RSNplusVisma mit einem schlechten Tag in den Pyrenäen

Ausgerechnet in Hautacam: Nächster Dämpfer für Vingegaard

Von Tom Mustroph aus Hautacam

Foto zu dem Text "Ausgerechnet in Hautacam: Nächster Dämpfer für Vingegaard "
Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) im Ziel der 12. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

17.07.2025  |  (rsn) – Das Team Visma - Lease a Bike wollte angreifen auf dieser 12. Etappe der Tour de France. Die gelbschwarzen “Killerbienen“, wie sie im Branchenjargon genannt werden, starteten entsprechend aggressiv. Schon vor dem ersten Berg spannten sie sich vor das Peloton und erwischten dabei immerhin Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) an einen rabenschwarzen Tag. Der Belgier musste früh abreißen lassen.

Da grinste Victor Campenaerts noch fröhlich in die Kameras, als er sich nach getaner Arbeit zurückfallen ließ. Später dann, als Simon Yates vorne Tempo machte, konnte jedoch der eigene Teamkamerad Matteo Jorgenson, Vismas nominelle Nummer 2, nicht mehr folgen. Kollege Sepp Kuss schaute sich besorgt um, ließ sich auch etwas zurückfallen. Jorgenson quälte sich noch einmal heran. Es war aber nur ein kurzer Moment der Hoffnung. "Keine Entschuldigung. Es war ein sehr schlechter Tag heute", sagte der US-Amerikaner nach dem Rennen dem Portal Wielerflits.

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Ein schlechter Tag von Beginn an. “Ich wusste es schon sehr früh“, sagte Jorgenson. “Ich habe alles gegeben, um oben am ersten Anstieg nach vorne zu kommen. Das stellte sich als Fehler heraus. Aber das weiß man nur, wenn man es versucht. Am letzten Anstieg war ich einfach völlig erschöpft. Ich entschied, dass es besser ist, die Gesamtwertung loszulassen“, so der 26-Jährige, der am Ende vom fünften auf den zehnten Gesamtrang zurückfiel.

Co-Kapitän Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) erlebte einen schwarzen ersten Tag in den Pyrenäen. | Foto: Cor Vos

Es kam dann aber noch dicker. Denn Vingegaard gingen vorn die Helfer aus. Und statt sich verteidigen zu müssen, wie Pogacar es an dem Berg, an dem er 2022 die Tour endgültig verloren hatte, ausgemalt hatte, war da plötzlich ein Vakuum. In das schickte der Slowene seine Helfer. 

Erst erwies sich Klassikerspezialist Tim Wellens als formidabler Bergfahrer. "Sein Belgier" habe diesmal die Rolle übernommen, die vor drei Jahren der Belgier der anderen, nämlich Wout Van Aert, innehatte, witzelte Pogacar später im Ziel. Und als dann der für seinen spritzigen Antritt bekannte Ecuadorianer Jhonatan Narvaez übernahm, nutzte Pogacar dessen Beschleunigung für eine Art Raketenstart am Fuß des 13,5 Kilometer langen Schlussanstiegs. Vingegaard sah nur noch den Rauch aus den Düsen, und Tritt für Tritt entschwand Pogacar in Richtung Hautacam.

Niermann: “Es war natürlich kein guter Tag für uns

2:10 Minuten verlor der Däne bis zur Bergankunft auf 1.520 Metern Höhe. Das addiert sich im Gesamtklassement mit dem Rückstand vor dieser Etappe zu 3:31 Minuten. “Es war natürlich kein guter Tag für uns, wir haben uns mehr erhofft“, konstatierte dann auch Vismas Head of Performance Grischa Niermann in der ARD. Der Hannoveraner hatte spürbar Mitleid mit seinem Fahrer. “Jonas hat am letzten Anstieg ganz schön gelitten und natürlich viel Zeit verloren“, meinte er. Und betonte noch einmal: “Das haben wir uns anders vorgestellt, aber so ist das eben, der beste Fahrer hat gewonnen und hat jetzt das Gelbe Trikot und einen ordentlichen Vorsprung.“

Die Tour haben Vingegaard und Visma – Lease a Bike damit noch nicht verloren. Aber einen zweiten heftigen Dämpfer erlitt der Däne nach dem Zeitfahren dann doch. Den Rückstand beim Kampf gegen die Uhr konnte man noch mit dem flachen Parcours begründen. Die Niederlage jetzt fing sich Vingegaard aber auf seinem Lieblingsterrain ein, einem langen und harten Anstieg. Tröstend war für Niermann nur diese Erkenntnis: “Wie wir heute auch gefahren wären, das Ergebnis wäre immer dasselbe gewesen.“

Visma-Sportdirektor Grischa Niermann und sein Team hatten sich die erste Pyrenäenetappe ganz anders vorgestellt. | Foto: Cor Vos

Denn sein Team hatte fast durchweg einen schlechten Tag. Abgesehen von Campenaerts, der anfangs seine Tempoarbeit konsequent verrichtete, und von Tiesj Benoot, der brav die Fluchtgruppe besetzte und dann ebenfalls in der Favoritengruppe ein wenig in den Wind ging, konnte niemand Normalform abrufen. Simon Yates nicht, der nicht lange genug Tempo machen konnte, Sepp Kuss nicht, der nur kurz vorn war, schon gar nicht Jorgenson. Und auch Vingegaard konnte sicher nicht das zeigen, was er eigentlich draufhat.

Mehr als Durchhalteparolen vermochte deshalb auch Niermann nicht in der ARD zu verbreiten. “Wir haben einen großen Rückstand jetzt und wollen natürlich weiter kämpfen, aber der große Favorit ist im Gelben Trikot und hat mehr als drei Minuten Vorsprung“, meinte er.

Vor dem Bergzeitfahren wächst der Druck auf Vingegaard

Der Druck auf Vingegaard vor dem Bergzeitfahren am Freitag ist also enorm. Der Bursche, der einst in der Fischfabrik arbeitete, muss sich über Nacht in einen Hai verwandeln. Taktische Spielchen mit der zweiten Karte Jorgenson kann sich das Team bei dieser Tour auch abschminken. Es läuft auf einen Kampf Mann gegen Mann hinaus. Und da liegen die Vorteile auf Seiten des Führenden. Der Spannung ist das abträglich. Aber vielleicht wird Vingegaard auf dem einstigen James-Bond-Flughafen in den Pyrenäen ja doch zum Hai.

Mit letzter Kraft und nur knapp vor Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) erreichte Visma-Kapitän Jonas Vingegaard das Ziel der 12. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

Rücksichten muss er jedenfalls nicht mehr nehmen, sondern kann zum Alles oder Nichts ansetzen. “Jonas ist hier, um die Tour zu gewinnen. Ob er am Ende Zweiter, Dritter oder Vierter wird, damit beschäftigt er sich im Moment nicht“, meinte Niermann. Vielleicht setzt genau das neue Kräfte frei. Die Gründe für das kollektive Scheitern von Visma – Lease a Bike an diesem Tag würde man dennoch gern detaillierter wissen.

Auch in den anderen Teams war die Verwunderung schließlich groß. “Wir hätten uns einen stärkeren Jorgenson gewünscht, und ein Visma – Lease a Bike, das schon am ersten Berg einen größeren Rückstand auf Evenepoel herausgefahren hätte“, meinte Rolf Aldag, Head of Performance bei Red Bull – Bora – hansgrohe, nach der Etappe zu RSN.

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