E3 Harelbeke: Weltmeister mal wieder Zweiter

Kwiatkowski jubelt, Sagan ergibt sich seinem Schicksal

Foto zu dem Text "Kwiatkowski jubelt, Sagan ergibt sich seinem Schicksal"
Michal Kwiatkowski (Sky) hat die 60. Austragung des E3 Harelbeke gewonnen. | Foto: Cor Vos

25.03.2016  |  (rsn) – Es bleibt wie verhext für Peter Sagan (Tinkoff). Der Weltmeister muss in der Saison 2016 weiter auf seinen ersten Sieg warten und sich am Freitag beim E3 Harelbeke in Belgien mit dem zweiten Platz begnügen - damit war der Slowake bereits zum sechsten Mal in dieser Saison "erster Verlierer".

“Immer Zweiter zu werden, das scheint mein Schicksal zu sein. Gibt es überhaupt jemanden, der öfter Zweiter geworden ist als ich? Ich musste viel arbeiten und hatte am Ende keine Kraft mehr. Es ist an der Zeit für einen Sieg“, sagte der sichtlich konsternierte Sagan im Ziel.

Dabei standen die Vorzeichen auf dem letzten Kilometer noch auf Sieg. Denn auf der Zielgeraden in Harelbeke musste der Weltmeister von Richmond "nur" noch den im Sprint eigentlich unterlegenen Michal Kwiatkowski (Sky)schlagen.

Doch der Pole, der im vergangenen Jahr das Regenbogentrikot trug und damit Sagans Vorgänger ist, eröffnete 300 Meter vor dem Ziel vom Hinterrad des Slowaken den Sprint und riss im Nu eine Lücke. Sagan, der auf den letzten 25 Kilometern einen Großteil der Führungsarbeit verrichtet hatte, konnte nicht einmal mehr zucken, resignierte und rollte zwei Sekunden hinter dem strahlenden Kwiatkowski, der selbst nach zwei zweiten Plätzen seinen ersten Saisonsieg feiern konnte, über den Zielstrich.

“Ich hatte heute gute Beine und wusste, dass ich um den Sieg fahren kann. Eigentlich habe ich in einem solchen Sprint gegen Sagan keine Chance. Deshalb habe ich das Finale schon früh eröffnet. Ich weiß, wie sich Peter jetzt fühlt. Es ist schwer, im Regenbogentrikot unterwegs zu sein. Wir sind heute beide starke Rennen gefahren“, spendete Kwiatkowski seinem unterlegenen Konkurrenten Trost.

Den Sky-Erfolg komplettierte Ian Stannard, der mit elf Sekunden Rückstand den Sprint der Verfolger vor Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) für sich entschied. Der Schweizer musste nach nach einem Radwechsel eine 30 Kilometer lange Verfolgungsjagd starten. In Abwesenheit seines erkrankten Teamkollegen Greg Van Avermaet zeigte der Luxemburger Jempy Drucker (BMC) ein starkes Rennen und wurde Neunter. Die Deutschen konnten sich erwartungsgemäß nicht im Vorderfeld platzieren. Ralf Matzka vom Bora-Argon 18-Team belegte als bester Rang 20, allerdings deutliche 4:48 Minuten hinter dem Sieger.

Zu den Geschlagen zählte auch das Team Etixx-Quick-Step, das seine nominelle Überlegenheit in der Spitzengruppe nicht nutzen konnte und am Ende nicht einen Fahrer in den Top Ten platzieren konnte.

Nachdem die ersten 130 Kilometer von einer elf Fahrer starken Fluchtgruppe um den jungen Deutschen Nico Denz (Ag2r) und den Schweizer Reto Hollenstein (IAM) bestimmt worden war, drückten die Favoriten gut 75 Kilometer vor dem Ziel am bis zu 19 Prozent steilen Taaienberg auf die Tube und sorgten bereits hier für die vorentscheidende Selektion.

Abgesehen von Alexander Kristoff (Katusha) waren von Kwiatkowski, Tom Boonen, Niki Terpstra, Tony Martin (alle Etixx-Quick Step) und Cancellara bis zu Tiesj Benoot (Lotto Soudal) und Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo) und wenig später auch Sagan alle Anwärter auf den Sieg an der Spitze vertreten. Die prominent besetzte Gruppe fuhr kurz nach dem Taaienberg zur bisherigen Spitzengruppe auf und hängte diese zum Großteil im folgenden Boigneberg wieder ab.

Zu diesem Zeitpunkt war Cancellara nach einem Kettenschaden zurückgefallen und musste sich nach einer einminütigen Wartezeit auf seine Ersatzmaschine mühsam zurückkämpfen. Während der Berner zumindest zeitweise auf die Unterstützung seines Teamkollegen Jasper Stuyven bauen konnte, versuchte an der Spitze Etixx-Quick Step mit gleich fünf Fahrern, die Verfolger auf Distanz zu halten. Doch 26 Kilometer vor dem Ziel hatte Cancellara nach einem wahren Kraftakt den Anschluss wieder hergestellt.

Als in der Spitzengruppe nach dem Zusammenschluss etwas an Tempo herausgenommen wurde, ergriffen Kwiatkowsk und Sagan in der Karnemeelbeekstraat ihre Chance und fuhren sich mit ihrer Attacke einen Vorsprung von knapp 40 Sekunden heraus.

Erst auf den letzten drei Kilometern konnten die weiterhin von Etixx-Quick Step angeführten Verfolger Sekunden zurückgewinnen, doch die Lücke zu Kwiatkowski und Sagan konnten sie aber nicht mehr schließen.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.03.2016Wird Kwiatkowski bei der "Ronde" Michal der Große?

(rsn) - Michal Kwiatkowski hat der Reihe seiner herausragenden Auftritte bei den Radsport-Klassikern ein weiteres Kapitel angefügt. Vor zwei Jahren gewann der polnische Allrounder den italienischen N

26.03.2016Kristoff ratlos: "Ich war nie im Rennen"

(rsn) – Fast sieben Minuten nach Michal Kwiatkowski (Sky) kam Alexander Kristoff (Katusha) am Freitag beim E3 in Harelbeke ins Ziel. Nachdem es in der bisherigen Saison gut gelaufen war – zuletzt

25.03.2016"Polizist" Cancellara auf erfolgreicher Verfolgungsjagd

(rsn) - Als Fabian Cancellara (Trek-Segafredo) knapp 70 Kilometer vor dem Ziel mit heruntergesprungener Kette und kaputtem Umwerfer am Straßenrand stand, genervt gleich zwei Mal sein Rad zu Boden sch

25.03.2016Lefevere: "Vielleicht schicken wir mal Tony Martin in die Gruppe"

(rsn) – Die gute Nachricht für Etixx-Quick Step zuerst: Der belgische Rennstall konnte beim E3 Harelbeke vier Mann unter die besten 15 bringen. Die schlechte Nachricht folgt aber auf dem Fuß: Es w

25.03.2016Kwiatkowski entscheidet Duell mit Sagan für sich

(rsn) - Michal Kwiatkowski (Sky) hat die 60. Austragung des E3 Harelbeke gewonnen. Der Pole setzte sich nach schweren 206 Kilometern rund um Harelbeke im Zweiersprint vor dem favorisierten Weltmeister

24.03.2016Ein Vorgeschmack auf die Flandern-Rundfahrt

(rsn) - Mit dem E3 Harelbeke steht am Karfreitag ein Kopfsteinpflaster-Klassiker im Programm, der bereits einen Vorgeschmack auf die Flandern-Rundfahrt am 3. April bieten wird. Die 206 Kilometer rund

Weitere Radsportnachrichten

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

30.03.2025Clever und stark: Roglic nach Katalonien bereit für den Giro

(rsn) - Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) hat mit seinem Gesamtsieg bei der Katalonien-Rundfahrt eindrucksvoll bewiesen, dass er in bestechender Form ist. Der 35-jährige Slowene zeigte nic

30.03.2025Wiebes macht die 100 voll und feiert Titelverteidigung

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat bei der 12. Ausgabe von Gent-Wevelgem in Flanders Fields Women Elite die Konkurrentinnen erwartungsgemäß in den Schatten gestellt und nach 168, 9 K

30.03.2025Ayuso zahlt bei Heim-Niederlage gegen Roglic Lehrgeld

(rsn) - Gleich drei Spanier reihten sich direkt hinter dem Sieger Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) in die Ergebnisliste der 104. Katalonien-Rundfahrt ein. Juan Ayuso (UAE - Emirates - XRG),

30.03.2025Pedersen mit 56-Km-Solo zum dritten Gent-Wevelgem-Triumph

(rsn) – Nachdem er bei der E3 Classic beim Solo von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) noch chancenlos gewesen war, hat Mads Pedersen (Lidl – Trek) in Abwesenheit des Niederländers bei

30.03.2025Roglic entreißt Ayuso in dessen Heimatstadt noch den Gesamtsieg

Primoz Roglic hat die Schlussetappe der 104. Katalonien-Rundfahrt gewonnen und damit am letzten Tag auch noch die Gesamtwertung abgeschossen. Nachdem sich der 35-jährige Kapitän von Red Bull - Bora

30.03.2025Jorgenson bricht mit Trend: “Nehmen uns manchmal ziemlich ernst“

(rsn) – Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) hat in der Mixed Zone vor dem Start von Gent-Wevelgem in Ypern mit einem Trend gebrochen: Während Radprofis in den letzten Jahren zunehmend größe

30.03.2025Degenkolb: “Meine Zeit ist noch nicht komplett abgelaufen“

(rsn) – Die 87. Ausgabe von Gent-Wevelgem wird wieder eine spektakuläre Mischung aus Wind, Anstiegen, Kopfsteinpflaster und Naturstraßen bieten. Und auch in Abwesenheit von Mailand-Sanremo-Sieger

30.03.2025In van der Poels Abwesenheit freie Fahrt für Pedersen?

(rsn) – Gent-Wevelgem (1.UWT) galt lange Jahre als derjenige der flämischen Klassiker, der am ehesten für die Sprinter gemacht ist. Es gibt weniger Hellinge und Kopfsteinpflasterpassagen als etwa

30.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

29.03.2025Die “heiße Phase“ der Flandern-Klassiker beginnt

(rsn) – Mit dem Openingsweekend, der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) und der E3 Saxo Classic (1.UWT) sind die ersten belgischen Eintagesklassiker der WorldTour 2025 schon Geschichte. Aber wie es

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine