Vorwürfe im USADA-Dossier

Fall Armstrong: Delikate Angelegenheit für die UCI

Foto zu dem Text "Fall Armstrong: Delikate Angelegenheit für die UCI"
Pat McQuaid und die UCI verklagen den Journalisten Paul Kimmage. | Foto: ROTH

11.10.2012  |  Colorado Springs (dapd) - Pat McQuaid ist derzeit in China unterwegs. Die Globalisierung des Radsports ist das große Steckenpferd des Präsidenten des Weltverbandes UCI. Und da ist die 2. Auflage der Peking-Rundfahrt natürlich ein Pflichttermin.

Dabei stapelt sich daheim im Hauptquartier im schönen Schweizer Aigle die Arbeit. Der 202 Seiten lange Abschlussbericht der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA ist zu durchforsten. Und was McQuaid darin lesen wird, dürfte ihm wenig Freude bereiten.

Als "Fuchs im Hühnerstall" hatte USADA-Anwalt William Bock die UCI jüngst schon bezeichnet. Und auch der Abschlussbericht lässt den Schluss zu, dass die UCI womöglich als treuer Helfer von Armstrong bei dessen ausgeklügeltem Doping-System aufgetreten ist. So geht es in der Urteilsbegründung unter anderem auch um eine mögliche vertuschte Kontrolle Armstrongs im Jahr 2001 bei der Tour de Suisse.

Demnach habe Martial Saugy, Chef des Anti-Doping-Labors in Lausanne, der USADA bestätigt, dass mehrere Proben der Schweiz-Rundfahrt 2001 verdächtig auf das Blutdopingmittel Epo seien. Die UCI habe ihm mitgeteilt, dass eine der Proben von Armstrong sei. Der Fall wurde nicht weiter verfolgt.

Floyd Landis und Tyler Hamilton hatten bei ihren Geständnissen ausgesagt, dass Armstrong mittels einer Geldzahlung eine Dopingprobe von 2001 vertuscht habe. Die UCI hatte in der Vergangenheit bereits eingeräumt, Geldspenden von Armstrong in Höhe von 125.000 Dollar erhalten zu haben. Mit vertuschten Proben sei das aber nicht in Verbindung zu bringen, hatte McQuaid jüngst bei der Straßen-WM in Valkenburg behauptet. Es sei alles transparent gewesen. Das Geld sei in ein Jugendförderprogramm und eine Sysmex-Machine zur Durchführung von Bluttests geflossen.

Doch es geht im USADA-Bericht nicht nur um die ominöse Dopingprobe bei der Schweiz-Rundfahrt. Die Agentur monierte, dass die UCI die Glaubwürdigkeit von Zeugen wie Landis oder Hamilton diskreditiert hätte, ohne die Faktenlage zu prüfen. So hatte sich etwa UCI-Ehrenpräsident Hein Verbruggen auf die Seite von Armstrong geschlagen, als längst die Ermittlungen im Gange waren. "Lance Armstrong hat niemals gedopt. Niemals, niemals, niemals. Ich sage es, nicht weil ich sein Freund bin, sondern weil es nicht wahr ist", sagte Verbruggen noch im Mai 2011. Auf eine Untersuchung hatte die UCI dagegen keinen Wert gelegt.

Auch erhob die USADA schwere Anschuldigungen im Fall Jörg Jaksche. "Wie bei der eidesstattlichen Erklärung von Jörg Jaksche hat die UCI mit Verachtung und Desinteresse auf Fahrer reagiert, die versucht haben, Beweise über das Ausmaß von Doping im Peloton zu liefern", hieß es im Report. Jaksche hatte 2007 ein umfangreiches Geständnis über die Dopingpraktiken in den Teams Telekom, ONCE, CSC und Liberty Seguros gemacht. Seine Aussagen waren nicht weiter verfolgt worden.

Genauso wenig war die UCI laut USADA gewillt, Dopingproben von Armstrong aus den Jahren 2009 und 2010 zu Untersuchungen zur Verfügung zu stellen. Der siebenmalige Toursieger soll die Herausgabe verweigert haben. Gegen den 202 Seiten langen Bericht konnte Armstrong dagegen nichts unternehmen. Eine delikate Angelegenheit, auch für die UCI.

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