Radsport News stellt die Strecke des 96. Giro d´Italia vor

Erneut ein „Traum-Theater" in den Dolomiten

Foto zu dem Text "Erneut ein „Traum-Theater
Giro d´Italia 2007: 15. Etappe mit Ziel an den „Drei Zinnen von Lavaredo“ | Foto: ROTH

03.05.2013  |  (rsn) - Die 96. Italien-Rundfahrt startet am Samstag in Neapel und endet nach knapp 3500 Kilometern am 26. Mai in Brescia - nicht wie zuletzt in Mailand. Schon bei diesem ersten Satz wird deutlich, dass der Giro in diesem Jahr eher ungewöhnlich ist. Wie schon am Stilfser Joch 2012 hat sich der Veranstalter RCS auch für die diesjährige Auflage ein „Traum-Theater" in den Dolomiten herausgesucht, um die Fahrer dort nach drei harten Wochen vor malerischer Kulisse um den Gesamtsieg kämpfen zu lassen: die „Drei Zinnen von Lavaredo“.

Doch bevor es am 25. Mai in den Alpen um alles geht, stehen bereits drei harte Wochen auf dem Programm, in denen für jeden Fahrertyp etwas dabei sein sollte. Trotzdem dürften sich die Sprinter über das Profil des Giro ärgern, denn wenn es im Verlauf der drei Wochen fünf oder sechs Massensprints geben sollte, dann wäre das angesichts der Streckenführung schon eine ordentliche Ausbeute.

Immerhin: Gleich zu Beginn in Neapel dürfen Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step), John Degenkolb (Argos-Shimano) & Co. um den Tagessieg und das Rosa Trikot kämpfen. Doch schon am zweiten Tag auf der Vulkan-Insel Ischia - wo auch Angela Merkel gerne mal Urlaub macht - sind die Klassementfahrer im 17,4 Kilometer kurzen Mannschaftszeitfahren erstmals gefragt. Es folgen zwei Mittelgebirgsetappen an der Südwestküste, von denen die zweite mit einer „unechten“ Bergankunft in Serra San Bruno sieben Kilometer nach der Bergwertung des Schlussanstiegs endet.

Die 5. Etappe nach Matera ist die „Blaupause" für drei weitere Etappen (13., 16. und 17.), die den Sprintern liegen sollten, doch durch jeweils eine kleine Bergwertung kurz vor dem Ziel  verschärft wurden und daher sowohl Ausreißern als auch den „Männern mit den dicken Oberschenkeln“ eine Chance bieten sollten. Tags drauf dürfte einem Massensprint in Margherita di Savoia allerdings wirklich nichts im Wege entgegenstehen.

Ganz anders am siebten Tag mit Ziel in Pescara: Dabei handelt es sich um eine Mittelgebirgs-Etappe durch die Abruzzen, wie sie im Lehrbuch für Streckenplaner stehen könnte. Dort müssen die Klassementfahrer höllisch aufpassen, um im von kurzen steilen Rampen gespickten Etappenfinale nicht den Anschluss und so wertvolle Sekunden zu verlieren.

Um Minuten anstatt Sekunden geht es 24 Stunden später im 54,8 Kilometer langen Einzelzeitfahren zwischen Gabicce Mare und Saltara, dem Steilpass der Giro-Organisatoren für Tour-Sieger Bradley Wiggins (Sky), der sich hier unter normalen Umständen das Rosa Trikot holen sollte. Interessant wird der letzte Kilometer sein, der elf Prozent steil nach Saltara hinaufführt und unmittelbar nach der letzten Zwischenzeit beginnt.

Die Sprinter haben weiter Sendepause, wenn am zweiten Giro-Sonntag die nächste Mittelgebirgsetappe in Florenz endet, ohne jedoch eine echte Generalprobe für die dortige WM im Herbst zu sein. Denn der WM-Anstieg von Fiesole wird beim Giro zwar befahren, jedoch nur als Abfahrt, und das Tagesziel ist ebenfalls ein anderes als dann im September.

Nach dem ersten Ruhetag folgt im Friaul in Altopiano del Montasio die erste echte Bergankunft der Rundfahrt, bevor am 15. Mai mit der zweiten Friaul-Etappe zur stillgelegten Staumauer von Vajont der dortigen Katastrophe von vor 50 Jahren gedacht wird, als ein Bergsturz für eine rieisige Flutwelle sorgte, die ganze Dörfer vernichtete. Auch dort kommt es in Erto e Casso zu einer Bergankunft, selbst wenn der Schlussanstieg mit rund acht Kilometern Länge nicht besonders schwer ist.

Genau eine Woche nach Margherita di Savoia haben in Treviso auf der 12. Etappe dann die Sprinter noch einmal eine große Chance, sich ihren erhofften Sieg zu sichern. Einen Tag später in Cherasco könnte das ebenfalls gelingen, wenn sie an den Hügeln auf den letzten Kilometern mithalten können. Das wird aber wahrscheinlich nicht allen reinen Sprintern gelingen.

Das dritte Wochenende bringt den Giro dann auf der 14. Etappe schon wieder zurück in die Berge und sehr nah an die französische Grenze. Oberhalb von Bardonecchia endet dieses Teilstück mit der nächsten Bergankunft in Jafferau am Ende einer durchschnittlich neun Prozent steilen und sieben Kilometer langen Steigung.

Den nächsten Höhepunkt stellt tags darauf die Bergankunft am Col du Galibier dar, dem höchsten Tagesziel der diesjährigen Italien-Rundfahrt. Der französische Alpen-Riese steht zum ersten Mal im Giro-Programm und soll eine Woche vor dem Ende der Rundfahrt eine wichtige Rolle beim Sortieren des Klassements spielen.

Am Fuß des Galibier verbringen die Fahrer am 20. Mai den zweiten Ruhetag, bevor es über den Mont Cenis auf der 16. Etappe zurück nach Italien geht. Dieser Abschnitt ist prädestiniert für die Ausreißer, da nach dem Mont Cenis eine lange Fahrt durchs Flachland folgt, ein Berg der 3. Kategorie kurz vor dem Ziel aber die Sprinter aussortieren dürfte. Bessere Chancen haben Degenkolb & Co. dann am Tag danach in Vicenza. Zwar befindet sich auch dort noch eine Bergwertung auf den letzten 20 Kilometern, doch der Anstieg nach Crosara ist deutlich einfacher als der nach Andrate 24 Stunden zuvor.

Den großen Showdown in den Dolomiten läutet auf der 18. Etappe ein 19,45 Kilometer langes Bergzeitfahren zwischen Mori und Polsa im Osten des Gardasees ein, das jedoch nicht besonders steil ist und daher auch den kletterstarken Zeitfahrspezialisten Chancen auf den Tagessieg einräumen dürfte. Es folgt das große Finale mit den beiden Königsetappen: Zunächst geht es über Gavia-Pass und Stilfser Joch ins Martelltal zur vorletzten Bergankunft der Rundfahrt, und dann steht zwischen Schlanders und den Tre Cime di Lavaredo das große Finale an. Fünf schwere Dolomiten-Anstiege sind am vorletzten Rundfahrt-Tag zu bewältigen.

Während das lange Zeitfahren der 8. Etappe also früh für einen Vorteil der Zeitfahr-Asse Bradley Wiggins und Ryder Hesjedal sorgen sollte, macht die extrem schwere Schlusswoche in den Augen der Tifosi einiges wieder gut. Dort nämlich ist mit zahlreichen Attacken der italienischen Kletterer Vincenzo Nibali, Michele Scarponi, Domenico Pozzovivo und Mauro Santambrogio zu rechnen.

Den Abschluss in Brescia, das in diesem Jahr an der Stelle von Mailand den Gastgeber der Siegerehrung spielen darf, macht eine typische Sprinter-Etappe, die im Gesamtklassement für keine Veränderungen mehr sorgen dürfte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.06.2013Majka: Riis hatte Recht mit seiner Prognose

(rsn) - Als vor zwei Jahren Bjarne Riis den jungen Polen Rafal Majka unter Vertrag nahm, wurde er nicht müde, von dem bis dahin eher unbekannten Talent zu schwärmen. "Rafal hat ein riesengroßes

31.05.2013Niemiec schrieb beim Giro polnische Radsportgeschichte

(rsn) – Mit seinem sechsten Gesamtplatz beim Giro d’Italia schrieb Przemyslaw Niemiec polnische Radsportgeschichte. Der 33-jährige Edelhelfer im Dienste der italienischen Mannschaft Lampre-Merida

27.05.2013Mezgec: Degenkolbs Anfahrer nutzt seine Chance

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) war der überragende Sprinter des diesjährigen Giro d’Italia. Doch im Schatten des Seriensiegers von der Isle of Man, der alle fünf Massensprints

27.05.2013Evans: Tour-Vorbereitung auf Platz drei beendet

(rsn) – Cadel Evans (BMC) hat seiner Bilanz bei den großen Rundfahrten einen weiteren Podiumsplatz hinzugefügt. Nach seinem Sieg bei der Tour de France 2011, jeweils Rang in den Jahren 2007 und 2

27.05.2013Morabito fährt Giro mit gebrochenem Handgelenk zu Ende

(rsn) - Steve Morabito (BMC) hat sich bei einem Sturz auf der 16. Etappe des Giro d’Italia einen Knöchel im linken Handgelenk gebrochen. Trotzdem fuhr der Schweizer das Rennen zu Ende. „Ich hatte

27.05.2013Uran etabliert sich als Kapitän für die Rundfahrten

(rsn) – Auch ohne den nach der 12. Etappe mit einer Erkältung ausgestiegenen Kapitän Bradley Wiggins zählte das Sky-Team zu den Gewinnern des 96. Giro d’Italia. Zwei Etappensiege, Rang zwei im

27.05.2013Cavendish: „Schon als Kind siegeshungrig“

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat seiner imposanten Bilanz beim diesjährigen Giro d’Italia weitere Erfolge hinzugefügt. Der Brite gewann nicht nur fünf Etappen, sondern siche

27.05.2013Nibali siegt mit maximaler Unterstützung und minimalem Stress

(rsn) – Bei seiner fünften Giro-Teilnahme hat Vincenzo Nibali (Astana) nicht nur die riesigen Erwartungen der Tifosi erfüllt, sondern seine Tendenz der vergangenen Jahre mit dem ersten Gesamtsieg

26.05.2013Nibali kämpft sich durch Hitze, Dauerregen und Schnee

Brescia (dpa) - Vincenzo Nibali (Astana) hat sich beim 96. Giro d`Italia durch große Hitze, Dauerregen und dichtes Schneetreiben zum größten Triumph seiner Karriere gekämpft. Der 28-jährige Itali

26.05.2013Cavendish beim Giro d´Italia unschlagbar

(rsn) - Mark Cavendish (Omega Pharma - Quick-Step) hat am Schlusstag des 96. Giro d’Italia in Brescia seinen fünften Etappensieg eingefahren und sich außerdem das Rote Trikot des Punktbesten ges

26.05.2013Cavendish und Nibali triumphieren in Brescia

(rsn) – Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick-Step) hat wie erwartet zum Abschluss des 96. Giro d’Italia nochmals zugeschlagen. Der Brite gewann die 21. und letzte Etappe über 197 Kilometern von Rie

26.05.2013Betancur holt sich mit Energieleistung das Weiße Trikot zurück

(rsn) – Vincenzo Nibali (Astana) wird voraussichtlich den 96. Giro d’Italia gewinnen – aber zu den großen Gewinnern dieser Italien-Rundfahrt zählen auch die Kolumbianer, die der Italien-Rundfa

Weitere Radsportnachrichten

22.12.2024Teutenberg und Brauße holen sich Omnium-Titel

(rsn) – In Frankfurt an der Oder wurden im Mehrkampf auf der Bahn noch die Deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende ausgefahren und die Goldmedaillen sicherten sich Franziska Brauße (Ceratizi

22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“

(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine