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03.12.2018 | i hob oiwei gmoant/
i datrogats goa nia/
hiazt hob i's datrogn/
owa frogts mi ned wia
Ich hab immer gemeint/ ich ertrag es nicht/ jetzt hab ich's ertragen/ aber fragt mich nicht wie
Was wie das Mantra eines Rennradlers auf einer unendlichen, qualvollen Marathon-Tour klingt,
könnte tatsächlich da seinen Ursprung haben:
Wenn nämlich Hans-Peter Falkner (sonst mit dem österreichischen Volkspunk-Duo Attwenger unterwegs) seine Steirische Harmonika beiseite legt, fährt er Rennrad (siehe hier) - oder er sammelt und archiviert Gstanzln, vierzeilige, gesungene, meist spöttische Gedichte.
Und HP Falkner schreibt zahlreiche neue hinzu, und versammelt sie in bibliophilen Kompilationen: Im Jahr 1996 erschien im Waldviertler Verlag "Bibliothek der Provinz" der erste Band mit sagenhaften 1234 Gstanzln, 1999 folgte der zweite mit 567 weiteren. Nun hat Falkner den dritten Band seiner Gstanzl-Trilogie herausgegeben. Dieses Mal sind es genau 890 Gstanzln, die er gesammelt oder selbst gedichtet hat.
Der
goldene Einband suggeriert bereits,
dass es sich beim letzten Band der Trilogie auch um ein erweitertes „best of“ der vorher erschienenen Bände handelt. 16 Fotos von Mündern der musikalischen Wegbegleiter HP Falkners strukturieren die Themen der "890 gstanzln", die im "Goldenen
Buch" verewigt sind. Ihm liegt eine CD bei, die auch separat über HP Falkners Musik-Label
"Fischrecords" erhältlich ist.
Einen Sachverhalt so knapp und pointiert wie möglich in gesungener und gereimter Form zu beschreiben, meist mit einem spöttischen Unterton, ist das Ziel jedes Gstanzls. Die einfachen Grundstrukturen und die sich (fast kontemplativ) wiederholenden Melodien der Gstanzln geben Raum für Millionen von Text-Variationen, aber auch für bestechende Verdichtungen der kleinen und großen Fragen des Lebens.
HP Falkner schöpft einerseits aus dem riesigen Schatz
bereits
existierender Verse, andererseits aktualisiert er die traditionelle Gstanzl-Form in neuen Mini-Kunstwerken nach bester Attwenger-Manier. Die Sprachspielereien von Falkner und Binder sind
mittlerweile ein Stück österreichische Musikgeschichte.
Wer die oberösterreichische Mundart in Wort und Schrift nicht gleich versteht, kann sich die
Zeilen auch laut vorlesen – oder zur Entspannung in den englischen stanzas blättern:
In the grass sits a cricket/
chirping for a oneway ticket/
suddenly it doesnt sing or say/
head mowed away
Im Original:
und a grü sitzt im gros/
und pfeift si grod wos/
auf amoi is staad/
schädl ogmahd
Hans Peter Falkner ist bei fast allen Gstanzln zu hören,
solo oder mit Attwenger. Außerdem auf der CD: die goas, Scheissleitnmusi, Tanzhausgeiger, Rudi Koschelu, Lukas König, Harry Stojka, und private Tracks aus dem Familien-Album von Großvater Johann (1991) bis Tochter Ella Falkner (2016).
Buch inkl. CD erschienen im
Verlag Bibliothek der Provinz,
erhältlich (wie die CD allein) bei fischrecords
Ausgewählte Gstanzln (mit Zwischentiteln!) im Video: