Interview mit dem Chef des Giro d´Italia

Acquarone: „Ohne Deutschland fehlt etwas“

Foto zu dem Text "Acquarone: „Ohne Deutschland fehlt etwas“"
Michele Acquarone, Renndirektor des Giro d´Italia | Foto: ROTH

11.01.2012  |  (rsn) – Michele Acquarone will den Giro d’Italia zu einer weltweiten Marke entwickeln und der Tour de France Konkurrenz machen. Im Interview mit Radsport News äußert sich der neue Renndirektor zu seinen Plänen, warum der deutsche Markt von zentraler Bedeutung für den Giro ist und was bei der Wildcard-Vergabe dieses Jahres den Ausschlag für das deutsche NetApp-Team gegeben hat.

Herr Acquarone, was sehen Sie als neuer Renndirektor des Giro d'Italia als Ihre Hauptaufgabe an?

Acquarone: Unser Hauptziel ist es, nach und nach mehr Bekanntheit und Aufmerksamkeit weltweit zu erlangen. Bis heute ist der Giro das von den Italienern am meisten geliebte Rennen, in Zukunft möchten wir das beliebteste Rennen der Welt werden.

Ihr Vorgänger Angelo Zomegnan wurde in den letzten Jahren häufig kritisiert, weil der Giro immer spektakulärer und schwieriger wurde. Haben Sie eine andere Strategie?

Acquarone: Ich glaube nicht, dass Angelo von den Tifosi für seine Auswahl kritisiert wurde: Tatsächlich fanden die Fans die extremen Schwierigkeiten der Streckenführung immer sehr aufregend. Ich möchte der Parole treu bleiben: ’Das härteste Rennen der Welt im schönsten Land der Welt’. In der Vergangenheit kam manche Kritik von Teams und Athleten wegen der extrem langen Transfers.

Deshalb möchte ich das Spektakel unverändert lassen, was die Streckenführung anbelangt. Dagegen will ich die Transfers verkürzen und mehr Abwechslung hineinbringen, was die Schwierigkeitsgrade der Etappen anbelangt.

Im Jahr 2011 starb Wouter Weylandt nach seinem Unfall auf der 3. Giro-Etappe. Haben Sie aus diesem schrecklichen Unfall Konsequenzen gezogen?

Acquarone: Die Tragödie von Wouter Weylandt markiert zweifellos eine Phase großen Verlusts und großer Traurigkeit für die gesamte Giro-Organisation. Jedes Mal, wenn ich daran denke, frage ich mich, wie das bloß passieren konnte? Ich wiederhole mich da, aber es war reines Schicksal, absolut unvorhersehbar. Das Sicherheitssystem des Giro hatte in 2011 den höchsten Standard und wird auch so bleiben und sich noch weiter verbessern. Natürlich ist nach einem so tragischen Ereignis die Sicherheit der Fahrer noch mehr in unseren Köpfen.

Was erwarten Sie sich vom Giro 2012?

Acquarone: 2012 erwarte ich ein großes Fest in Dänemark beim Giro-Start in Herning und auch große Feste während der Etappen in Italien. Vom sportlichen Gesichtspunkt aus hoffe ich, dass das Rennen bis zur letzten Etappe offen bleibt und dass wir auf jeder Etappe andere Champions vorne sehen werden.

Welche Aspekte waren für Sie ausschlaggebend, dem deutschen Team NetApp eine Wildcard zu geben?

Acquarone: Vergangenen Dezember haben wir zwölf Bewerbungen zur Giro-Teilnahme bekommen. Jedes Team hatte gute Argumente, um ausgewählt zu werden, aber ich persönlich glaube, dass die Präsentation des NetApp-Dossiers eine größere Hingabe ausdrückte als die anderen, und unser Komitee hat beschlossen, diesen Enthusiasmus zu belohnen.

Was halten Sie vom Team NetApp?

Acquarone: Es ist ein junges Team, eine Wette auf die Zukunft und es verdient unser Vertrauen. Ich schätze sehr die Leidenschaft und Professionalität der Leute, die für das Team arbeiten. Die Mannschaft ist dank eines guten Sponsors sehr gut aufgestellt und sie haben meiner Meinung nach eine “rosige” Zukunft...

2012 startet der Giro in Dänemark. Wäre auch Deutschland eine Option für einen Giro-Start?

Acquarone: Es ist möglich, dass der Giro auch in Deutschland starten wird. Es gibt viele Städte, die an der “Grande Partenza” interessiert sind und RCS Sport arbeitet daran, es bis 2020 hinzubekommen.

Derzeit gibt es kein deutsches Team in der WorldTour. Bedauern Sie das?

Acquarone: Ich bedauere sehr, dass es keine deutsche Mannschaft unter den WorldTour-Teams gibt. Es ist eine Schande, wenn man die Tradition und die Verbreitung des Radsports in Deutschland betrachtet. Ich würde sagen, dass die UCI-WorldTour ohne ein deutsches Team ein bisschen ist wie die Endphase einer Fußball-WM ohne Deutschland: Es fehlt etwas.

Wie wichtig ist der deutsche Markt für den Giro d'Italia?

Acquarone: Ich betrachte den deutschen Markt als einen ganz zentralen Markt für den Radsport. Jeder muss sich selbst Gedanken über die Fehler machen, die Deutschland in den letzten Jahren dem Radsport entfremdet haben. Außerdem glaube ich, dass die Bedingungen für einen tollen Neustart gerade günstig sind: Team NetApp nimmt am Giro teil und junge Champions wie Kittel und Degenkolb (die bei Mailand-San Remo und der Lombardei-Rundfahrt starten) verdienen unser Vertrauen.

Der Giro wird immer internationaler. Ernten Sie dafür nicht Kritik von den Italienern?

Acquarone: Es gab deswegen keine größere Kritik. Es sollte die italienische Bevölkerung mit Stolz erfüllen, wenn der Giro weltweit immer beliebter wird – und die Italiener sind in der Tat auch stolz darauf. Darüber hinaus würde das weltweite Wachstum des Giro meiner Meinung nach dem italienischen Radsport helfen zu wachsen und mehr Gewicht in den nationalen Institutionen und Organisationen zu bekommen.

Würden Sie in diesem Jahr lieber einen italienischen oder einen internationalen Giro-Sieger sehen?

Acquarone: Für mich ist das völlig irrelevant. Wer immer den Giro gewinnt ist ein Champion.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.05.2013Nibali baut seine Führung aus

(rsn) - Vincenzo Nibali (Astana) hat auf der 10. Etappe des Giro d`Italia sein Rosa Trikot souverän verteidigt. Der Italiener belegte auf 167 Kilometer langen ersten Alpenetappe der Rundfahrt von Cor

06.06.2012Savio: "Rujano hat kein Pfeiffersches Drüsenfieber"

(rsn) – Androni-Teammanager Gianni Savio hatte sich beim diesjährigen Giro d`Italia viel von José Rujano erhofft. Doch der ehemalige Gesamtdritte der Italien-Rundfahrt enttäuschte auf ganzer Lini

28.05.2012Kein Italiener auf dem Podium in Mailand

(rsn) - Der 95. Giro d ´Italia ist für alle italienischen Fans mit einem traurigem Ergebnis zu Ende gegangen. Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda), Joaquim Rodriguez (Katusha) und Thomas de Gendt (Vaca

28.05.2012Hesjedal: "Ich habe Geschichte geschrieben"

Leipzig/Mailand (dapd). Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) küsste immer wieder das Ahornblatt auf der kanadischen Flagge und ließ sich vor der prächtigen Kulisse des Mailänder Doms als Sieger des G

28.05.2012NetApp überzeugt beim Giro-Debüt

(rsn) - Mit zwei Podiumsplatzierungen und insgesamt acht Top-Ten-Ergebnissen hat das deutsche NetApp-Team beim Giro-Debüt überrascht „Die Mannschaft hat die Erwartungen des Managements bei weitem

27.05.2012Hesjedal taucht Kanada in Rosa

Mailand (dpa/rsn) - Ryder Hesjedal Garmin-Barracuda) hat sich in der 106-jährigen Geschichte des Giro d`Italia als erster Kanadier den Gesamtsieg gesichert.Der einstige Schüler von Lance Armstrong u

27.05.2012 Ryder Hesjedal gewinnt 95. Giro d´Italia

(rsn) - Der 31-jährige Ryder Hesjedal vom Garmin-Barracuda-Team hat den 95. Giro d´Italia gewonnen. Der Kanadier erobert auf der Schlussetappe, dem auf 28,2 Kilometer verkürzten Zeitfahren in Maila

26.05.2012Rodriguez knöpft Hesjedal nur 14 Sekunden ab

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) träumt schon von Rosa. Der Kanadier hat sich auch auf der 20. Etappe nicht von den Bergspezialisten abhängen lassen. Auf der letzten Bergetappe von Caldes/V

26.05.2012De Gendt zerlegt alle Giro-Favoriten

(rsn) - Der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) hat auch auf der 20. Etappe seinen Anspruch auf den Gesamtsieg des 95. Giro d´Italia untermauert. Auf der letzten Bergetappe von Caldes/Val di

26.05.2012Ullrich: Vorletzte Giro-Etappe ein "Wahnsinnsgerät"

Köln (SID) - Der frühere Radprofi Jan Ullrich hat die vorletzte Etappe des 95. Giro d`Italia als "Wahnsinnsgerät" kritisiert. Steile Anstiege gehörten zwar zum Giro, allerdi

26.05.2012Giro: Heute Entscheidung am Mortirolo

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) hat gestern auf der 195 Kilometer langen Etappe mit Ziel auf der Alpe di Pampeago seine Ansprüche auf den ersten kanadischen Gesamtsieg beim Giro d´Italia m

25.05.2012Hesjedal: Großer Schritt zum Giro-Sieg

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Baracuda) hat einen großen Schritt in Richtung Gesamtsieg beim Giro d`Italia gemacht und ist dem ersten kanadischen Erfolg in einer der großen Rundfahrten ein gutes St

Weitere Radsportnachrichten

07.07.2025Neue Gerüchte: Evenepoel 2026 doch zu Red Bull?

(rsn) – Schon vor einem Jahr flammten Gerüchte auf, dass Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) künftig das Trikot von Red Bull – Bora – hansgrohe tragen könnte. Und zwar noch vor Ablauf sei

07.07.2025Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de France 2025

(rsn) - Die 3. Etappe der Tour de France wurde im Massensprint entschieden. Tim Merlier (Soudal - Quick-Step) setzte sich dabei um Reifenbreite vor Jonathan Milan (Lidl - Trek) durch und feierte seine

07.07.2025Bauhaus: “Die extra Magie, die sie haben, fehlt mir aber“

(rsn) - Phil Bauhaus hat seinen Frieden gefunden bei der Tour de France. Bei der von Stürzen, aber auch von teilweise sehr ruhiger Fahrt gekennzeichneten 3. Etappe kam er – mal wieder – auf einen

07.07.2025Wellens befreit Kapitän Pogacar vom Gepunkteten Trikot

(rsn) – Die 3. Etappe der Tour de France 2025 musste zwar ohne eine Ausreißergruppe auskommen, einen ungewöhnlichen Schachzug durften die Zuschauer auf den 178 Kilometern zwischen Valenciennes und

07.07.2025Philipsens Tour-Aus öffnet Kampf um Grün

(rsn) – Das Grüne Trikot hing zerfetzt an Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), während er am Straßenrand lag. Schnell war klar: Die Tour de France (2.UWT) ist für den belgischen Top-Sprint

07.07.2025Rickaert: “Sein Leben für 10 Punkte zu riskieren, da fehlen mir die Worte“

(rsn) – Nach einer echten Bummeletappe ohne richtige Ausreißergruppe sprintete Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) zum Tagessieg. Der Europameister war nach 178 Kilometern zwischen Valenciennes und

07.07.2025Merlier gewinnt Massensprint der 3. Tour-Etappe vor Milan

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) hat die 3. Etappe der Tour de France im Massensprint vor Jonathan Milan (Lidl – Trek) und Phil Bauhaus (Bahrain – Victorious) gewonnen. In einem von S

07.07.2025Henderson fährt mit Ausreißersieg ins Rosa Trikot

(rsn) – Mit einem Ausreißversuch über nahezu die halbe Distanz der Etappe hat Anna Henderson (Lidl – Trek) beim Giro d’Italia Women die 2. Etappe von Clusone nach Aprica gewonnen und damit auc

07.07.2025Philipsen muss die Tour de France nach Sturz aufgeben

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuinck) hat nach einem Sturz in der Anfahrt zum Zwischensprint der 3. Etappe die Tour de France verlassen. 60 Kilometer vor dem Ziel des Teilstücks zwischen

07.07.2025Heizomat sichert sich die Dienste von Kuhn

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

07.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 3. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

07.07.2025Decathlon übernimmt komplett: “Wollen Superteam werden“

(rsn) – Das Team Decathlon – AG2R wird sein Budget für die Saison 2026 von 30 auf 40 Millionen Euro erhöhen und künftig dem Sportartikelhersteller gehören. Wie am Montag in Lille, dem Sitz der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Magnificent Qinghai (2.Pro, CHN)