9150 Höhenmeter, 292 Kilometer - Bayrisch Eisenstein

Den Mount Everest per Rad bezwungen

Von Oliver Knott

Foto zu dem Text "Den Mount Everest per Rad bezwungen "
Oliver (links) und Andi bei der vorletzten Auffahrt auf den Bretterschachten | Foto: Oliver Knott

20.07.2018  | 

Zugegeben, nicht den höchsten Berg der Welt im Himalaya haben wir befahren - dort täte man sich mit einem Fahrrad doch recht schwer. Aber den von uns ausgewählten Stellvertreter des Mount Everest, der mich und meinen Kumpel Andi den ganzen Samstag ertragen musste:

Der Bretterschachten im Bayerischen Wald, immerhin 1120 Meter hoch,
übernahm die Rolle des Everest. Bekannt ist der Bretterschachten nicht nur mir durch den Arber-Radmarathon: Er wird auf der langen Runde direkt nach der zweiten Verpflegung in Angriff genommen.

Das "Everesting"-Projekt, bei dem ich mich von Jens Voigt inspirieren ließ, hatte ich bereits im Winter geplant. Meinen Kameraden im RSV Moosburg musste ich das Ganze allerdings erstmal näher bringen, denn "Everesting" ist offensichtlich auch bei Radsportlern eine nicht allzu bekannt Disziplin.

Schon mehrmals hatte ich gut 5000 Höhenmeter an einem Tag
zurückgelegt, aber 8848 Höhenmeter sind dann eben doch noch einmal eine deutliche Steigerung. Und bereits in der Planung war klar, dass eine so außergewöhnliche Aktion auch die Vereinskasse zur Unterstützung der Jugendarbeit etwas aufgebessern sollte. Bei der Suche nach Unterstützern wurde ich schließlich bei der Flughafen München GmbH fündig, die sich bereit erklärte, die Patenschaft für zwei "Everesting"-Sportler zu übernehmen.

Am ersten Samstag im Juli, früh um 5/15 Uhr begann dann der lange Tag auf dem Rad für Andi und mich. Der Ort Regenhütte in der Gemeinde Bayrisch Eisenstein war der Startort, von dem aus wir den Bretterschachten mit seinen 480 Meter Höhendifferenz insgesamt 19 mal zu erklimmen hatten. Der Plan war klar: vier Auf- und Abfahrten, danach Frühstückspause, dann wieder vier Mal rauf und runter usw...

Da es jedoch in den ersten vier Auffahrten recht gut lief,
der zu erwartende Ausflugsverkehr noch auf sich warten ließ und die Getränkeflaschen noch hinreichend gefüllt waren, beschlossen wir, gleich noch einen weiteren Durchgang dranzuhängen. Damit war ein Viertel der Gesamtdistanz schon vor dem Frühstück erledigt...

Da fünf Auffahrten am Stück gut geklappt hatten, rückten wir vom ursprünglichen Plan ab, und planten nach dem Frühstück wiederum eine „Fünfer-Runde“. Diese Runden verliefen ebenfalls recht problemlos, die Temperatur war auch Mittags noch recht angenehm, und an den Stellen, die in der Früh noch nass vom Regen des Vortags waren, trocknete die Straße nun recht zügig ab.

Planmäßig gab es nach der zehnten Auffahrt eine erneute Pause,
mit Landjäger-Würsten und Semmeln - Hauptsache eine andere Geschmacksrichtung als das ewige Riegel- und Gel-Zeug. Ab Auffahrt elf begann sich dann so langsam Eintönigkeit breit zu machen. Mittlerweile kannten wir die Sektflasche, die bei Kilometer 2,5 im Straßengraben lag, oder die beiden Ameisenhaufen, die sich kurz vor dem Hinweisschild auf den Abzweig zum Bretterschachten fanden.

Der Plan, erneut fünf Durchgänge am Stück zu fahren, scheiterte an den bereits in Runde vier zur Neige gehenden Getränkevorrat in den Radlflaschen. So musste nach der 14. Auffahrt ein kurzer Boxenstop zum Füllen der Flaschen eingelegt werden - und ich war Heilfroh darüber, denn dies war die Runde, in der ich den Mann mit dem Hammer schon vor mir stehen sah, und den ich nur mit einem schnellen Gel noch vertreiben konnte.

So kam mir die kurze Pause zum Füllen der Flaschen
mehr als recht, denn zusätzlich gab es ein paar Kekse und etwas Obst. Mit dem früher eingelegten Stop war klar, die verbleibenden Runden würden wir nicht am Stück bewältigen können. Wir wollten diese in eine Zweier- und eine Dreier-Passage einteilen, es musste ja schließlich noch eine Brotzzeit-Pause eingelegt werden, ohne die wir die Rest-Distanz wohl nicht schaffen würden.

Es war nun immerhin schon fast 18 Uhr, und fünf Runden von je rund 50 Minuten für Auf- und Abfahrt standen noch auf dem Programm. Zur Dokumentation unserer Unternehmung wurde jeweils oben auf dem Scheitelpunkt ein Bild geschossen. Dabei haben wir das Passschild mit uns anfangs noch von östlicher Richtung, im weiteren Tagesverlauf, der Sonne folgend, dann von Westen her aufgenommen.

Wir dachten vor dem Start, dass die Bilder wohl
eine Dokumentation des körperlichen Verfalls sein werden - aber weit gefehlt, auch nach 18 Auffahrten sah man uns auf den Fotos die Anstrengung noch nicht wirklich an... Oder sind wir nur gute Schauspieler?

In den Abfahrten galt es, zum einen zu entspannen, aber auch die Konzentration hoch zu halten. Auch wenn der Bretterschachten kein technisch anspruchsvoller Berg ist, ein oder zwei Kurven haben es doch in sich.

Um 22:30 Uhr war es dann vollbracht: Das 19. Mal
hatten wir den Bretterschachten bezwungen - Ziel erreicht! Neben den rund 9150 Höhenmetern standen erstaunliche 292 Kilometer auf dem Tacho. Die reine Fahrzeit betrug 14 Stunden, wobei die durchschnittlichen Zeiten für die Auffahrt mit Ausnahme eines negativen Ausreißers jeweils um die 35 Minuten lagen.

Jetzt freue ich mich auf den Arber-Radmarathon, der am letzten Wochenende im Juli stattfindet. Schließlich vermisse ich ihn schon ein wenig, den Bretterschachten. Dann nehme ich ihn zum 20. Mal in diesem Jahr in Angriff - und werde kontrollieren, ob sich der Sektflasche zwischenzeitlich jemand angenommen hat, oder ob sie noch am Wegesrand liegt, wie bei unseren 19 Auffahrten Anfang Juli.

Bis bald,
euer Oliver
RSV Moosburg
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