Sagan wird auch in Gap Zweiter

„Monsieur Deuxième“ kann Plaza nicht mehr einfangen

Foto zu dem Text "„Monsieur Deuxième“ kann Plaza nicht mehr einfangen"
Ruben Plaza (Lampre-Merida) triumphierte auf der 16. Tour-Etappe und feierte... | Foto: Cor Vos

20.07.2015  |  (rsn) – Ruben Plaza hat auf der 16. Etappe der 102. Tour de France seinem Lampre-Merida-Team das erste Erfolgserlebnis beschert und als Ausreißer einen beeindruckenden Solosieg eingefahren. Der 35 Jahre alte Spanier entschied das 201 Kilometer lange Teilstück von Bourg-de-Péage nach Gap nach einer Attacke am Cole de Manse für sich und setzte sich dabei mit 30 Sekunden Vorsprung auf Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) durch.

Dem Slowaken halfen auch alle seine waghalsigen Abfahrtkünste nichts, als er sich vom Gipfel des letzten Berges des Tages aus der Verfolgergruppe löste und Plaza jagte, der an der Bergwertung rund eine Minute Vorsprung aufwies und davon die Hälfte bis ins Ziel rettete.

„Als ich angegriffen habe, habe ich wirklich gelitten. Ich wusste, dass die anderen mich verfolgen und dass die Abfahrt sehr gefährlich ist“, kommentierte Plaza den bisher größten Erfolg seiner Karriere. „Ich wollte unbedingt gewinnen, daher musste ich das Tempo bis zur Bergwertung durchhalten. Ich kenne Peter Sagan sehr gut und weiß, was für ein guter Abfahrer er ist. Darum musste ich schon vorher so viel Zeit rausholen wie möglich, denn auf der Abfahrt würde er einige Sekunden wieder rausholen - so ist es ja auch gekommen.“

Auch wenn er dem Spanier noch etwas näher rückte, so musste sich Sagan bereits zum 16. Mal in seiner Karriere mit Rang zwei bei einer Frankreich-Rundfahrt zufrieden geben. Die Franzosen nennen den 25-Jährigen in Anspielung an seine inzwischen fünf zweiten Plätze bei der 102. Tour „Monsieur Deuxième“. Seine Bilanz seit seinem letzten Tour-Etappensieg am 5. Juli 2013: neunmal Zweiter, viermal Dritter.

„Ich werde immer Zweiter. Alle Fahrer sind meine Freunde und keiner will mich alleine wegfahren lassen“, lamentierte Sagan, der vor allem im Col de Manse kaum Unterstützung erhielt, als Plaza davon gezogen war. „Es ist sehr schwer, allein zu gewinnen. Alle fahren, damit die anderen gewinnen. Was soll ich da machen? Ich kann nicht alleine gegen alle fahren.“

Eine sehr starke Vorstellung zeigte der Freiburger Simon Geschke (Giant-Alpecin), der 40 Sekunden nach dem Etappengewinner Vierter wurde. Vor dem Freiburger landete noch der Kolumbianer Jarlinson Pantano (IAM/+0:36). „Leider war ich wieder nur dicht dran. Ich warte weiter auf den perfekten Tag", sagte der geknickte Geschke nach dem Rennen. Zeitgleich mit dem 29-Jährigen belegte der Luxemburgische Meister Bob Jungels (Trek) Rang fünf, Christophe Riblon (Ag2R) kam als bester Franzose auf Rang sechs, gefolgt vom Eritreer Daniel Teklehaimanot, der dem südafrikanischen MTN-Qhubeka-Team eine weitere Top-Ten-Platzierung bescherte.

Spitzenreiter Chris Froome (Sky) und die anderen Favoriten legten schon vor dem zweiten Ruhetag eine kleine Pause ein. Erst am Col de Manse zogen die Klassementfahrer das Tempo an, ohne den Rückstand wesentlich reduzieren zu können. Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Astana) betrieb etwas Widergutmachung, attackierte kurz vor der Bergwertung und kam eine knappe halbe Minute vor der Froome-Gruppe ins Ziel, 17:44 Minuten hinter Plaza.

 

Auf den ersten acht Plätzen der Gesamtwertung gab es keine Verschiebungen, Froome verteidigte seine deutliche Führung von 3:10 Minuten gegenüber Nairo Quintana (Movistar). Durch seine Attacke verringerte Nibali seinen Rückstand auf Froome um einige Sekunden auf jetzt 7:49 Minuten. Eine Vorentscheidung fiel im Kampf ums Grüne Trikot, denn Sagan baute seinen Vorsprung auf André Greipel (Lotto Soudal) auf nunmehr 89 Zähler aus.

Der Träger des Gelben Trikots musste im Finale allerdings um seinen Edelheller Geraint Thomas bangen. Der Waliser war in einer Kurve in der gefährlichen Abfahrt vom Col de Mense bei einem Tempo von etwa 75 Stundenkilometern spektakulär gegen einen Strommast geprallt und die Böschung hinunter gestürzt, nachdem Warren Bargueil (Giant-Alpecin) sich versteuert und Thomas regelrecht „abgeräumt“ hatte. Der Brite konnte seine Fahrt aber fortsetzen, behauptete sogar seinen sechsten Platz im Gesamtklassement.

Bei erneut extrem hohem Tempo - mehr als 53 Kilometer legten die Profis bei Rückenwind in der ersten Stunde zurück – bildeten sich schon kurz nach dem Start zwei größere Ausreißergruppen, die kurz nach dem Zwischensprint des Tages zusammenfanden.

Dabei hatte sich Sagan, der am dritten Tag den Sprung in die Gruppe des Tages geschafft hatten, kampflos weitere 20 Zähler im Kampf um das Grüne Trikot gesichert. Gemeinsam mit dem Slowakischen Meister bildeten bei erneut großer Hitze weitere 22 Fahrer nach gut 90 gefahrenen Kilometern die neue Spitzengruppe, die schließlich den Sieg unter sich ausmachte.

Mit dabei waren Plaza, Sagan, Pantano, Geschke. Jungels, Riblon, Teklehaimanot, Andrey Grivko (Astana), Imanol Erviti (Movistar), Thomas De Gendt, Adam Hansen (beide Lotto Soudal), Marco Haller (Katusha), Michal Golas, Matteo Trentin (beide Etixx-Quick-Step), Thomas Voeckler (Europcar), Markel Irizar (Trek), Nelson Oliveira (Lampre-Merida), Daniel Navarro, Luis Ángel Maté (beide Cofidis), Pierrick Fédrigo, Pierre-Luc Périchon (beide Bretagne-Séché Environnement), Edvald Boasson-Hagen und Serge Pauwels (beide MTN-Qhubeka).

Am Col de Cabre (2. Kat.), dem ersten von zwei Bergen des Tages, betrug der Abstand zwischen Spitze und Feld, in dem Sky ein kontrolliertes Tempo einschlug, rund 12:30 Minuten. Am Gipfel des 9,1 Kilometer langen und 4,6 Prozent steilen Anstiegs holte sich Pauwels, ohne sonderlich kämpfen zu müssen, die fünf Punkte für Platz eins.

In der folgenden Abfahrt konnten die Ausreißer, von denen keiner eine Gefahr für Froome darstellte, ihren Vorsprung sogar noch ausbauen, auf schließlich rund 20 Minuten, so viel wie noch nie bei dieser Tour de France für eine Fluchtgruppe gemessen wurde. Trotzdem oder gerade deswegen war es mit der Einigkeit in der großen Gruppe vorbei. Sagan testete seine Begleiter mit einer ersten Attacke bergab, gefolgt von Grivko und schließlich Hansen, der sich knapp 50 Kilometer vor dem Ziel absetzte.

Auf dem Weg zur ersten Zieldurchfahrt durch Gap, die bei Kilometer 177 anstand, schloss 35 Kilometer vor dem Ziel noch Haller zu André Greipels Teamkollegen auf, der sich bei einem Sturz in der ersten Woche die Schulter ausgekugelt hatte.

Die 8,9 Kilometer lange und 5,6 Prozent steile Steigung hinauf zum Col de Manse (2.Kat.) nahmen der Österreichische Staatsmeister und der australische Routinier mit einer guten Minute Vorsprung auf die Verfolgergruppe mit, die nach einer Attacke von Geschke auseinander fiel. Der Freiburger führte eine kleine Gruppe an Hansen und Haller heran, und als die beiden gestellt waren, attackierte Plaza und profitierte von der Uneinigkeit, die in der ersten, aus Geschke, Sagan, Riblon und Teklehaimanot bestehenden Verfolgerguppe herrschte, zu der dann auch wieder Jungels, De Gendt, Voeckler, Maté, Pantano, Haller und Hansen stießen.

Doch alle schauten nur auf Sagan und waren nicht bereit, dem Träger des Grünen Trikots in der Verfolgung beizustehen. Der ergriff schließlich in der Abfahrt die Initiative, als der Rückstand gegenüber dem nicht nachlassenden Plaza bereits auf über eine Minute angewachsen war. Zuvor hatte Geschke mit einem Antritt einen Kilometer vor der Bergwertung versucht, seine Begleiter abzuschütteln, doch Sagan höchstselbst hatte die Lücke wieder zugefahren.

Danach riskierte er alles, verhinderte in einer Kurve nur mit großer Mühe einen Sturz und schüttelte in der Abfahrt schließlich auch Pantano ab, der als einziger aus der Verfolgergruppe ihm hatten folgen können.

Doch der Träger des Grünen Trikots wurde für seine furiose Aufholjagd nicht belohnt und belegte wieder einmal nur einen zweiten Platz. Während die 23 Fahrer der ursprünglichen Spitzengruppe nach und nach das Ziele erreichten, sorgte Tinkoff-Saxo im Feld am Col de Mense für eine Tempoverschärfung, doch Froome erwies sich wieder einmal als unangreifbar, vereitelte Attacken von Alberto Contador und später von Alejandro Valverde (Movistar). Nur Nibali kam davon – doch angesichts des großen Vorsprungs konnte der Sky Kapitän den Titelverteidiger ziehen lassen und sich in der Folge wieder darauf beschränken, die Lage zu kontrollieren.

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

12.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

12.12.2025Welche Räder fahren die Frauen 2026?

(rsn) - Bei den Profiteams der Frauen fühlen sich offenbar alle Hersteller bei ihren aktuellen Partnern wohl. Zumindest wechselt oder verlässt keine Radmarke das Team. Veränderungen gibt es nur, we

12.12.202556 Fahrerinnen und Fahrer: Movistar stellt seine Teams vor

(rsn) – Insgesamt 56 Radsportler und Radsportlerinnen, verteilt auf das Männer-, das Frauen und das neu gegründete Nachwuchsteam, präsentierten sich am Donnerstag im Palau de les Arts von Valenci

12.12.2025Quereinsteigerin verdiente sich Respekt im WorldTour-Feld

(rsn) – Aus Bonaduz in der Nähe von Chur stammt Ginia Caluori, die in diesem Jahr nicht nur auf der Straße ihre ersten Topresultate einfahren konnte, sondern auch auf dem Mountainbike - und das al

12.12.2025Visma verlängert vorzeitig mit Top-Talent Brennan

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.12.2025Nur ein Sieg fehlte zur perfekten ersten Profisaison

(rsn) – 58 Renntage weist unser Statistikpartner firstcycling.com für Tim Torn Teutenbergs erstes Profijahr bei Lidl – Trek aus. 27 Mal landete er dabei unter den ersten Zehn. Eine herausragen

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

12.12.2025Uijtdebroeks: Als klarer Leader endlich zum Glück?

(rsn) – Auf der Bühne bei der Teampräsentation seines neuen Movistar-Teams im Kunstpalat der Königin Sofia, einem architektonisch beeindruckenden Opernhaus in Valencia, wurde er erst einmal gefop

11.12.2025Decathlon: Mit neuem Co-Sponsor in neue Dimensionen

(rsn) – Mit dem Einstieg des Logistikriesen CMA CGM wachsen auch die Ambitionen: Die französische Equipe Decathlon - CMA CGM präsentierte am Donnerstag in Lille ihr Aufgebot und die hoch gesteckte

11.12.2025Evenepoel: “Wir wollen eine normale Saison bestreiten“

(rsn) – Nach der Streckenpräsentation des Giro d´Italia 2026 hätte man meinen können: Das ist etwas für Remco Evenepoel! Mit seinem flachen 40-Kilometer-Zeitfahren und nicht allzu vielen extrem

11.12.2025Wer fährt 2026 was?

(rsn) - Zum Jahreswechsel gibt es bei den Profiteams nicht nur zahlreiche Änderungen beim Personal, sondern auch in der Ausstattung. So endet die seit 2017 bestehende Partnerschaft zwischen Bahrain V

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)