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10.09.2024 | Früher als sonst standen für das Team Strassacker am vergangenen Wochenende mit den drei Etappen des Riderman schon die letzten Rennen der Saison 2024 an. Zum Abschluss dreier aufeinander folgender Spätsommer-Rennwochenenden konnten die Männer in Celeste nochmals zwei Tagessiege und die Ränge zwei und drei im Gesamt-Klassement verbuchen. "Auch wenn man auf dem obersten Treppchen erneut einem stärkeren Fahrer den Vortritt lassen musste, kann das Etappen-Rennen im Schwarzwald als Erfolg verbucht werden", resümierte Team-Chef Franco Adamo.
Der Riderman präsentierte sich wie jedes Jahr mit dem klassischen Dreiklang aus Einzelzeitfahren am Freitag, einer schweren Etappe am Samstag und einer etwas leichteren Schluss-Etappe am Sonntag. Während das Zeitfahren auf bekannten Pfaden stattfand, mussten die Kurse am Wochenende wegen Straßensperrungen angepasst werden, der Samstag wurde so im Vergleich zu den Vorjahren deutlich entschärft: Hier fehlten nun die längeren Berge, die sonst stets für Abstände und ein sehr selektives Rennen gesorgt hatten.
Auf dem Papier kam uns die Streckenänderung entgegen, weil sie die Vorteile eines starken Teams noch mehr zur Entfaltung bringen kann. In Abwesenheit des "Dominators" der Vorjahre, Marcel Wyss, hatten wir mit Blick auf die Startliste den Österreicher Stefan Kirchmair als größten Konkurrenten ausgemacht.
Etappe 1: Gute Ausgangsposition nach dem Zeitfahren
Das Einzelzeitfahren bestätigte diesen Eindruck: Moritz Palm und Dennis Biederer konnten zwar den ersten Doppelsieg des Wochenendes für uns einfahren, Kirchmair folgte aber mit nur fünf Sekunden Abstand auf den Sieger Moritz. Mit mir auf Rang fünf, nur zehn Sekunden hinter dRang eins, Ben Witt als 15. und Johannes König als 21. lagen drei weitere Fahrer in Schlag-Distanz, was uns eine exzellente Ausgangsposition für den Samstag verschaffte.
Etappe 2: Dominante Vorstellung - und eine folgenschwere Entscheidung
Für die zweite Etappe hatten wir uns vorgenommen, das Rennen von Beginn an zu kontrollieren und unsere Mannschaftstärke voll auszuspielen. Scharfrichter war nach etwa 40 und gut 80 Kilometern der zweimal zu überfahrende Wartenberg, der sich uns mit einer Rampe von einem Kilometer Länge und deutlich zweistelligen Steigungsprozenten in den Weg stellte. Die erste Rennstunde verlief dann auch in atemberaubendem Tempo, das vor allem von Ben Witt und Jannis Wittrock bestimmt wurde.
Leider verschätzte sich Ben an der Spitze in einer Kurve, wodurch Phil Peitzmeier und Lukas Klöckner geradeaus fuhren und in einer Hofeinfahrt "parken“ mussten. Ihr Rennen war damit praktisch gelaufen, immerhin kam aber niemand zu Sturz. Angeführt von Joscha Weber ging es dann in die erste Rampe hinauf zum Wartenberg. Wie erwartet kam es zum ersten Kräftemessen und eine Gruppe von etwa zehn Mann hatte über die Kuppe ein kleines Loch gefahren, darunter Moritz, Dennis und Gastfahrer Jakob Keller in Celeste, aber auch Stefan Kirchmair.
Mit noch über 70 zu fahrenden Kilometern wollte niemand das Tempo machen, und so schafften zahlreiche Fahrer den Anschluss, darunter auch Johannes König, Nils Kessler und ich, die auf der Kuppe in der zweiten Gruppe gewesen waren. Das niedrige Tempo lud zu Attacken ein und so folgte für einige Kilometer ein wildes Gespringe, an dessen Ende sich schließlich Ex-KT-Fahrer und Youtuber Richard Weinzheimer mit Florian Heidenwag vom Team Sebamed absetzen konnten. Etwas widerwillig übernahmen wir mit Johannes, Nils und Jakob die Nachführarbeit, und bald darauf lief alles wieder zusammen.
Schleicher am Wartenberg
Die Entscheidung sollte die zweite Überfahrt des Wartenbergs bringen. Leider hatte ich etwa zehn Kilometer vor der rennentscheidenden Stelle bemerkt, dass sich mein Hinterrad etwas zu komfortabel fuhr – wie sich später herausstellte, hatte ich einen schleichenden Plattfuß, der zwar dank Tubeless-Technologie abdichtete, aber nur noch 1,5 bar im Reifen hinterließ. Dazu bekam ich just in der Rampe Krämpfe und musste mein Rennen praktisch abschreiben.
Nicht so unsere anderen Jungs: Trotz Führungsarbeit in der Ebene sprangen Johannes und Jakob mit, als sich unten am Wartenberg die entscheidende Gruppe löste. Ebenfalls mit von der Partie waren Dennis und Moritz, dazu Stefan Kirchmair. Auf der Kuppe hatte Kirchmair ein kleines Loch vor Moritz und Dennis gefahren, direkt dahinter folgten Johannes und Jakob. Eigentlich die perfekte Situation, um Kirchmair mit einem kleinen Loch fahren zu lassen, zu viert zu kontrollieren und später abwechselnd zu attackieren.
Allerdings unterschätzten die vier Kirchmair: Anstatt alleine zu verhungern, fuhr der Österreicher auf den letzten 40 Kilometern alleine gegen vier Mann fast zwei Minuten heraus – eine bärenstarke Leistung und eine überlegene Vorstellung, die man neidlos anerkennen kann. Im Ziel standen damit die Plätze zwei bis fünf und im Gesamt-Klassement ein Rückstand von annähernd zwei Minuten für Moritz und Dennis.
Etappe 3: Abteilung Attacke
Dementsprechend mussten wir am Sonntag möglichst aggressiv fahren, um irgendwie den kaum aufzuholenden Rückstand wettzumachen. Also attackierten wir praktisch vom Start weg immer und immer wieder, in der Hoffnung, dass irgendwann eine Gruppe mit entweder Dennis oder Moritz zustande käme, die möglichst viel vom Rückstand auf Kirchmair aufholen würde.
Die erste Dreiviertelstunde war dann auch ein ständiges Hin und Her von Attacken und kurzer Beruhigung. In wechselnden Zweier-Teams traten wir ein ums andere Mal an - und nach 35 Kilometern erwischte ich mit Dennis am Hinterrad den goldenen Moment: Kirchmair sprang beim Antritt nicht mit und konnte die Lücke in Folge auch nicht schließen.
Mit Calvin Schneider aus der Schweiz und dem Belgier Anthony Spysschaert gesellten sich noch zwei Kollegen hinzu, sodass wir die gewünschte Konstellation hergestellt hatten: Unser Quartett konnte schnell eine halbe Minute herausfahren. Im Feld kehrte Ruhe ein und unsere Team-Kollegen hefteten sich bei Kirchmair ans Hinterrad, als dieser die Nachführarbeit aufnahm. Der Vorsprung wuchs dreißig Kilometer vor dem Ziel auf eine Minute an - plötzlich schien das Unmögliche in den Bereich des Machbaren zu rücken.
Allerdings erhielt Kirchmair nun doch Unterstützung bei der Verfolgung. Bei noch zehn zu fahrenden Kilometern zeigte uns das Begleitmotorrad nur noch einen Abstand von 50 Sekunden. Damit war der Gesamtsieg endgültig außer Reichweite, Dennis und ich schwenkten auf Etappen-Sieg um. Auf der Kuppe der Hirschhalde, drei Kilometer vor dem Ziel, setzte Dennis die erste Attacke, aber Calvin Schneider war sofort zur Stelle und sprang ans Hinterrad. Anthony Spysschaert und ich rollten wieder heran, angeführt von Schneider ging es auf den letzten Kilometer.
Sprint-Sieg von hinten
Das Tempo war allerdings komplett eingeschlafen, ein Blick zurück offenbarte, dass das Hauptfeld schon gefährlich nahe kam. Beim 300-Meter-Schild nahm ich mir aus letzter Position ein Herz und eröffnete den Sprint. Schnell konnte ich eine Lücke reißen und konnte schon 50 Meter vor dem Ziel mit dem Jubeln anfangen. Dennis fuhr auf Rang zwei, vor Calvin und Anthony. Praktisch zeitgleich rauschte das Feld heran, aus dem heraus Jakob und Moritz noch die Plätze 12 und 15 holten.
Damit konnten wir zwar nichts mehr an Kirchmairs Gesamtsieg ändern, aber immerhin den zweiten Tagessieg sichern und uns mit einer aktiven Fahrweise für den nicht zufriedenstellenden Samstag revanchieren. An dem hatten wir zwar vieles richtig gemacht, aber im entscheidenden Moment die falsche Entscheidung getroffen.
Immerhin sprangen die Gesamtränge zwei und drei und zahlreiche weitere Podien in den Altersklassen-Wertungen heraus – unter anderem durch unseren erst 19-jährigen Gastfahrer Jakob und den doppelt so alten Joscha Weber bei den Masters 2. Hinzu kam ein starker, geschlossener Auftritt als stärkstes Team. Die Ausbeute kann sich also sehen lassen - auch wenn es mit dem Gesamtsieg nach den Jahren der Wyss-Dominanz wieder nichts geworden ist.
Saison 2024: Viele Siege, gute Stimmung
Ein für das Team Strassacker erneut sehr erfolgreiches Radsport-Jahr neigt sich damit zumindest auf der Straße dem Ende entgegen. Team-Chef Franco Adamo: "Wir durften wieder viele Siege bejubeln und haben auf und abseits der Rennstrecke viel Spaß gehabt. Jetzt heißt es, über den Winter auftanken, physisch und psychisch, und dann im kommenden Frühjahr wieder angreifen..."
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