Mit Rondo zum Foto-Shooting auf der Insel des Winds

Fuerteventura: Graveln und Surfen - mit Han Solo

Von Tom Cybula

Foto zu dem Text "Fuerteventura: Graveln und Surfen - mit Han Solo"
Sami Sauri in der Bucht von Cofete | Foto: Marek Ogien

15.05.2019  |  Landung am Flughafen Fuerteventura, südlich der Insel-Hauptstadt Puerto del Rosario. Unser Fotograf Marek Ogien und der Filmemacher Kuba Gzela warten schon auf uns. Neben zwei Bikes haben sie einen riesigen Berg an Equipment dabei. Das ganze Zeug haben sie nur mitgenommen, um am Flughafen möglichst professionell zu wirken. Die Bilder hier haben sie nämlich alle mit ihren kleinen Kameras geschossen...

Auch sie sind müde, aber in ihren Augen spiegelt sich die Vorfreude
auf die Insel. Marek kennt sich gut aus: Er hatte auf Fuerte vor wenigen Monaten ein Kitesurfing-Shooting. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft in Costa Calma kommen wir bereits an schönen Locations vorbei, und schießen erste Testfotos.

Wir erreichen unser Ferienhaus am späten Nachmittag. Abends schmieden wir Pläne für die kommende Woche, in einem Restaurant in Corralejo ganz in der Nähe. Unsere ersten Aufnahmen machen wir am nächsten Morgen im Süden von La Pared - der perfekte Ort, um Surfen zu lernen. Hier gibt es ungefähr so viele Surfschulen und Board-Verleih-Stationen wie Häuser.

Vor langer Zeit war La Pared die Grenze
zwischen zwei Stämmen der Insel. An der schmalste Stelle trennen Ost- und Westküste nur knapp fünf Kilometer Land. Dort wurde ein Wall erbaut, der die beiden Stämme trennte. La Pared heißt "Der Wall", auch aus einem weiteren Grund: Hier gibt es zahlreiche Felsformationen die das Dorf vor der Gewalt des Ozeans schützen.

Im Süden von La Pared gibt es, direkt am Ozean, wunderschöne sandige Dünen, gespickt mit dunklem vulkanischem Gestein. Alle paar Meter stehen Schilder, die vor akuter Lebensgefahr warnen. Aber hey - wir sind aus Polen! Solche Schilder sind für uns eher eine freundliche Einladung...

Die Landschaft hier ist wirklich unglaublich!
An derselben Stelle, wo wir gerade shooten, ist, vor einiger Zeit Han Solo mit seinem Millenium-Falken gelandet, für den aktuell letzten Teil der Star-Wars-Saga. Ohne Witz, googelt mal "Star Wars Fuerteventura" - viel schöner geht es nicht!

Ich arbeite zum ersten Mal als Model und hätte nicht gedacht, dass es so verdammt anstrengend ist. 20mal die gleiche Stelle hoch und wieder runterfahren, dann weiter zum nächsten Ort und das selbe wieder von vorne. "Zu mir drehen, schneller fahren, hier langsamer, bitte nochmal, hey, nicht zu sehr in die Kurve legen, warum machst du so ein komisches Gesicht, komm schon, lächle mal ein wenig, jetzt bitte nicht lachen..."

So geht das die ganze Zeit - es ist zum verrückt werden.
Ich dachte, das wird eine schöne, entspannte Zeit, Erholen mit reichlich Kaffee und Kuchen. Aber die Wege an den Foto-Spots werden immer anspruchsvoller, die Steine spitzer, der Sand tiefer. Die Kurven, die an einer 30 Meter hohen Felskante enden, sind beängstigend steil. Ein harter Tag, aber wir haben Wahnsinns-Aufnahmen gemacht.

Am nächsten Morgen kommt Sami Sauri an - unser hellster Stern. Mit ihr zu arbeiten ist immer ein Vergnügen, kaumjemand bringt so viel positive Energie mit: Sami hängt sich immer voll rein und gibt alles. Und sie ist richtig gut im Surfen: Sie sieht sofort, ob ein Spot Potential hat. Eines Tages packte sie ihren Wetsuit in eine Tasche an ihrem Ruut St, und fuhr zum Surfen.

Am Abend trifft Adam ein, ein ziemlich interessanter Mensch.
Er lebt auf Teneriffa, weil er dort jeden Tag Radfahren kann: Mehr braucht er nicht um glücklich zu sein. Sein Rondo ist immer und überall im Einsatz. Wenn er von Polen nach Portugal muss, setzt er sich aufs Rad und fährt los. Vor einigen Jahren machte er für Rondo beim weltweit ersten Gravel-Everesting mit: 8848 Höhenmeter an einem Stück. Adam schnappte sich einen der ersten Ruut-Prototypen, und verbrachte die nächsten 24 Stunden damit, den Teide hochzufahren. Und das Witzigste ist, dass sein polnischer Nachname Kolarski übersetzt ‚Radfahren‘ bedeutet!

Am nächsten Tag führt uns die Jagd nach dem perfekten Foto-Spot in die Nähe von Cofete. Marek hatte hier ein paar außergewöhnliche Locations erspäht - und bekam einen Strafzettel, weil er dafür einfach mitten im Kreisverkehr geparkt hatte. Marek und Kuba sind wie Raubtiere immer auf der Suche nach visueller Beute: Wenn sie etwas finden, was ein gutes Bild gibt, lassen sie alles stehen und liegen, um den Moment für die Ewigkeit einzufangen.

Cofete ist nicht nur voller toller Foto-Locations,
es gibt auch ein paar mysteriöse Geschichten über den Ort. Die Landschaft ist wie aus einer anderen Welt, mitten in der Wildnis, nur über Schotterstraßen von der nächsten Ortschaft Morro Jable zu erreichen. In der Bucht von Cofete ertrinken regelmäßig Menschen. Grund dafür sinddas schnell fließende Wasser und die starke Strömung.

Die Legenden erzählen eine andere Geschichte: Inmitten der kargen Landschaft versteckt sich die mysteriöse Villa Winter, in den 20er Jahren erbaut vom deutschen Architekten Gustav Winter. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Villa ein Anlaufpunkt für Kriegsverbrecher, die sich hier chirurgisch um-operieren ließen. Unter der Villa soll es einen Lava-Kanal geben, der auch als U-Boot-Basis genutzt wurde, und wo bis heute noch zwei U-Boote liegen sollen. Doch von den Abenteurern, die nach den Booten suchten, erreichte keiner je wieder das Land.

Zum Abschluss shooten wir im Norden,
nahe der Hauptstadt Corralejo, an schönen Sand-Dünen. Corralejo ist klein und lebhaft, im Hafen gibt es frischen Fisch - und bei "Heladeria Artesanal" die beste Eiscreme der Welt. Es ist ein typischer, also extrem windiger Tag auf Fuerte - was bedeutet, dass alle, die mit dem Wind fahren, ultraschnell unterwegs sind, und alle, die gegen den Wind fahren, verzweifelt versuchen, vom Fleck zu kommen. So wie wir mit unseren Rädern. Fuerte ist nicht umsonst die windigste Insel der Kanaren.

Nach dem Shooting haben wir zwei Tage frei, bevor es zurück ins herbstliche Polen geht. Marek und Kuba gehen auf Sightseeing-Tour, Sami fährt zurück nach Girona, zum nächsten Shooting. Die Kids sind den halben Tag im Ozean schwimmen, als wäre es das normalste auf der Welt. Szymon und ich bereiten die Räder für den Flug vor; wir lassen zwei Ruuts und vier Laufradsätze zum Herumfahren noch aufgebaut stehen.

Und dann ändert sich meine Perspektive.
Bislang hatte ich Fuerte immer als perfekte Rennrad-Insel wahrgenommen. Unser HVRT war ideal dafür: Intervall-Trainings, Strava-Jagden, Klettertage und wilde Sprints. Aber jetzt, am letzten Tag, änderte sich meine Ansicht innerhalb von fünf Minuten.

Genauso lange brauchte ich, um das HVRT mit breiten 650B-Laufrädern auszustatten. Nun stehen mir alle unbekannten Schotterstraßen und Feldwege der Insel offen. Wie lange wird es dauern, bis ich alle erkundet habe? Ein paar Jahre? Ich habe Zeit...

Tom Cybula ist Gründer und CEO des Radherstellers Rondo aus Danzig/ Gdansk in Polen.
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