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16.08.2015 | (rsn) - Die Storgata in Halden scheint Shelley Olds (Alé Cipollini) besonders gut zu gefallen. Immerhin hat die US-Amerikanerin auf der engen, gepflasterten Straße, die vom Hafen über eine kleine Brücke hinauf in den Ortskern führt, innerhalb von drei Tagen zwei Rennen gewonnen: am Freitag das Kriterium anlässlich des 350-jährigen Bestehens von Halden, und nun am Sonntag die 2. und letzte Etappe der Ladies Tour of Norway.
"Ich mag Wiederholungen", lachte sie im Gespräch mit radsport-news.com nach ihrem zweiten Sieg. "Davon lerne ich. Und im Kriterium bin ich diesen Sprint ja ungefähr 15 Mal in 40 Minuten gefahren. Deshalb kannte ich die Ideallinie - die Straße ist gepflastert, was bedeutet, dass nicht sehr viele an Dir vorbeikommen, wenn Du vorne bist."
Olds startete ihren Sprint deshalb früh und ließ ihrer Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance. Anna Van der Breggen (Rabobank-Liv) und Lokal-Matadorin Emilie Moberg (Hitec Products) mussten sich mit den Plätzen zwei und drei begnügen. Trotzdem konnte sich auch Moberg, die am Tag zuvor noch von zwei Plattfüßen gestoppt wurde und schwer enttäuscht war, diesmal freuen.
"Ich wusste erst nicht genau, ob ich Dritte oder Vierte bin, aber als dann Platz drei durchgegeben wurde, haben sich alle gefreut. Ich bin wirklich glücklich, denn es war mein Ziel hier einmal aufs Podium zu fahren", sagte die in Halden wohnende 24-Jährige. Und tatsächlich war der Jubel der Zuschauer im Zielbereich am ganzen Wochenende nie größer als in dem Moment, als Mobergs dritter Platz bekanntgegeben wurde.
Die am Samstag siegreiche Megan Guarnier (Boels-Dolmans) wurde auf der 2. Etappe zeitgleich mit Olds Achte und sicherte sich so den Gesamtsieg bei der zweiten Auflage des Rennens. Ihre Mannschaft um die Deutsche Romy Kasper und die Luxemburgerin Christine Majerus hatte das Rennen von Beginn an kontrolliert und keine Ausreißergruppen ziehen lassen, so dass aus dem Feld heraus Guarniers Landsfrau und Teamkollegin Evelyn Stevens beide Bergwertungen gewinnen und so auch die Gesamt-Bergwertung für sich entscheiden konnte.
Und auch Olds profitierte von der Fahrweise des niederländischen Rennstalls. "Boels wollte nichts weglassen, wo Megan nicht dabei war. Deshalb war das Rennen recht schnell und leicht zu lesen", sagte die 34-Jährige. "Ich wollte im Gesamtklassement nach vorne rücken, und weil die Anderen das Rennen zusammengehalten haben, war es für mich einfacher, die Bonussprints zu gewinnen." Olds sicherte sich an beiden Sprints jeweils drei Bonifikationssekunden, sowie die zehn für den Tagessieg, so dass sie in der Gesamtwertung auf Rang zwei vorrückte - knapp vor die Australierin Amanda Spratt (Orica-AIS).
Im Verlauf der Etappe hatte vor allem das Rabobank-Liv-Team immer wieder attackiert, und auch die Deutsche Charlotte Becker (Hitec Products) war wie schon am Samstag erneut mehrmals in der Offensive. Doch letztlich kam keine Gruppe weiter als 20 Sekunden vom Feld weg, und so ging es geschlossen auf die vier jeweils knapp fünf Kilometer langen Schlussrunden in Halden - beziehungsweise fast geschlossen, denn ungefähr die Hälfte des Feldes hatte unterwegs bei hohem Tempo den Anschluss verloren, und weitere Fahrerinnen fielen auf den letzten 20 Kilometern noch zurück.
Nach vorne weg kam aber auch in Halden niemand mehr, und so war der frühe Antritt von Olds in der Storgata schließlich entscheidend für den Sieg. Neben den Erfahrungen vom Freitag profitierte die US-Amerikanerin dabei von einem wiedererstarkten Selbstbewusstsein. Olds hatte Alé Cipollini Ende 2014 in Richtung Bigla verlassen, um dort mit ihrem Mann Manel Lacambra zusammenarbeiten zu können. Doch sie hatte wenig Glück, verletzte sich in der ersten Jahreshälfte mehrmals - unter anderem ein Rippenbruch im März - und verließ Bigla im Sommer wieder, gemeinsam mit Lacambra.
"Es war eine schwere Saison für mich - eine Achterbahnfahrt", so Olds nun. "Es fühlt sich toll an, jetzt wieder gute Form zu haben. Das ganze Wochenende war ein großer Spaß!" Und: "Zurück zu Alé Cipollini gekommen zu sein, fühlt sich an wie nach Hause gekommen zu sein. Ich bin nur gegangen, weil ich im Team meines Mannes sein wollte. Aber das hat leider nicht funktioniert, und jetzt hat man mich hier wieder aufgenommen, als ob ich nie gegangen wäre. Ich bin glücklich, und glücklich zu sein ist das Wichtigste, um erfolgreich zu sein."
Olds fährt kommenden Sonntag den Weltcup im schwedischen Vargarda, freut sich aber vor allem bereits auf den 13. September. Dann wird im Rahmen der Schlussetappe der Vuelta a Espana erstmals ein Frauen-Rennen in der Innenstadt von Madrid ausgetragen. Das ist dann zwar keine Wiederholung wie auf der Haldener Storgata, aber die US-Amerikanerin wird dort trotzdem zu den Favoritinnen zählen.
Interview mit Etappensiegerin Shelley Olds (Englisch):
Emilie Moberg im Gespräch nach ihrer Heimat-Rundfahrt (Englisch):
Die Gesamtdritte Amanda Spratt spricht über ihre Ladies Tour of Norway (Englisch):
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