4. Tour-Etappe taktische Herausforderung für alle

Kopfsteinpflaster bietet die Chance auf deutschen Doppelerfolg

Von Felix Mattis aus Huy

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John Degenkolb (Giant-Alpecin) will am Dienstag den Etappensieg,... | Foto: Cor Vos

06.07.2015  |  (rsn) - Ohne Marcel Kittel (Giant-Alpecin) würde es schwer werden, an die großen deutschen Erfolge der vergangenen beiden Frankreich-Rundfahrten anzuknüpfen, dachte man. Doch auf der morgigen 4. Etappe stehen die Chancen gut, dass es nach dem von André Greipel (Lotto Soudal) nicht nur zum bereits zweiten Etappensieg für Schwarz-Rot-Gold kommt, sondern diesmal sogar zu einem deutschen Doppelerfolg.

John Degenkolb (Giant-Alpecin) wird dank seines Roubaix-Sieges Anfang April von allen Experten für den Top-Favorit auf den Tagessieg gehalten. "Ich habe mir für diesen Tag viel ausgerechnet", sagte er vor der Tour. Und Tony Martin (Etixx-Quick-Step) will endlich das Gelbe Trikot holen. Am Montag in Huy legte er höchstselbst den größten Druck auf seine Schultern: "Mit diesem Team und dem nötigen Quäntchen Glück kann ich eigentlich nur das Gelbe holen", so der 30-Jährige.

An der "Mur" hatte Martin die Gesamtführung einmal mehr nur wegen der in diesem Jahr wiedereingeführten Zeitbonifikationen für die Top 3 der Tageswertung verpasst und liegt nun eine Sekunde hinter Chris Froome (Sky) weiterhin auf Rang zwei im Kampf um Gelb. Martin hofft, dass er mit der Unterstützung seiner auf dem Kopfsteinpflaster sehr erfahrenen Teamkollegen von Etixx-Quick-Step Druck machen und Froome abhängen kann - möglicherweise auch gemeinsam mit seinem Kumpel Degenkolb.

Der Roubaix-Sieger weiß, wie man über das Pflaster fliegt, muss auf seinen wichtigsten Roubaix-Helfer bei der Tour aber verzichten: Bert De Backer steht nicht im Tour-Kader von Giant-Alpecin. Trotzdem sind mit Roy Curvers, Koen De Kort, Ramon Sinkeldam und Albert Timmer vier Roubaix-Finisher an Degenkolbs Seite, von denen De Kort und Sinkeldam im April 31. und 27. wurden.

Es bietet sich an, die gefürchtete Kopfsteinpflaster-Etappe zwischen Seraing und Cambrai - es ist mit 223,5 Kilometern das längste Teilstück dieser Tour - mit Roubaix zu vergleichen. Immerhin stehen drei der Pavé-Sektoren von der "Königin der Klassiker" am Dienstag im Programm - plus vier weitere, die im April nicht gefahren wurden. Und viele Journalisten sprachen im Vorfeld auch von der "Roubaix-Etappe", obwohl Cambrai und das berühmte Velodrome André Petrieux rund 80 Kilometer voneinander entfernt sind.

Doch Degenkolb, der auch die "neuen" Pavé-Abschnitte begutachtet hat, weiß: "Die Etappe ist nicht mit einem Eintagesklassiker zu vergleichen." Das liegt einerseits daran, dass sie kürzer ist und weniger Kopfsteinpflaster beinhaltet, zum anderen aber vor allem an der Besetzung des Starterfeldes. Während in Roubaix die absoluten Spezialisten ausschließlich um den Sieg an diesem einen Tag fahren und die Favoritenliste überschaubar ist, wollen am Dienstag auf dem Weg nach Cambrai nicht nur die Kandidaten für den Tagessieg vorne sein, sondern auch diejenigen, die in Paris knapp drei Wochen später Gelb tragen wollen - und die rein körperlich überhaupt nicht fürs rauhe Pflaster gemacht sind.

Für Degenkolb oder auch Fahrer wie Alexander Kristoff (Katusha), Greg Van Avermaet (BMC), Lars Boom (Astana), Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo), Geraint Thomas (Sky), Peter Sagan (Tinkoff-Saxo) und Zdenek Stybar (Etixx-Quick-Step) macht es das nicht einfacher - zumal viele von ihnen in einer Doppelrolle antreten müssen. Sie wollen die Etappe gewinnen, haben aber gleichzeitig einen Kletterer oder anderen "Kapitän" im Schlepptau, den sie sicher zum Ziel bringen sollen und auf den sie im Zweifelsfall warten müssen: Kristoff wird Joaquim Rodriguez unterstützen, Boom Vincenzo Nibali, Thomas Chris Froome, Sagan Alberto Contador und Stybar eben die deutsche Gelb-Hoffnung Martin.

Im letzten Jahr gelang der Interessen-Spagat dem Astana-Team am besten - damals aber noch ohne Boom, der die Kopfsteinpflaster-Etappe damals noch für Belkin gewann. Nibali holte auf dem Weg nach Arenberg bei miserablen Wetterbedingungen rund die Hälfte seines Vorsprungs heraus, der ihm am Ende der Tour vor dem Gesamtzweiten Jean-Christophe Peraud (Ag2r) den Gesamtsieg bescherte.

Froome hingegen hat schlechte Erinnerungen an jenen 9. Juli 2014, denn er stürzte mehrfach bereits vor dem Kopfsteinpflaster und gab schließlich mit gebrochenem Handgelenk auf. Contador schlug sich wacker, verlor aber trotzdem 2:35 Minuten auf Nibali. Und Nairo Quintana (Movistar)? Der Kolumbianer ist hier noch nicht im Rennbetrieb gefahren, stattete dem Kopfsteinpflaster aber bereits im März einen Besuch ab, um das Pavé zu inspizieren.

Das Wetter, das 2014 für großes Chaos sorgte, könnte das Rennen auch diesmal wieder prägen. Es gibt für den Dienstag-Nachmittag die unterschiedlichsten Wettervorhersagen - und einige davon "versprechen" Gewitter. Den Fernseh-Zuschauern wird das gefallen, den Fahrern mit Sicherheit nicht.

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