Bora-Kapitän kämpfte mit Magenproblemen

Buchmann zog Nerz trotz Plattfuß den Berg hoch

Von Felix Mattis aus La Pierre-Saint-Martin

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Emanuel Buchmann und Dominik Nerz auf der Zielgerade der 10. Etappe in La Pierre Saint Martin. | Foto: Cor Vos

14.07.2015  |  (rsn) - Als er in La Pierre Saint Martin zum Ausfahren aufs Rad stieg, fühlte sich das etwas komisch an. Das Hinterrad lief nicht wie gewohnt über die Rolle, Emanuel Buchmann (Bora-Argon 18) schaute kurz herunter und erkannte schnell: Da fehlt Luft. „Ein schleichender Plattfuß", erklärte der Deutsche Meister radsport-news.com nach dem 'Cool Down' der 10. Tour-de-France-Etappe. „Den hatte ich wohl schon im Anstieg." Tatsächlich ließ sich Buchmanns Hinterreifen mit dem Daumen problemlos eindrücken.

Umso beeindruckender, dass der 22-Jährige trotzdem meinte, dass er noch schneller zur ersten Bergankunft seiner ersten Tour de France hätte hinauffahren können: „Ich denke, ein bisschen schneller wäre gegangen", so Buchmann. "Aber Dominik (Nerz, d. Red.) ist der Kapitän und ich bin mit ihm zusammen hochgefahren."

Gemeinsam erreichten die beiden derzeit besten deutschen Kletterer das Tagesziel 6:28 Minuten hinter Etappensieger Chris Froome (Sky) auf den Plätzen 36 und 37. „Wir hatten uns schon mehr erwartet, aber Dominik hatte nach dem Ruhetag nicht die besten Beine", sagte der Neo-Profi, und Nerz klärte in der ARD auf: „Es war heute leider nicht mehr drin. Mir ging die ganze Zeit etwas im Bauch rum. Wenn ich jetzt nicht gleich im Bus verschwinde, passiert ein Unglück."

Mit dem Ergebnis war der Wangener trotzdem zufrieden: „Erst habe ich gedacht, ich habe komplett abgestunken. Aber wenn man sich die Ergebnisse anschaut und sieht, dass auch van Garderen, Contador und Nibali Probleme hatten und Leute wie Bardet, Pinot oder Talansky deutlich hinter mir waren, habe ich mich super geschlagen", so Nerz. „Ein Riesen-Dankeschön an Emanuel Buchmann und Bartosz (Huzarski, d. Red.). Die haben mich heute wirklich extrem stark unterstützt und auf ihre Chancen verzichtet. Das war super loyal."

Erst der Lenker-Defekt im Zeitfahren, dann der schwere Sturz auf der 3. Etappe mit schmerzhaften Tagen im Anschluss und jetzt Magenprobleme bei der ersten Bergankunft - Nerz scheint bei dieser Tour vom Pech verfolgt zu werden. Trotzdem liegt er im Gesamtklassement 13:06 Minuten hinter Froome auf dem 21. Platz, Buchmann belegt mit mehr als einer Stunde Rückstand Rang 146. Daher wird sich an der Hackordnung im Team Bora-Argon 18 auch erstmal nichts ändern.

„Ich bin hier ja nicht angetreten, um die Tour zu gewinnen. Ich möchte ein gutes Ergebnis abliefern, und da ist noch alles drin", sagte Nerz mit Blick auf den Zwischenstand. „Erfahrungsgemäß läuft es bei mir von Tag zu Tag besser. Das wird auch diesmal so sein, da bin ich fest von überzeugt. Und wenn ich jetzt jeden Tag einen Platz gut mache, lande ich vielleicht noch relativ weit vorne." Jeden Tag einen Platz? Das würde am Ende in Paris Rang zehn bedeuten und wäre mehr als die Erfüllung der eigenen Ziele.

Allerdings ist der Weg dahin noch weit, zunächst muss sich Nerz nun über Nacht erholen, um auf der zweiten Pyrenäen-Etappe wieder topfit zu sein und am Col du Tourmalet den Anschluss zur Spitze halten zu können. „Elektrolyte auffüllen, gut essen und dann läuft das schon", sagte der 25-Jährige. „Vielleicht habe ich zu viele Gels erwischt und muss morgen auf die handgemachten Paninis umsteigen. Das ist Natur pur und kein Chemiezeug, dann geht's vielleicht besser."

Und Buchmann? Der wird auch auf dem Weg nach Cauterets mit Sicherheit wieder treu am Hinterrad seines Zimmerkollegen bleiben und sich vor ihn spannen, wenn Nerz Probleme bekommt und ihn vorbeiwinkt. „Damit er einen guten Rhythmus fahren kann. Und wenn's ihm dann zu schnell ist, ruft er kurz." Doch dazu soll es am besten gar nicht mehr kommen. „Ich hoffe, dass es bei Dominik in den nächsten Tagen wieder besser geht", sagte Buchmann.

Ansprüche auf einen Freifahrtschein meldet der Tour-Debütant offenbar noch nicht an. Buchmann scheint bislang einfach froh, in Frankreich dabei sein und tolle Erlebnisse aufsaugen zu können: „Oben raus waren heute richtig viele Zuschauer - wirklich so, wie man sich das vorstellt, dass da eine Reihe ist und man angefeuert und angeschoben wird. Das ist echt Wahnsinn, auf jeden Fall ein geiles Gefühl!"

Das Interview mit Emanuel Buchmann im Video:

Dominik Nerz spricht über seine Etappe im Video:

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