Interview mit dem Sieger der Kamerun-Rundfahrt

Holler: "Jetzt in Europa an den starken Saisonauftakt anknüpfen"

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Holler:
Niko Holler (Bike Aid) hat die Kamerun-Rundfahrt gewonnen. | Foto: Bike Aid

28.03.2017  |  (rsn) - Nach Platz drei bei der Tropicale Amissa Bongo feierte Nikodemus Holler (Bike Aid) am vergangenen Sonntag bei der Kamerun-Rundfahrt seinen ersten Gesamtsieg bei einem internationalen Etappenrennen. Im Interview mit radsport-news.com spricht der 25-Jährige aus Mühlacker über seinen Coup und bezieht Stellung zu den Dopinganschuldigungen des Vorsitzenden des kamerunischen Radsportverbands.

Nach der starken Tropicale: War es Ihr Ziel, in Kamerun auf Gesamtwertung zu fahren?
Niko Holler: Ja, das war es. Am Tag vor der ersten Etappe habe ich noch zu meinem Teamkollegen und Zimmerpartner Timothy Rugg gesagt, dass ich die Rundfahrt unbedingt gewinnen möchte. Und am Ende hat es dann tatsächlich hingehauen.

Was war der Schlüssel zum Erfolg?
Holler: Grundvoraussetzung ist, wie bei jeder anderen UCI-Rundfahrt, eine sehr gute Form. Denn auch bei der Kamerun-Rundfahrt wird richtig Radrennen gefahren. Wer schon einmal Rennen gegen Fahrer aus Ruanda oder Marokko gefahren ist, der weiß, dass die Jungs auch ganz schön Druck aufs Pedal bringen können. Und am Ende benötigt man ein starkes Team, das bereit ist, sich für einen Fahrer aufzuopfern und die eigene Chance auf Top-Resultate hinten anstellt. Ich bin froh und dankbar, Teil eines solchen Teams zu sein.

Wo lagen die Schwierigkeiten der Rundfahrt?
Holler: Schwierigkeiten gibt es viele und der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sie mental auszublenden und sich davon nicht verrückt machen zu lassen. Vor allem für europäische Fahrer ist das eine große Herausforderung. Wir hatten extreme Temperaturen von teilweise über 40 Grad, zeitweise kein fließend Wasser, daher weder Dusche noch Klospülung, und keinen Strom - und somit auch keine Klimaanlage! auf den Hotelzimmern. Dazu kamen allerlei Insekten und Reptilien im Hotel. Diese Unannehmlichkeiten sind bei dieser Rundfahrt ganz normal. Wer sich darüber aufregt und aus dem Konzept bringen lässt, vergeudet viel zu viel Energie, die ihm dann auf der nächsten Etappe fehlt.

Trauen Sie sich nun auch zu, bei den besser besetzten europäischen Rennen vorne mitzufahren?
Holler: Ja, da bin ich zuversichtlich. Bereits im vergangenen Jahr konnte ich einige schöne Ergebnisse in Europa einfahren. Meine Wattwerte sind um einiges besser als 2016, und der bisherige Saisonverlauf unterstreicht das auch. Deshalb gehe ich davon aus, dass ich mit meinem Team in Europa an den starken Saisonauftakt anknüpfen kann.

Vom Radsport-Verbandschef Kameruns wurde gegen die starken europäischen Fahrer ein mehr oder weniger direkter Dopingverdacht geäußert. Wie ist das bei Ihnen angekommen und wie haben Sie darauf reagiert?
Holler: Diese Anschuldigungen waren wirklich mehr als unangebracht und überflüssig. Wir haben davon direkt nach dem Etappensieg meines Teamkollegen Meron Teshome erfahren. Da war die Stimmung im Team ziemlich im Keller. Ich persönlich habe auf meiner Facebook-Seite dazu Stellung bzogen. Relativ schnell haben sich alle möglichen Instanzen eingeschaltet, da sowohl Matthias Schnappka als auch Timo Schäfer (Teamkoordinatoren, Anm. d. Red.) sehr hinterher waren, das Ganze richtig zu stellen. Auch die UCI hat sich zu Wort gemeldet und eine klare Botschaft an den Präsidenten geschickt.

War die Kamerun-Rundfahrt eine nach dem Geschmack Ihres Teamkollegen Matthias Schnappka, mit vielen "exotischen" Momenten?
Holler: Ich habe ihn jetzt nicht explizit gefragt, aber ich würde einmal behaupten, dass er auf seine Kosten gekommen ist. Vor allem außerhalb des Rennens gab es viele dieser exotischen Momente. Allein die Transfers zu den Hotels über die Buckelpisten Kameruns sind ein Erlebnis für sich. Dann das ständige Treiben auf den Straßen, das komplett andere Klima und die atemberaubende Landschaft. Das alles sind Bilder, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst.

Weitere Radsportnachrichten

02.07.2025Keine Bonussprints bei der Tour de France 2025

(rsn) – Bei den letzten Ausgaben der Tour de France konnten die Fahrer nicht nur im Ziel, sondern auch unterwegs an einigen ausgewählten Stellen Bonussekunden sammeln. Zur diesjährigen 112. Ausgab

02.07.2025Die fünf schweizerischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Mehr als fünf Schweizer bei einer Tour de France gab es zuletzt 2021. Damals waren sechs Eidgenossen am Start des größten Radrennens der Welt. Das ist immer noch weit weg vom Rekordjahr 1

02.07.2025Die drei österreichischen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Vom kleinen Zwischenhoch, das 2022 und 2023 gleich sechs österreichische Tour-Starter lieferte – und damit fast so viele wie aus Deutschland – haben sich die Fahrer aus der Alpenrepubli

02.07.2025Das Reglement der Tour de France auf einen Blick

(rsn) – Jeder Radsportfan kennt die Wertungstrikots und weiß meist auch, was sie symbolisieren. Das Gelbe Trikot geht an den Zeitschnellsten, das Grüne an den Punktbesten, das Gepunktete an den F

02.07.2025Das Preisgeld: Wie viel gibt´s wofür bei der Tour de France 2025?

(rsn) - Von Lille nach Paris - über 21 Renntage, zwei Ruhetage und 3338 Kilometer - das ist die Tour de France 2025. Mehr als 80 Stunden Rennzeit werden die Fahrer auf ihrem Weg durch Frankreich im

02.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

01.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

01.07.2025Alpecin zum fünften Mal in Folge mit Doppelspitze Philipsen-van der Poel

(rsn) – Wie schon in den vergangenen vier Jahren, so vertraut Alpecin – Deceuninck bei der Tour de France auch diesmal auf die bewährte Doppelspitze Mathieu van der Poel und Jasper Philippsen. De

01.07.2025Jorgenson bis Ende 2029 bei Visma – Lease a Bike

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.07.2025Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 5. Juli im nordfranzösischen Lille beginnenden 112. Ausgabe liefern wir einen Überblick über

01.07.2025Soudal setzt auf Olympiasieger Evenepoel und Sprinter Merlier

(rsn) – Nach zweijähriger Abwesenheit kehrt Maximilian Schachmann zur Tour de France zurück. Der frisch gebackene Deutsche Zeitfahrmeister wurde von seinem Team Soudal – Quick-Step wie erwartet

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)