text "Die WM in Innsbruck wird kein Spaß für die Deutschen"
Die WM 2018 wird in den Alpen rund um Innsbruck ausgetragen. | Foto: Cor Vos

20.09.2017  |  (rsn) - Tony Martin leckte noch seine Wunden vom zwar kurzen, aber dafür selten harten WM-Zeitfahren in Bergen, da verpassten die Veranstalter der kommenden Welt-Titelkämpfe in Innsbruck dem Bund Deutscher Radfahrer den nächsten Schlag in die Magengrube. Denn auch die am Mittwochabend in Bergen vorgestellten Strecken der WM 2018 dürften dem Großteil der deutschen Profis alles andere als gefallen. Das Straßenrennen wird eine reine Kletterer-Angelegenheit auf einem brutal harten Kurs mit neun schweren Anstiegen über 4.670 Höhenmeter, und auch das Einzelzeitfahren der Elite beinhaltet einen diesmal sogar 4,9 Kilometer langen Anstieg, der im Schnitt 7,1 Prozent steil ist und nach Gnadenwald hinaufführt.

"Wir haben bei allen Rennen das äußerste Limit der sportlichen Vorgaben ausgereizt", sagte Georg Spazier, der Chef des Organisationskomitees. "Die Strecken der WM in Innsbruck-Tirol werden nicht nur besonders steil mit Steigungen von bis zu 25%, sondern auch besonders lang sein. Diese Kombination ist eine große Herausforderung für die Sportlerinnen und Sportler und verspricht die schwerste WM der Geschichte zu werden."

Da dürfte Spazier nicht allzu falsch liegen. Denn Ex-Profi und Streckenplaner Thomas Rohregger hat tatsächlich aus dem Vollen geschöpft. Das Straßenrennen der Männer ist 259,4 Kilometer lang, wobei das UCI-Reglement 260-280 Kilometer vorsieht, das der Frauen 156,7 (UCI-Regeln: 140-160). Die U23 ist mit 180,6 Kilometern 600 Meter länger unterwegs, als der Weltverband das eigentlich vorsieht und die Junioren bekommen 132,8 Kilometer vorgesetzt (Maximum: 140). Für die Juniorinnen stehen 70,9 Kilometer auf dem Programm, erlaubt sind 60 bis 80.

Ähnlich geht es im Einzelzeitfahren zu. Die Männer haben auf dem Weg von Alpbachtal-Seenland nach Innsbruck über den Gnadenwald-Anstieg 54,2 Kilometer zu bewältigen und somit 4,2 mehr als die UCI-Regularien wollen - im Gegensatz zu den kurzen 31 Kilometern von Bergen, die neun Kilometer unter dem Minimum der UCI-Regularien lagen.

Die Zeitfahren der Frauen und Junioren liegen mit 28,5 Kilometern und auf stark welligem Terrain mit ein paar kurzen, aber steilen Rampen, im Regelbereich von 20-30 Kilometern, das der U23 ist auf derselben Strecke knapp kürzer als die vorgesehenen 30-40 Kilometer. Und die Juniorinnen sind mit 20,2 Kilometer sogar 25 Prozent länger unterwegs als das UCI-Reglement will (10-15). Im Mannschaftszeitfahren der Männer stehen 62,1 Kilometer auf dem Programm (statt 40-60), die einen 4,6 Kilometer langen und 5,7% steilen Anstieg von Kematen nach Axams beinhalten. Und das der Frauen führt von der Area 47 am Beginn des Ötztals größtenteils leicht abfallend über 53,8 Kilometer (statt 20-40) nach Innsbruck.

Man sieht: UCI-Regularien bleiben, genau wie bei der Benutzung von Gehwegen bei den Frühjahrsklassikern und ähnlichen Dingen, etwas, was man nicht so genau nehmen muss. Sieben der zwölf Wettkämpfe Ende September 2018 in Tirol entsprechen rein von der Länge her nicht dem zumindest derzeit aktuellen UCI-Reglement - wenn auch meist nur knapp.

Die reinen Distanzen sind schwer, aber dürften einigen Fahrern auch gefallen. Martin zum Beispiel beschwerte sich vor dem WM-Zeitfahren von Bergen darüber, dass es kaum noch richtig lange, klassische Einzelzeitfahren gibt. Die 54,2 Kilometer von Innsbruck dürften ihm besser gefallen, auch wenn der bis zu 14 Prozent steile Gnadenwald-Anstieg ihm, ähnlich wie der Floyen von Bergen, nicht liegen sollte.

Doch was die WM in Tirol erst richtig hart macht, sind die Streckenprofile, besonders in den Straßenrennen. Schon die Juniorinnen werden auf ihren 72,4 Kilometern nach Gnadenwald und anschließend den 7,9 Kilometer langen und im Schnitt 5,7 Prozent steilen Anstieg von Innsbruck nach Igls hinauf müssen. Dieser steht für die Junioren dann zwei Mal, für die Frauen drei Mal und für die U23 vier Mal auf dem Programm - jeweils ebenfalls nach einer Gnadenwald-Kletterpartie. Und die Männer bekommen es besonders dick: Nach Gnadenwald geht es sieben Mal hinauf nach Igls und auf der 31 Kilometer langen letzten Runde anschließend noch über einen weiteren Berg nach Gramartboden (2,8km bei durchschnittlich 11,5%), der an seiner steilsten Stelle 25 Steigungsprozente aufweist.

Die WM 2018, sie wird in den Straßenrennen ein reines Kletterer-Event - so wie es sich für "das Herz der Alpen", wie die Veranstalter in ihrem WM-Slogan schreiben, wohl auch gehört. Den Einen wird es gefallen, anderen nicht. Der Favoritenkreis wird 2018 bedeutend kleiner sein, als in den Vorjahren und Kritik könnte laut werden, dass die Strecken nicht nur hart, sondern zu hart sind. Der Bund Deutscher Radfahrer jedenfalls muss sich fragen, wen er in den Elite-Rennen überhaupt an den Start schicken soll.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.12.2018Sport-Business-Gold für Innsbruck 2018

(rsn) - In sechs Kategorien wurde am vergangenen Dienstag im Haus des Sports in Wien erstmals der VICTOR, der Sport Business Preis 2018 vergeben. Die Straßen-WM 2018 in Innsbruck-Tirol wurde dabei al

06.11.2018Valverdes Äußerungen sind eines Weltmeisters unwürdig

(rsn) – Als Alejandro Valverde in Innsbruck nach zwölf vergeblichen Anläufen die Ziellinie eines WM-Straßenrennens als Erster überquerte, habe ich im ersten Moment Freude verspürt. Es ist immer

27.10.2018Weltmeister Valverde gewinnt auch das “Goldene Rad“

(rsn) - Weltmeister Alejandro ist als dritter Spanier nach Miguel Indurain und Alberto Contador mit dem Vélo d´Or (Goldenes Rad) ausgezeichnet worden. Mit dem Preis belohnt die französische Fachzei

07.10.2018Straßen-WM 2022 findet in Australien statt

(rsn) - Die Straßen-Weltmeisterschaften 2022 werden in Australien ausgetragen. Wie der nationale Radsportverband bekanntgab, wird die Stadt Wollongong im Bundesstaat New South Wales die Welttitelkäm

04.10.2018Zu wenig Gehalt: Spaniens Nationalcoach droht mit Rücktritt

(rsn) - Nur wenige Tage nach Alejandro Valverdes WM-Triumph hat Spaniens Nationalcoach Javier Minguez mit seinem Rücktritt gedroht. Wie der 69-Jährige der Nachrichtenagentur Europa Press erklärte,

02.10.2018Valverde macht noch bis zu den Spielen von Tokio weiter

(rsn) - Alejandro Valverde ist mit dem Gewinn des Weltmeistertitels am Ziel seiner Träume. Ans Aufhören denkt der Spanier trotz seiner 38 Jahre aber noch nicht: Valverde will noch bis 2020 als Profi

02.10.2018Zeitfahrweltmeisterin van Vleuten erfolgreich am Knie operiert

(rsn) - Die im WM-Straßenrennen der Frauen gestürzte Annemiek van Vleuten ist am Montag erfolgreich an ihrem gebrochenen Schienbeinkopf (Tibia) operiert worden und wird mindestens vier Wochen eine S

02.10.2018Tritt Walscheid in Kittels und Degenkolbs Fußstapfen?

(rsn) - Immerhin schon vier Siege gelangen dem Team Sunweb beim Münsterland Giro. Die allerdings holten sich drei Deutsche, die längst nicht mehr für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink fahr

02.10.2018Kennaugh: “Es war viel schwerer, als ich erwartet hatte“

(rsn) - Nicht die hoch gehandelten Zwillingsbrüder Adam und Simon Yates waren im WM-Straßenrennen von Innsbruck die britischen Trümpfe. Vielmehr war der etatmäßige Edelhelfer Peter Kennaugh für

01.10.2018Evenepoel war die Entdeckung der WM 2018

(rsn) - Alejandro Valverde hat mit sieben Medaillen in den letzten 15 Jahren WM-Geschichte geschrieben. Möglicherweise wird im großen Radsportbuch das Kapitel des 38-Jährigen mit dem ersehnten Gewi

01.10.2018Perfekt, aber auch nachhaltig?

(rsn) – Volksfeststimmung im österreichischen Radsport war es definitiv, die wir in den letzten neun Tagen in der Tiroler Landeshauptstadt erleben durften. Selbst als Österreicher, der viel bei na

01.10.2018WM-Podcast: Holzmedaille für den “Fahrer der Saison“

(rsn) - Im letzten Podcast zur Straßen-WM von Innsbruck wirft Lukas Kruse mit Felix Mattis und Peter Maurer einen Blick zurück auf die Straßenrennen der Frauen und Männer, die beide mit Favoritens

Weitere Radsportnachrichten

22.12.2024Van der Poel erteilt der Konkurrenz eine Lehrstunde

(rsn) – Er startete aus der dritten Reihe und lag schon nach etwas mehr als einer Minute in der ersten Abfahrt zur Kuil in Führung. Bei der Ausfahrt derselben setzte er sich unwiderstehlich ab: Mat

22.12.2024Van Aert muss seinen Crossauftakt verschieben

(rsn) – Am Montag wären sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) beim Superprestige-Rennen in Mol das erste Mal in dieser Cyclocross-Saison gege

22.12.2024Zuerst kalte Hände, dann doch Siegpremiere für Alvarado

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in und an der berühmten Kuil den Cross-Weltcup von Zonhoven gewonnen. Nach einem spannenden Rennen verwies sie Zoe Bäckstedt (Canyon –

22.12.2024Viel Spaß und eine Riesenerfahrung bei der Tour

(rsn) – Mit seinen 27 Jahren hat sich Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) zum absoluten Allrounder und einem Fixstarter bei fast allen großen Rennen des Jahres entwickelt. Der Augsburger ist

22.12.2024Teutenberg und Brauße holen sich Omnium-Titel

(rsn) – In Frankfurt an der Oder wurden an diesem Wochenende die Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf auf der Bahn ausgefahren. Die Goldmedaillen sicherten sich Franziska Brauße (Ceratizit WNT Pr

22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“

(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann

22.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine