„Ich bin ein Fischkopp und stecke das weg“

Greipel stoppen weder Nadel- noch Sonnenstiche

Foto zu dem Text "Greipel stoppen weder Nadel- noch Sonnenstiche "
André Greipel (Lotto Soudal) freut sich über seinen insgesamt neunten Tour-Etappensieg. | Foto: Cor Vos

19.07.2015  |  (rsn) - André Greipel (Lotto Soudal) stoppt bei dieser Tour wirklich nichts und niemand. Nicht der Ausfall seines Anfahrers Greg Henderson zu Beginn, noch das Fehlen seines Freundes und Tempo-Bolzers Marcel Sieberg heute, kein Sonnenstich und schon gar nicht eine große Wunde am Knie, die nach einem Sturz gestern mit mehreren Stichen genäht werden musste.

Unbeeindruckt von allen Rückschlägen feierte der gebürtige Rostocker auf der 14. Etappe der Tour de France von Mende nach Valence schon seinen dritten Sieg bei dieser Tour und sagte norddeutsch trocken: „Ich bin eben ein Fischkopp und stecke das weg.“

Mit großer Befriedigung sammelt Greipel die Erfolge, die ihm vor der Tour nicht alle zugetraut haben mögen. „Ich bin wirklich glücklich, nach den schweren Tagen diesen Sieg feiern zu können. Ich lebe im Moment und bin froh mit der Form, die ich jetzt habe", sagte Greipel, der bei der 102. Tour de France seine ganze Klasse, aber auch die Routine von mittlerweile fünf Tour-Teilnahmen in die Waagschale werfen kann, die es ihm erleichtert, mit allen Widrigkeiten fertigzuwerden. Zudem kann der Deutsche auf ein Team vertrauen, das ihm bedingungslos zu folgen bereit ist..

„Man braucht Erfahrung, um damit klar zu kommen. Ich habe mit Jens Debusschere, meinem letzten Mann heute, besprochen, wo die Schlüsselstellen sind und worauf wir achten müssen. Das hat recht gut geklappt. Mein Team hört gut zu und macht die richtigen Dinge im richtigen Moment", erklärte der 33-Jährige.

Tatsächlich griff beim belgischen Lotto-Team ein Zähnchen ins andere - auch als mit Marcel Sieberg der wichtigste Helfer der vergangenen beiden Wochen früh zurückgefallen war. „Tim Wellens hat mich den ganzen Tag aus dem Wind gehalten. Lars Bak war in der Gruppe, Adam Hansen und Tony Gallopin - obwohl er Neunter im Gesamtklassement ist - tut alles für mich, um mich in den Sprint zu bringen. Natürlich muss man am Ende die richtigen Entscheidungen treffen, um an der richtigen Stelle zu sein, aber das Team hat einen Anteil an jedem meiner Erfolge. Sie hören einfach gut zu."

Warum es derzeit aber so gut läuft, darüber rätselt der in Hürth lebende Super-Turbo selbst ein bisschen. „Ich kann das nicht erklären, aber mit Sicherheit hilft es immer sehr, wenn man früh eine Etappe gewinnt. Das hat mir dieses Jahr mehr Selbstvertrauen gegeben. Aber ich habe auch hart gearbeitet, um in der Verfassung zu sein, um in den Sprints so gut abschneiden zu können."

Dabei hätte er zu Beginn wohl auch nicht auf seinen insgesamt neunten Tour-Etappensieg gewettet. Greipel: „Auf den ersten 18 Kilometern hatte ich nur im Kopf, irgendwie dranzubleiben. Denn sonst wäre es hart geworden, im Zeitlimit zu bleiben. Das Team hat einen guten Job gemacht, mich aus dem Wind zu halten."

Dass es letztlich klappte, hatte er ironischerweise dem russischen Team Katusha zu verdanken: „Am Start war ich nicht wirklich sicher, was auf uns zukommen würde. Als dann eine Gruppe mit 24 Mann vorne war, dachte ich, die Ausreißer kommen durch. Aber das Katusha-Team hat nicht aufgegeben und alles für Kristoff (der letztlich Dritter wurde, d. Red.) gegeben. Ich habe den ganzen Tag gelitten."

Sorgen machte er sich dabei nur um seinen Freund Sieberg: „Marcel war hinten, deshalb habe ich auch gehofft, dass die Abgehängten im Zeitlimit bleiben."
Das Finale schließlich war dann Chefsache: „Guarnieri hat einen sehr starken Leadout für  Kristoff gefahren. Ich wusste, dass es etwas Gegenwind geben würde. Als ich dann die 250-Meter-Marke gesehen habe, bin ich einfach losgefahren, weil ich mich nicht einbauen lassen wollte", so Greipel, dessen Erfolg dann aber noch an einem seidenen Faden hing, wie er erläuterte:

„Zuerst ist mein 11er-Ring nicht reingesprungen, aber auf den letzten 100 Metern hatte meine Kette dann gute Laune und gönnte mir den 11er. Ohne den Gang wäre es gegen John sehr schwer geworden. Ich sah ihn rechts kommen, aber er kam nur bis zum Tretlager, und dann wusste ich, dass es reicht", sagte er.

Der Sieg in Valence entschädigte ihn, dass es in Paris wohl nicht fürs Punktetrikot reichen wird - zu stark präsentierte sich auch heute wieder Peter Sagan (Tinkoff-Saxo), der den Zwischensprint gewann und schließlich Etappenvierter wurde. „Ich denke, das Grüne Trikot ist weg. Wenn man Peter so sieht. Er ist einfach stark. Er ist ständig in Ausreißergruppen, er arbeitet hart für das Trikot… wir sind hierhergekommen, um Etappen zu gewinnen. Jetzt sind es drei, darauf können wir stolz sein und dann auch auf Grün verzichten“, erkannte er die Überlegenheit des Slowaken im Kampf um die Punktewertung an.

Nach den Hitzestrapazen der vergangen Tage und der Sturzverletzung sehnt Greipel nur noch eins herbei: „Paris ist noch weit weg. Mein nächstes Ziel ist der Ruhetag."

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.11.2015Prudhomme: "Forderung absurd hoch und unbegründet"

(rsn) –Tour-Direktor Christian Prudhomme bestreitet die Rechtmäßigkeit der Forderung des Niederländischen Radsportverbands (KNWU), der von der ASO 140.000 Euro für den Grand Départ der Frankrei

03.11.2015Niederländischer Verband wartet auf Geld von der ASO

(rsn) - Der Niederländische Radsportverband KNWU hat sich an die UCI gewendet, weil er seit vier Monaten auf eine Zahlung der ASO in Höhe von 140.000 Euro wartet. Das berichtet das niederländische

16.08.2015Dopingproben der Tour sollen erneut getestet werden

(rsn) - Keiner soll sich sicher fühlen! Auch nicht, wenn die Rennen rum sind. Deshalb sollen die Dopingproben der gerade beendeten Tour de France nachträglich auf das neue Epo-Stimulanzmittel 

30.07.2015Bahamontes traut Valverde den Tour-Sieg zu

(rsn) – Federico Bahamontes traut Alejandro Valverde (Movistar) den Tour-Sieg zu und hat seinen Landsmann aufgefordert, im kommenden Jahr das Gelbe Trikot ins Visier zu nehmen. „Wenn er Dritter ge

28.07.2015Voß war zu früh in Topform

(rsn) – Auf die Frage, wie die am Sonntag zu Ende gegangene Tour de France für ihn verlaufen sei, fand Paul Voß gegenüber radsport-news.com nur zwei Worte: „Nicht zufriedenstellend.“ Nach seh

27.07.2015Wie kommt der „Engel" ins Tour-Finale?

(rsn) - Wir trauten unseren Augen nicht, als wir das von Philousport bei Twitter eingestellte Video (siehe die beiden Links unten) betrachteten. Es sah aus, als stünde ein „Engel" mit flatternden F

27.07.2015Jugendlicher Schwarzfahrer soll Absperrung durchbrochen haben

Paris (dpa) - Ein Jugendlicher ohne Führerschein ist wohl für den Zwischenfall vor dem Finale der Tour de France am Sonntag verantwortlich, bei dem die Pariser Polizei Schusswaffen einsetzte.

27.07.2015Denk: „Das Glück war nicht auf unserer Seite"

(rsn) - Ein Etappenpodium, zwei weitere Platzierungen in den Top Ten, der 25. Platz in der Gesamtwertung sowie zwei Auszeichnungen als aktivster Fahrer sind die Bilanz des deutschen Bora-Argon 18-Team

27.07.2015Nun will Greipel auch in Hamburg seinen ersten Sieg

Paris (dpa/rsn)- Am Sonntag gewann André Greipel (Lotto Soudal) erstmals in seiner Karriere die letzte Tour-Etappe auf den Champs Élysées. Im Ziel wartete sein Jugendtrainer Peter Sager um mit dem

27.07.2015Brailsford: „Die Kritiker haben uns geholfen, die Tour zu gewinnen“

Paris (dpa/rsn) - Erst gab es Dosenbier, dann Champagner - und aus den Boxen dröhnte der bei solchen Gelegenheiten unvermeidliche Queen-Hit „We are the Champions“. Bevor Christopher Froome

27.07.2015Movistar die beste Mannschaft, aber Sky stellt den Sieger

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

27.07.2015Lotto Soudal dominiert die Sprints, IAM erreicht sein Ziel

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den 21 Mannschaften. Zeit für radsport-news.com, eine Bilanz der 102. Tour de France zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinte

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Beskid Classic (1.2, POL)
  • Sundvolden GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)