Tour de Suisse: Paul Martens-Tagebuch/2. Etappe

Mit Vollgas hinter Tony Martin hergejagt

Von Paul Martens

Foto zu dem Text "Mit Vollgas hinter Tony Martin hergejagt"

Paul Martens (Rabobank) bei der Mallorca Challenge 2009

Foto: ROTH

14.06.2009  |  (rsn) – Bei herrlichem Wetter begann die Etappe heute ungewöhnlich, denn gleich nach dem Start ging es etwa 30 Kilometer ins Tal, so dass sich mancher denken mag: Ist doch schön, da müssen sie es einfach nur rollen lassen. Aber das ist gar nicht einfach, wie es aussieht, denn bergab sind die Geschwindigkeiten natürlich viel größer, was das Risiko erhöht und das Rennen viel unkalkulierbarer macht.

Im Feld hat Saxo Bank dann ein sportliches Tempo eingeschlagen und schnell deutlich gemacht, wer hier der Herr im Hause ist. Zusammen mit Columbia stellt man hier eindeutig die beste Mannschaft und ich denke, wir werden in den nächsten Tagen noch heiße Duelle zwischen den beiden Teams erleben. Ein Fahrer wie Andreas Klöden muss da wohl ganz auf seine individuelle Klasse vertrauen.

Tony Martin hat im Kategorie 1-Berg dann ziemlich eindrucksvoll gezeigt, dass er hier mit einigen Ambitionen angetreten ist. Saxo Bank, Milram und wir – teilweise mit vier Mann, darunter ich – sind ihm mit Vollgas hinterher gefahren, aber es hat dann doch eine ganze Weile gedauert, bis wir ihn wieder schnappen konnten.

Gewundert habe ich mich darüber, dass etwa 120 Mann geschlossen ins Ziel gekommen sind und die Etappe im Massensprint entschieden wurde. Bei dem Streckenverlauf hätte ich eine deutlich kleinere Gruppe vorne erwartet. Aber da haben sich viele Fahrer wohl gerade noch so festbeißen können und je näher wir dem Ziel gekommen sind, umso mehr haben sich wohl Chancen ausgerechnet.

Für mich war das heute ein bisschen zweispältig: Einerseits hätte ich mich nicht darum geprügelt, Tony Martin wieder zurückzuholen, mit dem ich gut befreundet bin. Andererseits hatten wir eben die Teamorder, genau das zu tun. Und letztendlich zählt das eben für einen Profi mehr. Im Finale konnte ich meinen Kapitän Oscar Freire bis ca. zwei Kilometer vor dem Ziel aus dem Wind halten, um schließlich vom Sprecher darüber informiert zu werden, wer gewonnen hatte. Leider war das nicht Oscar.

Eine kleine Kritik dann noch zum Schluss: Den ganzen Tag sind wir bei bestem Wetter auf wunderbar breiten Straßen gefahren – um dann auf dem letzten Kilometer in Davos über eine schmale Dorfstraße geführt zu werden. Das mag für die Zuschauer spektakulär sein, aber wenn nicht mehr als vier Fahrer nebeneinander sprinten können, wird es gefährlich – ein Sturz und 30,40 Mann liegen am Boden. Deshalb wäre es besser gewesen, entweder die Sperrgitter weiter auseinander zu stellen und so die Straße zu verbreitern oder aber die Zielankunft um ein paar Meter zu verlegen.

Bis morgen

Paul

Nach einer rund dreiwöchigen Rennpause kehrt Paul Martens (Rabobank) bei der Tour de Suisse wieder in den Rennbetrieb zurück. In einem Tagebuch auf Radsport News berichtet der 25-jährige gebürtige Rostocker von seinen Erlebnissen auf und jenseits der Strecke.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.06.2009Wenn man nicht die nötige Form hat...

(rsn) - Das Zeitfahren heute wurde auf einem schönen Kurs ausgetragen. Da macht es bestimmt richtig Spaß zu fahren, wenn die Form stimmt. Bei mir lief es heute allerdings nicht wirklich gut. Der Neg

20.06.2009Klassikerfeeling auf der Windkante

(rsn) - Die Schweiz ist ein wunderschönes Land, leider hinterlässt der Asphalt aber auch hier hässliche Spuren. Nach meinem gestrigen Sturz waren die Gelenke noch etwas steif, doch die Motivation Ã

18.06.2009Nach der Attacke musste ich den "Parkschein" lösen

(rsn) - Auch bei hochsommerlichen Temperaturen waren die Waffen der meisten Fahrer am Start geladen. Die Chance, heute in einer Fluchtgruppe um den Etappensieg zu fahren, war äußerst realistisch. Di

17.06.2009Tiefe Kerben ins Selbstbewusstsein

(rsn) – Die heutige 5.Etappe wurde als Königsetappe bezeichnet. Die Strapazen des gestrigen Tages haben aber vielen Fahrern auf den ersten Kilometern die Angriffslust genommen. Der Grund war offens

16.06.2009Viele Schmerzen für nichts

(rsn) – Das hat heute richtig weh getan – und zwar in doppelter Hinsicht. Zunächst hat unser Team die große Gruppe im Anstieg zum Gotthard-Pass fahren lassen, weil wir darauf spekulierten, dass

15.06.2009Als hätte jemand eine Eisbahn angelegt...

(rsn) – Die Etappe heute war nicht sonderlich schwer, auch der Lukmanierpass wirkte im Profil schwerer, als er in der Realität war. Den größten Anspruch an die Fahrer stellten heute die vielen Ba

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Sixdays-Legende kehrt zurück: Levy startet in Berlin

(rsn) – Rund drei Jahre nach seinem Abschied vom Berliner Sechstagerennen kehrt Maximilian Levy nochmals auf die Bahn zurück. Der gebürtige Berliner wird bei der nunmehr unter dem Namen Sixdays We

28.11.2025Intermarché-Lotto-Fusion: Trotz Verzögerungen auf gutem Weg

(rsn) – Am 15. Dezember wird der Radsportweltverband UCI die Namen derjenigen Teams veröffentlichen, die für die den nächsten Dreijahreszyklus (2026 – 2028) mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)