RSNplusRed Bull mit Achterbahnfahrt

Das große Ziel verfehlt, Denz und Pellizzari retteten die Bilanz

Von Jan Zesewitz

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Nico Denz sorgte für den einzigen Etappensieg von Red Bull - Bora - hansgrohe beim Giro d´Italia. | Foto: Cor Vos

02.06.2025  |  (rsn) – Heinrich Haussler sprach von einer "emotionalen Achterbahnfahrt“. Der Sportliche Leiter von Red Bull – Bora – hansgrohe sprach im Ziel der 18. Etappe des Giro d’Italia über den Tagessieg von Nico Denz – ohne Frage der emotionale Höhepunkt des deutschen Teams bei dieser Italien-Rundfahrt. Das Zitat könnte aber auch für die gesamte Italien-Rundfahrt Giro der Raublinger Equipe gelten, die in den drei Wochen alle Höhen und Tiefen durchschritt.

Eine kurze Zusammenfassung: Der klare Plan des Teams war der Giro-Sieg mit Primoz Roglic. Der Slowene ging als Topfavorit neben Juan Ayuso (UAE – Emirates – XRG) ins Rennen und startete hervorragend. Nach dem Zeitfahren in Tirana übernahm Roglic das Rosa Trikot und war bis zum Ende der ersten Woche der bestplatzierte Fahrer der Favoriten. Nach der ersten Bergankunft trug der Girosieger von 2023 noch einen weiteren Tag lang das Maglia Rosa.

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Seit der Gravel-Etappe nach Siena zeigte die Kurve dann aber nach unten. Roglic stürzte mehrmals, büßte immer mehr Zeit ein und musste den Giro schließlich während der 15. Etappe nach dem insgesamt vierten Sturz beenden. Eine bittere Enttäuschung nicht nur für Pechvogel Roglic, sondern für das gesamte Team, das schon den Ausfall des als Edelhelfer vorgesehenen Jai Hindley während der 6. Etappe zu verkraften hatte. Das Team hatte keinen Plan B – keinen Sprinter, keinen weiteren Klassement-Kandidaten, die Mannschaft schien plan- und führungslos, während noch eine ganze Giro-Woche auf die Fahrer wartete.

Frustriert und gezeichnet: Primoz Roglic am Tag vor seinem Giro-Ausstieg. | Foto: Cor Vos

Aber nicht immer kann alles geplant werden – schon gar nicht bei einer Grand Tour über drei Wochen. Und so tat sich schon am Tag von Roglics Ausstieg ein Hoffnungsschimmer auf: Der 21-jährige Giulio Pellizzari, der zuvor zwei Wochen lang kaum einmal nicht von der Seite seines Kapitäns gewichen war, erhielt freie Fahrt und nutze die sich ihm bietende Gelegenheit auf imponierende Art und Weise.

“Ich habe lange auf diesen Moment gewartet und heute war es so weit. Es ist schade, dass ich erst jetzt zeigen konnte, was ich drauf habe“, sagte der Italiener nach seinem dritten Platz an der Bergankunft in San Valentino, wo er der bestplatzierte aus der Gruppe der Favoriten war. Am Ende der Rundfahrt hatte er sich in der Gesamtwertung vom 18. auf den sechsten Platz verbessert.

Pellizzari übernahm nahtlos die Kapitänsrolle

“Als ausgebildeter Mentalcoach beeindruckt mich am meisten seine Unbekümmertheit“, sagte Pellizzaris Sportlicher Leiter Christian Pömer kurz vor Ende der Rundfahrt im Gespräch mit RSN. "Das ist auch etwas, was ihn künftig die Herzen der italienischen Tifosi künftig zu Herzen legen wird“, prognostizierte der 47-Jährige und fügte an: “Die Idealvorstellung ist ja, dass jeder, der hier ist, den Giro aus Leidenschaft betreibt und nicht, um Geld zu verdienen. Ich hoffe, uns gelingt es als Team, das so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.“ Kein Zweifel: Pellizzari ist bei Red Bull – Bora – hansgrohe eines der großen Versprechen für die Zukunft.

Für die deutsche Equipe die Entdeckung des Giro: Giulio Pellizzari. | Foto: Cor Vos

Als solches gilt Nico Denz angesichts seiner 31 Jahre nicht mehr. Dafür ist er die Zuverlässigkeit in Person – besonders, wenn es um Giro-Etappensiege geht. In Cesano Maderno holte Denz im Kampf um einen Tagessieg Kohlen für sein Team aus dem Feuer und ließ die Emotionen hochkochen.

“Monatelang haben wir uns auf den Giro vorbereitet. Ich war drei Monate nicht zu Hause. Und dann musste man verkraften, dass all diese Entbehrungen umsonst waren“, sagte er nach der 18. Etappe, die er mit einem cleveren 17-Kilometer-Solo für sich entschied.

Und Denz zeigte dann noch, was Red Bull bei diesem Giro auszeichnete: “Unser Team ist so vielseitig. Das haben wir heute gezeigt. Wir haben einfach den Schalter umgelegt. Denn man kann weiter traurig sein, den Kopf hängen lassen und nichts tun. Wir aber haben uns entschieden zu kämpfen.“ Das wird Red Bull – Bora – hansgrohe auch für die Tour de France beflügeln so einmal mehr die Kräfte für Roglic gebündelt werden sollen.

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