Brite gewinnt 67. Kuurne-Brüssel-Kuurne

Cavendish streicht Balsam auf die Wunden von Etixx-Quick-Step

Foto zu dem Text "Cavendish streicht Balsam auf die Wunden von Etixx-Quick-Step"
Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step) gewinnt das 67. Kuurne-Brüssel-Kuurne. | Foto: Cor Vos

01.03.2015  |  (rsn) – Auf Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step) ist schon früh in der Saison Verlass. Der 29 Jahre alte Brite, der in den ersten beiden Monaten bereits fünf Siege hat einfahren können, hielt am Sonntag bei der 67. Auflage von Kuurne-Brüssel-Kuurne dem großen Druck stand, der auf ihm lastete, und gewann die „Revanche für Het Nieuwsblad“, wie der Halbklassiker auch genannt wird, nach 196 Kilometern mit Start und Ziel im westflämischen Kuurne souverän vor dem Norweger Alexander Kristoff (Katusha) und dem Italiener Elia Viviani (Sky).

Im ersten Interview beeilte sich Cavendish, sonst nicht unbedingt als Diplomat bekannt, seinen Teamkollegen nach dem desaströs verlaufenen Finale vom gestrigen Samstag, als drei Quick-Step-Fahrer gegen den Briten Ian Stannard (Sky) den Kürzeren zogen, Balsam auf deren Wunden zu streichen. „Das Team war heute den ganzen Tag unglaublich. Wir haben am Oude Kwaremont Vollgas gegeben, aber wir hatten Gegenwind, so dass die Gruppe wieder gestellt wurde. Danach kam es im Sprint auf mich an. Ich bin super stolz, dass ich diesen Sieg für Etixx-Quick-Step geholt habe“, sagte der 29-Jährige, der in der „Hügelzone“ des Rennens mit vier seiner Teamkollegen in einer 20-köpfigen Spitzengruppe dabei war, die einen Vorsprung von mehr als einer Minute wieder verspielte.

Doch diesmal waren die Bemühungen von Etixx-Quick-Step doch noch vom Erfolg gekrönt – und dafür zeigte Cavendish im Finale als Einzelkämpfer verantwortlich. „Wir haben am Morgen eine Besprechung gehabt und Wilfried Peeters hat nicht geglaubt, dass ich es schaffen könnte, aber alle Fahrer haben an mich geglaubt“, kommentierte er seinen zweiten Kuurne-Triumph nach 2012, der zugleich der dritte von Etixx-Quick-Step in Folge war, nachdem Tom Boonen die letztjährige Austragung gewonnen hatte.

Jimmy Engoulvent (Europcar) war der prominenteste Name der achtköpfigen Ausreißergruppe, die sich nach rund 30 Kilometer vom Feld hatte absetzen können. Gemeinsam mit dem Franzosen fuhren sich dessen Landsmann Thomas Vauborzeix (Veranclassic-Ekoï), der Italiener Mattia Pozzo (Nippo - Vini Fantini), der Niederländer Sjoerd van Ginneken (Team Roompot), der Albaner Eugert Zhupa (Southeast) sowie die Belgier Xandro Meurisse (AN Post), Fredrik Backaert und Dimitri Peyskens (beide Team 3M) einen Vorsprung von gut drei Minuten heraus.

Im Feld waren es vor allem Cavendishs und Kristoffs Helfer, die bei erneut einstelligen Temperaturen nicht mehr zuließen und das Rennen kontrollierten. Als es nach knapp 90 Kilometern in die „Hellingen-Zone“ ging – in der auf 54 Kilometer acht der insgesamt neun Anstiege des Tages Schlag auf Schlag folgten –, reduzierten die Verfolger den Rückstand schnell.

Dafür zeigte vor allem Boonen verantwortlich, der knapp 80 Kilometer vor dem Ziel an der Côte de Trieu attackierte und so das Feld schnell auf rund 50 Fahrer reduzierte. Im Schlepptau des dreimaligen Kuurne-Siegers befanden sich allerdings alle Favoriten. Boonen erhöhte kurz darauf nochmals das Tempo, das Ziel war klar: Das Rennen so schwer wie möglich zu machen und im Idealfall den einen oder anderen Konkurrenten von Cavendish loszuwerden.

Kurz darauf war es im Oude Kwaremont dann erneut Boonen, der die Initiative ergriff, und diesmal gelang es ihm, den vermeintlich vorentscheidenden Split herbeizuführen. Rund 20 Fahrer holten schnell die Mitglieder der ursprünglichen Spitzengruppe ein und fuhren zügig einen Vorsprung von mehr als einer Minute auf das Feld heraus, in dem MTN-Qhubeka für Tempo sorgte - die Südafrikaner hatten am Kwaremont den Zug verpasst.

Auf den letzten flachen 50 Kilometern gab Etixx-Quick-Step zwar mit gleich fünf Fahrer in der Spitzengruppe Vollgas, erhielt im Fernduell mit MTN-Qhubeka aber nur kurzzeitig Unterstützung durch BMC, das mit Gilbert und Drucker vorn vertreten war. Und auch, wenn sogar kurzzeitig Cavendish die Nase in den Wind hielt, hakte es in der hochkarätig besetzten Gruppe.

Dagegen beteiligten sich im Feld nun auch IAM, Cofidis und Wanty-Groupe Gobert an der Jagd auf die Ausreißer, und nachdem der Abstand zwischenzeitlich mehr als eine Minute betragen hatte, wurde die Gruppe, noch bevor es in Kuurne auf den zweimal zu befahrenden Rundkurs ging, 34 Kilometer vor dem Ziel wieder eingefangen.

Danach versammelte sich Katusha mit gleich sieben Fahrern an der Spitze und schien fest entschlossen, das Zepter nicht mehr aus der Hand geben. Quick-Step und Sky hielten sich dagegen bedeckt und reagierten zunächst nur auf die Tempoverschärfung, mit der Kristoffs Helfer den Druck auf die Konkurrenten erhöhen wollten. Doch Katusha wurde fünf Kilometer vor dem Ziel vom Sky-Zug von der Spitze verdrängt, der kurz darauf von Gilberts Attacke überrascht wurde. Der Belgier versuchte, sich die Rivalität zwischen den Sprinterteams zunutze zu machen. Bis zu elf Sekunden Vorsprung konnte Gilbert herausfahren, doch es war schließlich die ohne ihren erkrankten Kapitän André Greipel angetretene Lotto Soudal-Mannschaft, die das zu diesem Zeitpunkt noch recht große Feld noch vor der letzten 90-Grad-Kurve rund 800 Meter vor dem Ziel wieder heranführte.

Auf der Zielgeraden setzte Kristoff bei Gegenwind früh zum Sprint an, wogegen sich Cavendish lange im Windschatten am Hinterrad des Katusha-Kapitäns hielt, um dann auf den letzten Metern an seinem Konkurrenten vorbeizusprinten und seinem Team, das wie schon gestern früh in die Offensive gegangen war, den sehnlichst erwarteten Sieg zu bescheren. „Ich wusste, dass es schwer werden würde, aber es läuft in diesem Jahr schon die ganze Zeit gut für mich“, erklärte der Brite, nachdem er den in dieser Saison auch schon vier Mal erfolgreichen Kristoff deutlich hinter sich gelassen hatte.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.03.2015Van Asbroeck: Trotz finalem Missgeschick Vierter in Kuurne

(rsn) – Tom Van Asbroeck (LottoNL-Jumbo) ist am Sonntag für seinen Teamkollegen Moreno Hofland erfolgreich in die Bresche gesprungen. Der Vorjahreszweite musste wegen einer Grippe kurzfristig auf s

02.03.2015Viviani: Von Platz 20 noch aufs Podium gesprintet

(rsn) – Nach dem Triumph durch Ian Stannard beim Omloop Het Nieuwsblad lief es für das Team Sky auch am Sonntag rund. Der Italiener Elia Viviani bestätigte bei Kuurne-Brüssel-Kuurne mit Platz dre

01.03.2015Bennett & Co rehabilitieren sich für schwachen Klassikerstart

(rsn) - Das erste belgische Rennwochenende des Jahres endete für das Team Bora-Argon18 besser, als es begonnen hatte. Den unauffälligen Auftritt beim Omloop Het Nieuwsblad am Samstag kommentierte Sp

01.03.2015Sieberg und Lotto Soudal setzten auch ohne Greipel auf Sprint

(rsn) – In Abwesenheit des an Grippe erkrankten André Greipel reichte es für das Lotto Soudal-Team am Sonntag bei der 67. Auflage von Kuurne-Brüssel-Kuurne zwar nur zu einem siebten Platz durch J

01.03.2015Cavendish hat gegen Kristoff deutlich die Nase vorn

(rsn) – Mark Cavendish (Etixx-Quick-Step) hat die 67. Auflage von Kuurne-Brüssel-Kuurne gewonnen und seinem Team nach der gestrigen Pleite bei Het Nieuwsblad ein versöhnliches Finale des belgische

01.03.2015Deutsche Elf in der Helferrolle

(rsn) - Bei der 67. Austragung von Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.1) stehen am Sonntag 25 Mannschaften am Start, darunter neun aus der WorldTour. Neben dem Schweizer Rennstall IAM ist auch der deutsche Zwe

01.03.2015Gelingt Boonen & Co die Revanche für Het Nieuwsblad?

(rsn) – Nach der bitteren Niederlage beim 70. Omloop Net Nieuwsblad (1.HC) bietet sich Etixx-Quick-Step nur 24 Stunden später die Chance zur Revanche. Bei der 67. Auflage von Kuurne-Brüssel-Kuurne

23.02.2015Greipel kommt rechtzeitig zu den Klassikern in Form

(rsn) – Nach einem ruhigeren Saisonstart scheint André Greipel (Lotto Soudal) rechtzeitig zu den ersten flämischen Klassikern in Form zu kommen. Auf der letzten Etappe der Algarve-Rundfahrt konnte

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine