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07.05.2013 | (rsn) - Am vierten Tag erreicht der Giro seinen südlichsten Punkt, und dazu müssen die Fahrer zwischen Policastro Bussentino und Serra San Bruno ganze 246 Kilometer zurücklegen. War die Streckenführung an Tag drei schon leicht bergig, steht nun die erste „falsche Bergankunft“ auf dem Programm. Gut möglich, dass die Favoriten dort erneut die Muskeln spielen lassen. Die Sprinter hingegen werden im Gegensatz zu gestern gar nicht erst versuchen, mit den Besten ins Ziel zu kommen. Sie warten auf ihre Chance auf Etappe 5.
Die Strecke: 246 Kilometer, Mittelgebirge, 2 Zwischensprints, 1 Berg der 3. Kat., 1 Berg der 2. Kat.
Auch heute führt die Strecke beinahe ausschließlich an der Küste entlang, bevor im letzten Rennviertel die Fahrer vom Wasser weg ins bergige Hinterland geleitet werden. Diesmal sind es nicht weniger als 190 Kilometer, die nach dem Start in Policastro Bussentino völlig flach gen Süden führen - und wenn nach 165 Kilometern in Marinella di San Eufemia der Zwischensprint ausgetragen wird, könnte der eine oder andere auf die Idee kommen, dass dies schon der Schlussspurt um den Tagessieg sei.
Doch weit gefehlt: Es geht weiter in den Süden und schließlich hinauf zur Bergwertung der 3. Kategorie in Vibo Valentia, das bei Kilometer 206 erreicht wird. Der Anstieg ist nicht besonders schwer, wird den Fahrern aber weitere Kräfte rauben, bevor dann bei Kilometer 227 die Schlusssteigung zum Croce Ferrata beginnt. Durchschnittlich ist diese zwölf Kilometer lange Kletterpartie zwar nur fünf Prozent steil, doch nach der langen Distanz wird auch das in den Beinen schmerzen.
Kurz nach Beginn des Anstiegs wartet noch der zweite Zwischensprint, der Ausreißer belohnen soll und bei Kilometer 239 die Bergwertung der 2. Kategorie. Anschließend führen sieben leicht abschüssige bis flache Kilometer zum Ziel in Serra San Bruno, das 103 Meter tiefer liegt als die letzte Bergwertung des Tages.
Die Giro-Historie: Giro-Etappe als Ersatz-Erlebnis
Weder Policastro Bussentino noch Serra San Bruno waren jemals Giro-Etappenort, doch die Provinz Kalabrien hat eine große Radsport-Tradition. Immerhin brachte es der Giro della Provincia di Reggio Calabria auf 62 Austragungen, bevor er in diesem Jahr aus dem Rennkalender verschwand. Umso mehr freuen sich die Kalabrier auf das Gastspiel des großen Giro, der in Vibo Valentia, dem Ort der ersten Bergwertung von heute, 2003 schon einmal eine Sprintankunft erlebte. Robbie McEwen siegte damals hauchdünn vor Alessandro Petacchi.
Die Region: Heimat des Kartäuser-Ordens
Nachdem sich der Giro tagelang am Strand aufgehalten hat, geht es in Kalabrien hinauf ins Mittelgebirge und vor allem weg vom Mittelmeer-Tourismus hin zur Kultur. Denn Serra San Bruno ist mit seinen 6.900 Einwohnern kein herkömmliches Bergdorf. Der Ort wurde nach dem Heiligen Bruno von Köln benannt, dem Gründer des Kartäuser-Ordens, und ist um das Kloster herum gewachsen. Nach der Gründungs-Kartause von Chartreuse in Frankreich ist „La Certosa de Serra San Bruno“ die zweitälteste noch bestehende Kartause der Welt und das Kloster dementsprechend eine beliebte Pilgerstätte.
Die Radsport-News-Prognose: Die Chance zur Revanche
Wer im Mannschaftszeitfahren bereits Zeit verloren hat und von den Favoriten auf den Gesamtsieg nicht als allzu großer Kontrahent betrachtet wird, dessen Stunde könnte in Serra San Bruno schlagen. Denn auch wenn der Anstieg von Croce Ferrata nicht schwer genug sein dürfte, um die Favoritengruppe auf weniger als 20 Mann zu reduzieren, so bietet er doch die Chance für Attacken von Fahrern aus der zweiten Reihe. Und wenn ein ordentlicher Rouleur oben mit 20 bis 30 Sekunden Vorsprung ankommt, dann kann er sich auf den letzten sieben Kilometern auch alleine vor der Konkurrenz behaupten. Das ist die Möglichkeit für gestern abgehängte Fahrer, wieder etwas Zeit zurückzugewinnen, während sich die Top-Favoriten wohl nur beäugen, aber nicht angreifen werden.
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