Zäher Informationsfluss beim olympischen Straßenrennen

Bohren nach Gold, Silber, Bronze und Uran

Von Guido Scholl

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Die Medaillengewinner im Olympia-Straßenrennen 2012: Rigoberto Uran (Silber, Kolumbien), Alexander Winokurow (Gold, Kasachstan)und der Norweger Alexander Kristoff. | Foto: ROTH

28.07.2012  |  (rsn) – Das olympische Straßenrennen der Männer ist Geschichte. Und ein Kapitel für sich war der spärliche Informationsfluss während des fast siebenstündigen Wettbewerbs. Während Zuschauer und Medienvertreter es von den meisten UCI-Rennen gewohnt sind, ständig über Zeitabstände und Zusammensetzungen der unterschiedlichen Gruppen in Kenntnis gesetzt zu werden, war es für Fans beim Kampf um Gold rund um London notwendig, schier unentwegt auf den Bildschirm zu starren, um nicht in die Irre geleitet zu werden. 


Die Spitzengruppe und deren Verfolger waren beispielsweise in wechselnden Zusammensetzungen unterwegs. Welcher der Favoriten sich in der heißen Phase aber letztlich mit welchem Vorsprung oder Rückstand an genau welcher Stelle befand, klärte sich meist erst mit einiger Verzögerung auf.

Bestes Beispiel: Die Anwesenheit des späteren Siegers, Alexander Winokurow, in der Spitzenformation wurde erst etwa 20 Kilometer vor dem Ziel mitgeteilt. Den Anschluss an diese Gruppe hatte der Kasache aber bereits am Box Hill gut 20 Kilometer zuvor geschafft. Und Winokurow ist kein Leichtgewicht in der Radsportszene. 


Nun waren immerhin 40 Mann auf der Flucht, und da mag schon schwerfallen, jeden einzelnen zu erwischen. Erschwert wurde das Ganze wegen der ungewohnten National-Trikots. Allerdings war auch die Kameraführung mit Schwächen behaftet – häufig zu sehr auf die Briten im Feld fokussiert und zudem detailverliebt. So war es scheinbar wichtiger, häufig mit Zeitlupen – im Radsport selten – zu arbeiten, anstatt die Ausreißergruppen mit dem Kameramotorrad zu „scannen“. 

Im Finale wurde dann lediglich einmal die Namen von Winokurow und Rigoberto Urans durchgegeben. Normalerweise werden die Identitäten der Fahrer in derart entscheidenden Phasen wenigstens ein halbes Dutzend Mal oder – bei vorbildlichen Rennen wie der Tour de France – sogar ohne Unterlass angezeigt.

So entschieden sich manche Beobachter per Zufallsprinzip für Urans Landsmann Sergio Luis Henao als Begleiter des Kasachen, weil dieser auch vorher schon einmal attackiert hatte. Wer den kurzen Einblender mit Urans Namen verpasst hatte, blieb bis zum Ende ohne Zweifel bei dieser Entscheidung.


Erst nach dem Zieleinlauf bohrten die Journalisten schließlich erfolgreich nach Uran, weil der Mann, der sich über Silber freute und dennoch um Gold trauerte, so verdammt nach dem Rigoberto aussah. Da ist es fast eine Ironie, dass Uran Gold verlor, weil er einen Moment unachtsam gewesen war. Die Zuschauer und mancher Berichterstatter verloren analog dazu den Überblick, weil sie die einmalige, kurze Einblendung des Namens Uran verpasst hatten - um einmal das Beispiel mit der größten Auswirkung zu nennen. 

Die Jury muss sich de facto gar keinen Vorwurf machen. Schließlich haben sie – bis auf eine verkehrte Abstandsmeldung zwischen Spitze und Feld auf den letzten 40 Kilometern – beinahe alles korrekt durchgegeben. Doch die geringe Zahl an Einblendungen machte es den Zuschauern unnötig schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade bei einem Rennen, in dem die Fahrer in ungewohnter Kleidung unterwegs sind, wäre mehr Information dienlich gewesen.

Aber noch gibt es ja das Straßenrennen der Frauen. Da können es die Briten dann besser machen.

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