Gravel-EM-Dritter Paul Voß im rsn-Interview

“Seltsam, wenn Fahrer vorn dabei sind, die man vorher nie gesehen hat“

Von Wolfgang Preß

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Paul Voß | Foto: autsaid.cc

02.10.2023  |  (rsn) - Seit seinem Triumph bei Mailand - Sanremo 2021 hat Jasper Stuyven (Lidl - Trek) kein Rennen mehr gewonnen - nun wurde der Belgier in Oud-Heverlee mit einem Streich nicht nur Gravel-Europameister, sondern auch Landesmeister - und das bei seinem Debüt auf Schotter.

Gravel-Spezialist Paul Voß, der im Sprint um das Podium die Bronzemedaille holen konnte, meinte im Telefonat mit radsport-news.com dazu: “Nicht dass man es ihm nicht gönnen würde... Aber es wäre noch schöner, wenn bei Meisterschaften auch die Fahrerinnen und Fahrer mehr Chancen auf Top-Plätze haben, die das ganze Jahr über fahren. Und wenn sich auch Profis in wenigstens einem Rennen für eine Meisterschaft qualifizieren müssten, so wie alle anderen auch.“

Derzeit lassen es die Regularien sowohl des Europäischen Verbands EUC als auch des Radsportweltverbands UCI zu, dass Profis von ihrem jeweiligen Verband für die Rennen einfach gemeldet werden können. “Damit will man die Attraktivität der Rennen erhöhen – was sicher auch der Fall ist, wie man etwa gestern gesehen hat“, meinte Voß und fügte an: “Aber etwas seltsam ist es schon, wenn dann Fahrer oder Fahrerinnen vorn dabei sind, die man vorher nie gesehen hat.“

Kein Problem damit, gegen die Profis zu fahren

Generell gegen die Straßenprofis zu fahren, damit hat Voß kein Problem: “Das ist eine Herausforderung, die ich und auch andere Fahrerinnen und Fahrer durchaus gern annehmen. Ich habe mein Training deutlich angepasst, seit mehr Profis dabei sind, da will ich mithalten. Und es geht ja auch, wie man gestern gesehen hat.“

Auch die Kombination aus Europameisterschaft, Belgischer Meisterschaft und Qualifikations-Rennen für die UCI-Gravel-WM 2024, die fast 1700 Starterinnen und Starter angezogen hatte, beurteilt Voß durchaus positiv: “Das Rennen war top organisiert, das können die Belgier einfach. Und so viele, vor allem fachkundige Zuschauer, das hat schon Spaß gemacht.“

Nicht ganz so begeistert hat den ehemaligen Straßenprofi jedoch die Wahl der Strecke: “Wenn so viele am Start sind, vor allem in sehr unterschiedlichen Leistungsstufen, ist es eher nicht so ideal, wenn das Rennen aus mehreren Runden besteht, und dann, wie gestern im Finale, immer wieder überrundete Fahrer in schmaleren Streckenabschnitten das Überholen schwierig machen.“

Schwierigkeiten beim Überrunden

Aus diesem Grund konnte sich Voß bei seinem letzten Angriff nicht absetzen, die Verfolger kamen wieder auf. “Es gab zwar nie gefährliche Situationen beim Überholen, aber sie haben den Rennverlauf natürlich schon beeinflusst. Da kann man mal drüber nachdenken, ob man zumindest für das Finale die Strecken anders gestaltet“, so der 37-Jährige.

Eine Lanze brach der beste deutsche Gravelista allerdings für den Massenstart: “Das hat bei Gravel-Rennen eine lange Tradition, das sollte so bleiben. Immerhin startet die Elite ja ganz vorne, das gibt also keine kritischen Situationen.“ Für die Frauen sei das allerdings nicht immer ganz fair: “Die sind in dem großen Männer-Feld schon im Nachteil, da braucht es vielleicht doch mal eine Regelung.“

Was Voß bei den großen Gravel-Rennen besonders gefällt, sind die vielen jungen Starterinnen und Starter: “Gravel ist vor allem bei den Jüngeren sehr populär. In Heverlee war die Gruppe 19 bis 34 Jahre mit Abstand die stärkste, und das ist auch bei vielen anderen Gravel-Rennen so. Bei Jedermann-Rennen auf der Straße ist es immer die Altersgruppe ab 35... Gravel ist einfach die Zukunft!“

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