RSNplus“Das war versuchter Totschlag“

Flaschen-Attacke: Van der Poel will Anzeige erstatten

Von Peter Maurer in Roubaix und Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Flaschen-Attacke: Van der Poel will Anzeige erstatten"
Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) auf dem Weg zu seinem dritten Sieg bei Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

13.04.2025  |  (rsn) – Der dritte Roubaix-Sieg in Folge, nach Mailand-Sanremo der zweite Monument-Sieg des Jahres, insgesamt hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) deren acht, womit er wieder mit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) gleichgezogen ist – man könnte meinen, es war ein perfekter Sonntag für den Niederländer. Trotzdem gab es auf der Pressekonferenz viel zu besprechen, was die Stimmung drückte; vom kleinen Malheur des verlorenen Powermeters bis hin zum Flaschenwurf, eines Zuschauers gegen seinen Kopf der wohl gerichtliche Folgen haben wird.

Der Zwischenfall, der sich 33,1 Kilometer vor dem Ziel ereignete, sorgte international für Entsetzen. Ein Zuschauer versteckte sich im Sektor Templeuve in der zweiten Reihe. Von dort aus schaffte er es aber, gezielt eine Flasche Richtung Kopf von van der Poel zu werfen, der mit voller Geschwindigkeit übers Kopfsteinpflaster raste. "Es war eine volle Flasche, aber es fühlte sich an, als würde ein Stein auf mein Gesicht fliegen“, erinnerte sich der 30-Jährige, der sich auf dem Rad hielt und scheinbar unbeeindruckt sein Rennen fortsetzte. Doch im Gespräch mit Sporza machte er seinem Ärger Luft: “Das war versuchter Totschlag. Wenn sie meine Nase trifft, ist die gebrochen.“

___STEADY_PAYWALL___

Auch wenn die Szene keine direkten Folgen hatte, will van der Poel es nicht dabei belassen. “Wir werden dagegen sicherlich gerichtlich vorgehen. Es ist nicht zu akzeptieren, auch nicht, wenn du bespuckt oder mit Bier überschüttet wirst", so der Alpecin-Profi, der diese Beispiele nicht zufällig wählte. Letztes Jahr wurde er auf dem Weg ins Vélodrome André Petrieux mit einer Mütze beworfen, beim E3 Prijs Harelbeke wurde er noch vor zwei Wochen bespuckt, und im Dezember 2023 spuckte er beim Weltcup-Cross in Hulst selbst auf Zuschauer, die ihn zuvor mit Bier und Urin übergossen haben sollen.

Das Podium von Paris-Roubaix 2025 | Foto: Cor Vos

Interessantes Detail: Sowohl in Hulst als auch in Harelbeke und in beiden Ausgaben der Hölle des Nordens fuhr van der Poel letztendlich als Sieger ins Ziel. Der Erfolg vom Sonntag war dabei ein historischer, denn seit Francesco Moser 1980 hatte kein Fahrer dreimal in Serie Paris-Roubaix für sich entscheiden können. "Dreimal zu gewinnen ist schon sehr speziell. Das erwartest du nicht, wenn du beginnst und in Roubaix brauchst du auch Glück. Es ist aber alles andere als selbstverständlich", urteilte der amtierende Querfeldein-Weltmeister in der Sieger-Pressekonferenz mit.

Problemchen auf dem Weg in die Geschichtsbücher

Neben dem Flaschenwurf traf van der Poel auf dem Weg in die Geschichtsbücher noch auf weitere Hürden, die glücklicherweise weniger gefährlich, schmerzhaft und ernst waren – wie zum Beispiel eine verlorene und beschädigte Apparatur: “Ich hatte nach Mons-en-Pévèle keinen Powermeter mehr. Ich wusste die Abstände auch nicht, weil der Funk nicht funktionierte. Das hat es sehr schwierig gemacht“, klagte van der Poel, der im Finale auch noch einen Platten hatte und dabei nicht mit seinem Sportlichen Leiter kommunizieren konnte. Da sein Vorprung auf Popgacar aber schon groß genug war, fiel der Radwechsel nicht ins Gewicht.

Van der Poel wurde im Ziel von seiner Partnerin erwartet. | Foto: Cor Vos

Seinen Roubaix-Sieg im Weltmeistertrikot letzte Saison schätzte der Alpecin-Kapitän höher ein als den Triumph dieses Jahr – und das lag nicht nur an der Kleidung. “Da fühlte ich mich am besten. Am Ende habe ich fast jeden Stein perfekt erwischt. Wenn man schneller ist, dann fühlt es sich an, als würde man über das Pflaster fliegen. Das war heute nicht so", verglich er seine letzten beiden Erfolge. Nach überstandener Krankheit waren die Beine aber schon wieder besser als noch vor Wochenfrist in Flandern. “Die Krankheit war nicht ideal, aber es lief von Tag zu Tag besser und ich bin glücklich, die Klassikersaison mit einem Sieg abzuschließen."

Wie es für van der Poel genau weitergeht, wollte oder konnte er noch nicht sagen. "Ich habe keine Rennpläne. Roubaix war das letzte Rennen in diesem Block. Ich werde kein Amstel Gold Race bestreiten", verriet er. Sein Teammanager Philip Roodhooft wurde im Eurosport-Interview nur ein wenig konkreter. “Mathieu hat jetzt eine Pause. Normalerweise macht er jetzt ein bisschen Mountainbike und dann die Tour de France. Aber wir reden lieber nicht über das, was kommen wird. Wir genießen lieber den Moment“, erzählte der Belgier.

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.04.2025Rutsch: “Ich habe das wirklich gebraucht“

(rsn) – Beim 122. Paris-Roubaix (1.UWT) fuhr Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty)  bei einem “Ritt auf Messers Schneide“ ein Ergebnis heraus, “dass der Kopf dingend brauchte“, wie er RSN b

16.04.2025Degenkolb: “Das komplette Gesamtpaket rechts ist kaputt“

(rsn) - Trotz schwerster Armverletzungen denkt John Degenkolb (Picnic – PostNL) nicht ans Karriereende. Nachdem er 2016 im Trainingslager von Calpe von einem Auto umgefahren worden war, will sich de

15.04.2025Flaschenwerfer entschuldigt sich bei van der Poel

(rsn) – Nach der Flaschen-Attacke gegen Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei Paris-Roubaix hat sich nun auch erstmals der Täter zu Wort gemeldet. Über einen Anwalt ließ der Mann, ein

15.04.2025Red-Bull-Teamchef Denk: “Vielleicht fehlt der Klassikerfuchs“

(rsn) – In den letzten Wochen stand genau jene Klassikerfraktion im Dauereinsatz, die Red Bull – Bora – hansgrohe zur neuen Saison so massiv verstärkt hatte. Mit dem im Winter etablierten eigen

15.04.2025Roodhooft: “Brailsford wollte van der Poel und das ganze Team“

(rsn) – Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Mathieu van der Poel das Aushängeschild in den Teams der Brüder Christoph und Philip Roodhooft: zunächst im unter verschiedenen Namen startenden Cross-Re

15.04.2025Roubaix-Bilanz: Knochenbrüche, Prellungen, blutende Wunden

(rsn) – In der allgemeinen Empörung über den gegen Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gerichteten Flaschenwurf beim 122. Paris-Roubaix ging fast unter, dass auch diesmal sowohl die Frau

14.04.2025Pogacar: “Ich denke schon, dass ich Roubaix gewinnen kann“

(rsn) – Natürlich, möchte man meinen, war es Eddy Merckx, der zuletzt als amtierender Tour-de-France-Sieger das Double aus Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix anging. Und genauso klar scheint es

14.04.2025Van der Poels Flaschenwerfer stellt sich der Polizei

(rsn) – Der Zuschauer, der Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gut 30 Kilometer vor dem Ziel von Paris-Roubaix mit einer vollen Trinkflasche bewarf und den späteren Sieger im Gesicht traf

14.04.2025Mayrhofer biegt zwei Mal falsch ab und verpasst Top Ten

(rsn) – Mit Jonas Rutsch (Intermarché – Wanty) hat es 2025 wieder ein Deutscher in die Top 10 von Paris-Roubaix geschafft. Und die Ausbeute hätte noch besser sein können. Dabei war John Degenko

14.04.2025Behrens kämpfte sich bei Roubaix-Premiere nach Stürzen ins Velodrom

(rsn) – So richtig nach Wunsch verläuft das erste Profijahr von U23-Weltmeister Niklas Behrens (Visma – Lease a Bike) noch nicht. Nach seinem Sturz bei der UAE-Tour, wo sich der Bremer das recht

13.04.2025Politt und Walscheid: Geplatzte Träume in Roubaix

(rsn) - Mit großen Hoffnungen waren Nils Politt (UAE – Emirates - XRG) und Max Walscheid (Jayco - AlUla) in die 122. Ausgabe von Paris-Roubaix gestartet. Am Ende erreichte nur einer unter großen S

13.04.2025Haller: “Heute wäre viel mehr möglich gewesen“

(rsn) – Während Marco Haller (Tudor Pro Cycling) bei Gent-Wevelgem und der Flandern-Rundfahrt den Weg über die frühe Spitzengruppe suchte, um ein Topergebnis einzufahren, gelang ihm dies bei Pari

Weitere Jedermann-Nachrichten

06.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

05.07.2025Ackermann sprintet in Lille extrem früh los und geht leer aus

(rsn) – Platz 19 zum Auftakt. Das klingt auf dem Papier nicht nach einem besonderen Auftritt von Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) auf der 1. Etappe der Tour de France in Lille. Doch der 31

05.07.2025Ein Tag für die Klassikerspezialisten

(rsn) - Auch am zweiten Tag bleibt die Tour de France im Norden Frankreichs. Für die Fahrer bedeutet das eine angenehme Konstante. Die 209 Kilometer lange Etappe führt von Lauwin-Planque zur Küste

05.07.2025Roglic an der Windkante abgehängt! Na und?

(rsn) - Ist das wirklich eine Blamage? Schon am ersten Tag der 112. Tour de France verlor Red Bulls Kapitän Primoz Roglic an der Windkante 39 Sekunden auf die beiden Top-Favoriten Tadej Pogacar (UAR

05.07.2025Ganna fuhr zum Tour-Auftakt 60 Kilometer mit Gehirnerschütterung

(rsn) – Ein Baum verhinderte die freie Sicht auf das, was bei der ersten wirklich wichtigen Szene dieser Tour de France geschehen war. Aus der Helikopterperspektive ließ sich nur beobachten, dass F

05.07.2025Red Bull büßt am ersten Tour-Tag Zeit und Selbstbewusstsein ein

(rsn) - Nein, diesen ersten Tag der Tour de France hatte man sich bei Red Bull – Bora – hansgrohe sicher ganz anders vorgestellt. Mick van Dijke, Laurence Pithie und Gianni Moscon sollten gerade b

05.07.2025Evenepoel verliert beim Tour-Auftakt “dumme Sekunden“

(rsn) – Für Soudal – Quick-Step lief der Auftakt zur 112. Tour de France in Lille nicht nach Maß. Sowohl Remco Evenepoel als auch Tim Merlier hatten den Abgang im Finale der 1. Etappe verpasst.

05.07.2025Benjamin Thomas stürzt ins erste Bergtrikot der Tour

(rsn) - Benjamin Thomas (Cofidis) wird das erste Bergtrikot der 112. Tour de France mit einigen Schmerzen bezahlen. Der Franzose lieferte sich am Mont Cassel, der zweiten von drei Bergwertungen, ein p

05.07.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de France

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt der 112. Tour de France (2.UWT) gewonnen und mit seinem insgesamt zehnten Tagessieg das erste Gelbe Trikot übernommen. Der 27-jähr

05.07.2025Zimmermann: “Das war kein idealer Start für uns“

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat die 1. Etappe der 112. Tour de France über 184,9 Kilometer rund um Lille gewonnen und das Gelbe Trikot übernommen. Der Belgier ließ im Sprint

05.07.2025“Fantastische Team-Performance“: Philippsen sprintet ins Gelbe

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat den Auftakt zur 112. Tour de France gewonnen und sich das erste Gelbe Trikot gesichert. Im Sprint einer rund 30-köpfigen Spitzengruppe war der

05.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine