Macron besuchte die Tour

Präsidenten-Besuch verwandelt Ski-Ort in Hochsicherheits-Trakt

Von Felix Mattis aus Serre Chevalier

Foto zu dem Text "Präsidenten-Besuch verwandelt Ski-Ort in Hochsicherheits-Trakt"
Emmanuel Macron besuchte die Tour de France auf der 17. Etappe nach Serre Chevalier. | Foto: Cor Vos

19.07.2017  |  (rsn) - Normalerweise ist das so: Wenn man bei der Tour de France einen Fahrer im Ziel oder am Mannschaftsbus nach einer Etappe nicht sprechen kann, dann geht es zum Teamhotel und es kommt im Idealfall dort noch zum kurzen Interview. Normalerweise ist das kein Problem: Man setzt sich in die Lobby und wartet, trinkt und isst dort etwas und macht so auch die Hotelbesitzer glücklich. Doch in Serre Chevalier war heute alles anders.

Als die Medienschar nach dem Ausstieg von Marcel Kittel (Quick-Step Floors) zum Club Med Serre Chevalier pilgerte, um dort auf die Ankunft des gefallenen Grünen Trikots zu warten, stellten sich vier Männer vom Security-Dienst in den Weg. An der Schranke zur Hotel-Einfahrt war Endstation. Erst nach halbstündigem Bearbeiten einer inzwischen zur Verständigung herbeigeeilten Hotel-Angestellten sowie anschließend des Club-Chefs wurde Einlass gewährt - in die Ferienanlage, nicht ins Hotel versteht sich.

"Wir richten Ihnen einen abgesicherten Platz ein, an dem Sie Interviews führen können. Aber wir fragen die Fahrer erst, ob sie mit Ihnen reden wollen", erklärte die Dame die Spielregeln. Vor dem Haupteingang wurde also ein Flatterband gespannt, hinter dem sich die Pressevertreter aufhalten mussten - immerhin: Apfel- und Ananassaft sowie Wasser wurde in den "Käfig" gebracht. Als ich versuchte, kurz in die Lobby zu gelangen, um auf den dort hängenden Fernsehern die Etappe und den Schlagabtausch der Favoriten am Col du Galibier zu verfolgen, hielt uns der Hotel-Manager höchstpersönlich auf.

"Nein, in die Lobby können Sie nicht", sagte er. "Aber wir würden gerne das Rennen sehen, über das wir berichten müssen. Wir kaufen auch gerne Getränke an der Bar", war meine Antwort. Hotel-Manager: "Ich diskutiere das nicht. Wir haben Sie schon hier hereingelassen. Wenn Ihnen das nicht reicht, zeigt Ihnen der Herr (ein Security-Mitarbeiter) gerne den Ausgang." Ich: "Kann ich wenigstens kurz auf die Toilette gehen?" Das wurde ermöglicht, allerdings im besten Doping-Test-Stil: Der Security-Dienstleister begleitete mich bis kurz vors Pissoir. Anschließend ging es schnurstracks zurück in den Journalisten-Käfig.

Interviews mit den Fahrern waren von dort aus später tatsächlich gut möglich - auch ohne Einzel-Bestellung bei Hotelmitarbeitern, sondern durch ganz normale direkte Ansprache, wie gewohnt. Auch Kittel kam, nachdem er zuvor durch eine Hintertür von uns ungesehen ins Hotel gelangte, nach seiner Dusche noch einmal heraus und sprach zur Presse.

Wieso also all das Tohuwabohu und die Sicherheitsvorkehrungen? Ganz einfach: Die Tour hatte an diesem 19. Juli hohen Besuch. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war im Ziel der 17. Etappe zu Gast und legte rund ums Rennen vieles lahm: Straßensperren, stark erhöhtes Aufkommen an Sicherheitspersonal, und eben strikte Richtlinien für die öffentlichen Gebäude und Hotels, nur tatsächlich gebuchte Gäste hereinzulassen.

So schön es ist, wenn hohe Politiker Sportereignisse besuchen und so deren Bedeutung unterstreichen: Auf einer schweren Bergetappe in den Hoch-Alpen mit Ziel in einem kleinen Ski-Ort, wo ohnehin schon alles enger und schwieriger ist als sonst, kann man darauf gut verzichten. Das werden auch die zig tausend Fans denken, die um 23:20 Uhr noch immer im Stau stehen, um in Richtung Briancon herunterzurollen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine