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24.07.2008 | Kurz vor Schluss gehen sowohl die Tour de France als auch die Tour total durch die Alpen. Inzwischen hat Guido Kunze nur noch einen Tag Rückstand auf das Peloton. Morgen, Freitag am Nachmittag, wird das Profifeld die Etappe nach Montluçon in Angriff nehmen, Guido die Etappe nach Saint-Étienne. Denn in der Nacht wurde die 184 km lange Etappe Embrun - Prato Nevoso abgeschlossen, am heutigen Donnerstag die Etappe Cuneo - Jausiers über 156 km, und heute nacht und morgen vormittag geht Guido auf die Königsetappe der diesjährigen Tour, Embrun - l'Alpe-d'Huez über 210 km.
Nach dem Col Agnel, der noch am Vorabend überquert wurde, ging die rasende Abfahrt zunächst ins Valle Varaita auf italienischer Seite. Wer nicht schwindelfrei ist, sollte den Pass erst gar nicht nach Italien hinabfahren. In den Serpentinen direkt unter dem Pass fühlt man sich mitunter wie in einer senkrechten Wand. Nach etwa 65 km Abfahrt (!) ging es in die Ebene rund um Cuneo, und dank Rückenwinds war Guido deutlich schneller unterwegs als geplant.
Die gesparte Energie wurde gleich für den Anstieg nach Prato Nevoso aufgewendet, so dass auch dieser schneller als gedacht bewältigt war. Es mag ja anders sein, wenn Fans die Strecke säumen und Stimmung machen, aber für eine Anfahrt solo (und bei Nacht) ist Prato Nevoso psychologisch alles andere als einfach. Man fährt beständig durch den Wald, die Steigung wird zum Ende hin beständig steiler, der Wintersportort kommt erst in den letzten Kehren in den Blick und die Entfernungsschilder in der Steigung stehen unregelmäßig, so dass man selten auf den ersten Blick weiß, was man schon hinter sich hat, was noch zu bewältigen ist.
Nach dem Transfer nach Cuneo, wo wir uns mitten in der Nacht einen kurzen Spaziergang über die Piazza Galimberti gönnten, und nach ein wenig Ruhe nahm Guido die zweite schwere Alpenetappe unter die Räder, Cuneo - Jausiers mit den HC-Anstiegen Col de la Lombarde und Cime de la Bonette-Restefond. Der erste Pass führt in ein malerisch-wildes Seitental, das aber Radfahrern mit mehreren Steilstufen die Sache nicht eben leicht macht. Auf ca. 2.000 m kann man sich über größere Baumaßnahmen wundern, die aus der Wallfahrtskapelle Sant'Anna einen Hotelkomplex zu machen scheinen. Auf jenseits 2.300 m überquert man dann die Grenze nach Frankreich und kann sich in die kurvenreiche Abfahrt in die Wintersportstation Isola 2000 und schließlich in den Ort Isola stürzen. Ein anstrengender Anstieg, der aber die Anstrengung wert ist.
In Isola wartete dann auf Guido umgehend die längste Steigung, zum höchsten Punkt der Tour, bei den bislang heißesten Temperaturen: die Bonette. Der Doppel-Pass Bonette und Restefond brachte uns weit über die Baumgrenze, und die heiße Sommersonne der Seealpen brannte Guido während des gesamten Aufstiegs von 28 km (offizielle Passlänge) bzw. ca. 45 km ab Isola erbarmungslos auf die Haut. Da man dem Pass noch eine zusätzliche Gipfelschleife mitgegeben hat, die allenfalls touristisch von Interesse ist, führt der Anstieg bis jenseits der 2800 m und wird noch mal ein paar Hundert Meter länger. An seinem Ende, bei dreimal HC und einmal Mal Cat. 1 in 36 Stunden, war Guido dann einigermaßen geschafft.
Die Bonette ist einfach eine Nummer größer als das meiste, was sonst den Titel HC trägt. Der Anstieg will einfach nicht enden, fast nie entlastet er die Beine mit einem kurzen, relativ flachen Teilstück, und wenn die Sonne scheint, ist man ihr während ca. der Hälfte der Steigung ausgesetzt, und zwar von oben und - je höher, je mehr - auch von unten, wo die Felsen die Hitze reflektieren. An sich schon heftig. Direkt nach dem Col de la Lombarde eine echte Herausforderung an der Leistungsgrenze.
Die Alpen - vier von sieben Riesenbergen gemeistert - hielten bisher die Strapazen bereit, die Guido und wir alle erwartet hatten. Der Sattel macht sich nach an die 2800 km immer stärker bemerkbar, die Oberschenkel brennen bei Steigungen, die allesamt länger als 20 km sind, und das dauernde Bergauf schlägt sich in Sehnenschmerz im Knie nieder. Bei dem heißen Wetter geht das alles auch stark an die Substanz, aber Guido strotzt nach wie vor vor Energie, und wo die physische Energie nur natürlich schon ein wenig schwächer geworden ist, da hilft er mit purer Willenskraft nach.
Dreimal HC muss er noch durchstehen, klangvolle Namen: Galibier, Croix de Fer, l'Alpe-d'Huez. Die Anspannung war groß, als gestern Nachmittag mit dem Abstecher nach Italien zwei der schwersten Etappen der diesjährigen Tour in Angriff genommen wurden. Als sie gemeistert waren - und trotz der wachsenden Müdigkeit und eines gewissen Substanzverlusts gut gemeistert waren - machte sich Erleichterung breit. Aber wenn die Königsetappe morgen Mittag genauso gut zu Ende geht wie die beiden italienischen Etappen, dann werden wir hier aufatmen. Denn, ohne die beiden abschließenden Etappen im und am Zentralmassiv zu unterschätzen, werden wir uns dann wohl erstmals trauen zu sagen: Ankunft Tout total Paris, 27.07.2008, zusammen mit der „großen” Tour.
Noch heute abend startet Guido zu den 210 Königskilometern. Der Wetterbericht droht mit Gewittern, vielleicht schon in der Nacht. Aber der Himmel scheint uns noch hold. Und Guidos Kräfte scheinen zu reichen.
Daumen-Drücken und Mitfiebern erlaubt.
Am 17. Juli startete Guido Kunze seine „Tour total“. Der 42-jährige Extremsportler will die komplette Strecke der 95. Tour de France abfahren und am 27. Juli, kurz vor dem Tour-Tross, in Paris auf den Champs-Elysées eintreffen. Kunze hat sich ein gewaltiges Programm vorgenommen. Weil er nur zehn Tage Zeit hat, muss der Extremsportler pro 24 Stunden umgerechnet etwa 2,2 Etappen bewältigen. In einem Tagebuch berichtet Marco Ruhl, einer von Kunzes Begleiter, von dessen Erlebnissen in Frankreich.
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