RSNplusErnüchtende Kopfsteinpflaster-Bilanz

Red-Bull-Teamchef Denk: “Vielleicht fehlt der Klassikerfuchs“

Von Sebastian Lindner

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Zufrieden sieht anders aus: Tim van Dijke (Red Bull - Bora - hansgrohe) bei Paris-Roubaix | Foto: Cor Vos

15.04.2025  |  (rsn) – In den letzten Wochen stand genau jene Klassikerfraktion im Dauereinsatz, die Red Bull – Bora – hansgrohe zur neuen Saison so massiv verstärkt hatte. Mit dem im Winter etablierten eigenen Anspruch, das attraktivste Team der Welt zu werden, wuchsen auch die Ziele fernab der großen Landesrundfahrten, bei denen das deutsche Team in vergangenen Jahren meist deutlich besser abschnitt. Erfolge sollten auch im ersten Teil der Saison her.

Nicht nur in Australien, wo Sam Welsford nun schon im zweiten Jahr in Folge Etappensieg an Etappensieg reihte, bei kleineren Vorbereitungsrennen oder den einwöchigen WorldTour-Rundfahrten. Vor allem bei den großen Frühjahrsklassikern über Pavés, Kasseien und Hellingen. Doch dort war von Red Bull, abgesehen von den frühen Phasen der Klassikersaison, wo das Team häufig Verantwortung übernahm, kaum etwas zu sehen. Zumindest nicht in den Ergebnislisten.

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Bei den sechs belgischen Eintagesrennen auf WorldTour-Niveau plus Paris-Roubaix sowie Strade Bianche und Mailand-Sanremo sprangen für Red Bull gerade mal drei Top-10-Platzierungen heraus. Welsford wurde Zehnter bei Brugge-De Panne, Roger Adria ebenfalls Zehnter bei Strade Bianche und Jordi Meeus Neunter bei Gent-Wevelgem.

Denk: "Sind nicht da, wo wir sein wollten"

Diese ernüchternde Bilanz lies auch Teamchef Ralph Denk nach Paris-Roubaix nur zu einem Schluss kommen. “Wir sind definitiv nicht da, wo wir sein wollten und alles in allem nicht happy damit, wie es gelaufen ist“, sagte er cyclingmagazine.de. “Man sah von unserer Mannschaft gute Ansätze. Auch heute waren wir präsent in der Gruppe des Tages und mit Mick van Dijke auch in der ersten Verfolgergruppe. Schlussendlich waren wir aber nicht in der Lage, das in Ergebnisse umzusetzen“, so Denk über den Auftritt seiner Mannschaft in der “Hölle des Nordens“, der so auch auf das Gros der anderen Klassiker übertragbar war.

Oier Lazkano (Red Bull – Bora – hansgrohe) war bei Paris-Roubaix in der Gruppe des Tages, landete aber letztlich unter ferner liefen. | Foto: Cor Vos

“Wir werden natürlich darüber sprechen. Aber es wird keinen Rundumschlag geben“, kündigte Denk an und ging in eine erste Analyse. “Wir haben letztes Jahr auf junge Leute gesetzt. Die haben vielleicht noch nicht den Sprung gemacht, den wir uns erhofft haben. Auf der anderen Seite fehlt vielleicht noch ein erfahrener Klassikerfuchs, der die Jungs führt. Vielleicht müssen wir da nochmal über Verstärkung nachdenken. Für den Moment ist das aber zu früh.“

Für die Erfahrung sollten die beiden Neuzugänge Jan Tratnik und Gianni Moscon sorgen. Doch während der Slowene nach Strade Bianche zu den Rundfahrern an die Seite von Primoz Roglic wechselte, war die Klassikerkampagne für Moscon nach Gent-Wevelgem beendet. Drei seiner fünf Rennen bis dato hatte der Italiener nicht beendet.

Neuzugänge nicht so stark wie in den Vorjahren

Oier Lazkano, der nach starken Frühjahrsergebnissen 2023 und 2024 für Movistar bei einzelnen Rennen mit der Kapitänsrolle betraut werden sollen, litt unter teils krankheitsbedingter Formschwäche, wohl aber auch unter Anpassungsproblemen, und musste seine Klassikerkampagne unterbrechen, nachdem auch er mehrere Rennen nicht beenden konnte. Bei Paris-Roubaix gehörte der Spanier wie Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) zur Gruppe des Tages. Doch während der Hesse Sechster wurde, reichte bei Lazkano nur für Rang 117.

Laurence Pithie sorgte als Elfter der Flandern-Rundfahrt für das beste Ergebnis von Red Bull – Bora – hansgrohe bei einem der bisherigen Monumente. | Foto: Cor Vos

Auch die von Visma – Lease a Bike zu Red Bull gewechselten Zwillinge Mick und Tim van Dijke konnten nicht das abrufen, was sie in der Vergangenheit schon geliefert hatten. Für die beiden 25-Jährigen waren Top-Ergebnisse das höchste der Gefühle. Am ehesten konnte da noch Laurence Pithie an seine Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Bei der Flandern-Rundfahrt sorgte er mit Platz elf für das beste Resultat eines Red-Bull-Profis bei den Monumenten.

Ardennen sollten Red Bulls Klassikerbilanz retten

Dass in Michiel Mouris ein Fahrer aus dem hauseigenen Juniorenteam das Nachwuchsrennen von Paris-Roubaix gewinnen konnte, schien Denk für den Moment nur wenig zu trösten. “Wir werden auf die Jugend setzen, auch wenn das einen langen Atem voraussetzt“, sagte er lediglich.

Schon eher überwogen da die Hoffnungen, die Klassikersaison in den Ardennen zu retten. Denn dort soll der Neuzugang, der bisher am besten funktioniert hat, für die Ergebnisse sorgen, die auf Kopfsteinpflaster bisher ausblieben. “Wir hoffen, dass uns die Ardennen ein Stückweit mehr entgegenkommen. Dort sind viele Leute dabei, die auch die Rundfahrten bestreiten. Und wir haben Maxim Van Gils", ebtonte Denk. 

Gianni Moscon sollte eine Klassikererfahrungen einbringen – viel davon konnte der Italiener nicht umsetzen. | Foto: Cor Vos

Der Belgier wurde im vergangenen Jahr Dritter beim Flèche Wallonne und Vierter bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. In dieser Saison konnte der 25-Jährige bereits eine Etappe der Andalusien-Rundfahrt für sich entscheiden.

Und so regiert bei Red Bull vor dem bevorstehenden Ardennen-Triple, das mit dem Amstel Gold Race am Sonntag eröffnet wird, vor allem eines: Hoffnung. “Wir hoffen, dass das Fazit dann besser ausfällt als hier in Roubaix", fügte Denk an.

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