Soloflucht scheiterte am Col de Peyra Taillade

Tony Martin: "Ich bin gefahren ´friss oder stirb´"

Von Joachim Logisch aus Le Puy-En-Velay

Foto zu dem Text "Tony Martin:
Tony Martin (Katusha-Alpecin) attackiert auf der 15. Etappe der 104. Tour de France. | Foto: Cor Vos

17.07.2017  |  (rsn) - Auf Platz 20, noch vor Chris Froome (Sky), Romain Bardet (AG2R) und den anderen Top-Favoriten dieser 104. Tour de France, erreichte Tony Martin (Katusha-Alpecin) das Ziel der 15. Etappe von Laissac-Severac-L'Eglise nach Le-Puy-En-Velay (189,5 km). Doch das machte den viermaligen Zeitfahrweltmeister nicht glücklich.

Wieder war ihm ein Traum geplatzt. Zuerst war es der vom Gelben Trikot zum Auftakt in Düssseldorf, als Martin in seiner Spezialdisziplin nur Vierter geworden war, und nun der von einem Etappensieg. Dem in der Schweiz lebenden Eschborner bleibt aber noch mindestens das Zeitfahren am vorletzten Tag in Marseille.

Zufrieden war Martin aber mit seiner Vorstellung. "Nachdem ich in den letzten Tagen etwas angeschlagen war und mich sogar Schüttelfrost plagte, bin ich mittlerweile wieder in der Lage zu attackieren", stellte er deshalb zu Recht auf seiner Homepage fest. Von dem Sturz am zweiten Tag der Tour in Belgien hat Martin sich offensichtlich auch wieder erholt.

Alles in allem waren das aber keine optimalen Voraussetzungen für eine Attacke bei 28 Grad im Schatten und einem Berg der 1. Kategorie mit 14 Prozent Steigung zwischen den Kilometern vier bis sechs. Trotzdem trat Martin etwa 60 Kilometer vor dem Ziel an. "Ich hatte mir diese Etappe ausgesucht. Ich wusste, dass sie extrem schwer werden würde mit sehr vielen Bergaufkilometern, fast ein paar zu viel für mich", erklärte der 32-Jährige später im Ziel, warum er den Versuch gewagt hatte, obwohl er er wusste, "dass die Wahrscheinlichkeit 50:50 ist, das es reicht oder eben auch nicht."

Viel Auswahl hatte er auch nicht. Martin: "Wenn man sich den Tour-Verlauf der nächsten Woche anschaut, sieht man, dass Ausreißergruppen nicht mehr so viele Chancen haben werden. Heute war die größte Wahrscheinlichkeit. Sie ist ja auch eingetroffen. Insofern war ich schon froh, dass ich es in die Fluchtgruppe geschafft hatte."

In der letzten Abfahrt vom La Penide und vor einem etwa zehn Kilometer langen Flachstück trat Martin an. "Ich habe dann versucht, meinen Vorteil auf dem flachen, oder welligen Terrain ausszuspielen." Und er glaubte an den Sieg. "Ja, natürlich. Wenn ich so etwas mache, ist es nicht fürs Fernsehen oder für die Show. Ich fahre so etwas nur, wenn auch mindestens eine kleine Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich ankommen kann. Ich bin heute gefahren, friss oder stirb."

Als er aber bis zum 1.Kategorie-Berg, dem Col de Peyra Taillade (1190 m), nur eineinhalb Minuten Vorsprung herausfahren konnte, ahnte er, dass er "sterben" würde. Martin: "Die Chancen waren bei nur 1:30 Vorsprung und so einem Berg mit einem Warren Barguil, der von hinten kommt, nicht so groß."

Es war sein Pech, dass Warren Barguil vom deutschen Team Sunweb die Punkte zur Verteidigung seines Bergtrikots wollte und die Favoriten auch diese Etappe nutzten, um ihre Kräfte zu messen. Der Druck und damit das Tempo der aufschließenden Verfolger war enorm, nachdem Ag2R für Romain Bardet Vollgas fuhr und Froome wegen eines Defekts zurückfiel.

Gegen diese geballte Macht von hinten hatte Tony Martin keine Chance. Doch er würde es sicher wieder versuchen!

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

17.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

17.04.2024“Auf dieses Wetter vorbereitet“: Uno-X imponiert beim Flèche

(rsn) – Ineos Grenadiers, UAE Team Emirates und Jayco – AlUla brachten keinen ihrer einzigen Fahrer ins Ziel der 88. Ausgabe des Flèche Wallonne (1.UWT), bei neun weiteren Teams beendete nur jewe

17.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

17.04.2024Wird Het-Nieuwsblad-Sieger Tratnik Teamkollege von Roglic?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

17.04.2024Nach fast fünf Jahren bricht Niewiadoma an der ´Mur´ den Bann

(rsn) – Fast fünf Jahre musste Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM) auf den 19. Sieg ihrer Profikarriere warten. Bei der 27. Ausgabe des Flèche Wallonne Femmes war es soweit. Nach 146 Kilometern mit

17.04.2024Williams genießt Regen und Kälte und triumphiert an der ´Mur´

(rsn) – In einer wahren Regenschlacht kämpfte sich Stephen Williams (Israel - Premier Tech) beim 88. Flèche Wallonne an der berühmten Mauer von Huy als Erster über den Zielstrich. Beim zweiten A

17.04.2024Degenkolb: Geschwollenes Knie gefährdet Start in Eschborn

(rsn) – Nach dem Sturz auf sein linkes Knie bei der Streckenerkundung von Paris-Roubaix konnte John Degenkolb (dsm-firmenich – PstNL) zwar sein Lieblingsrennen bestreiten und belegte am 7. April i

17.04.2024Lopez trotzt bei seinem ersten Profisieg Regen und Kälte

(rsn) – Mit seinem ersten Profisieg hat Juan Pedro Lopez (Lidl – Trek) das Grüne Trikot der Tour of the Alps (2.Pro) übernommen. Der 26-jährige Spanier setzte sich auf der 3. Etappe über 124,8

17.04.2024Steinhauser holt sich in guter Form den Giro-Feinschliff

(rsn) – Eine Corona-Erkrankung beendete Georg Steinhausers erste Profisaison 2023 vorzeitig. Der Deutsche kämpfte daraus resultierend sogar mit Herzproblemen und verpasste dadurch auch die Vuelta,

17.04.2024Benoot: “Muss meine Energie heute von woanders hernehmen“

(rsn) - Tiesj Benoot (Visma – Lease a Bike) startet heute beim 88. Flèche Wallonne. Ob der Belgier beim zweiten der drei Ardennenklassiker allerdings im Vollbesitz seiner Kräfte sein wird, darf be

17.04.2024Vlasov: “Wenn alles in Stücke zerfällt, muss ich mitgehen“

(rsn) - Mit dem Flèche Wallonne steht am Mittwoch der ’kleinste‘ der drei Ardennenklassiker auf dem Programm. Die 88. Austragung des ´Wallonischen Pfeils´, der in Charleroi beginnt und nach 19

17.04.2024Ludwig: “Vielleicht wird der Wind einer Gruppe in die Karten spielen“

(rsn) – Erstmals in der Geschichte des Flèche Wallonne starten die Frauen nach den Männern. Auf den 146 Kilometern rund um Huy müssen sieben kategorisierte Anstiege bewältigt werden, die berühm

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine