RSNplusZwischenbilanzen der deutschen Tour-Starter

Politt: “Es war gut, das Gelbe Trikot nochmal abzugeben“

Von Matthias Seng

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Nils Politt (UAE - Emirates - XRG, hier beim Critérium du Dauphiné) steht auch bei der Tour de France ganz im Dienst seines Kapitäns Tadej Pogacar (in Gelb). | Foto: Cor Vos

15.07.2025  |  (rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour de France 2025 fällt die Bilanz der zehn deutschen Starter durchwachsen aus. Genau genommen sind es sogar nur noch neun, denn nach seinem schweren Sturz auf der 9. Etappe konnte der Deutsche Meister Georg Zimmermann, dessen Intermarché-Team bisher vom Pech verfolgt war, zum zehnten Teilstück nicht mehr antreten.

Noch dabei ist sein Mannschaftskollege Jonas Rutsch, der nur einen Tag vor Zimmermann auf dem Asphalt gelandet war und sich in der zweiten Tourhälfte in die Dienste von Biniam Girmay stellen wird. Der Eritreer, der 2024 drei Etappen und das Grüne Trikot gewann, ist offensichtlich nicht in der Form des vergangenen Jahres und konnte seinem zweiten Platz zum Auftakt in Lille kein weiteres Top-3-Ergebnis mehr folgen lassen.

Ein solches gelang Bahrain-Sprinter Phil Bauhaus am vierten Tag in Dünkirchen. Der dortige dritte Platz des Kölners ist zugleich das bisher beste Ergebnis eines deutschen Profis; Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) kam dem mit einem vierten Platz in Kaval am Ende der 8. Etappe noch am nächsten. Tour-Debütant Marius Mayrhofer (Tudor), der dritte sprintstarke deutsche Profi in Frankreich, machte mit einem neunten Platz in Lille früh auf sich aufmerksam.

___STEADY_PAYWALL___ Ebenfalls seine erste Frankreich-Rundfahrt bestreitet Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe), der als Edelhelfer so lange wie möglich an der Seite von Primoz Roglic bleiben soll. So jedenfalls lautet die Vorgabe des Teams und die erfüllt der 24-Jährige bisher ausgesprochen gut. Nach knapp der Hälfte der Tour ist Lipowitz, zuletzt Gesamtdritter beim Critérium du Dauphiné (2.UWT), auf Platz acht nicht nur bester deutscher Fahrer, sondern liegt sogar eine Position vor seinem nominellen Kapitän.

Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe, li.) ist auf Gesamtrang acht am ersten Ruhetag der Tour bester deutscher Profi. | Foto: Cor Vos

“Ich war nach der Dauphiné vielleicht nicht körperlich, aber mental ein bisschen am Limit. Dann ist es schwer, wenn der Körper ein bisschen abschaltet, wieder in das Training zu finden, wieder in den Wettkampfmodus zu kommen. Ich habe einfach die ersten zwei, drei Tage hier gebraucht, bis der Körper wieder ein bisschen anspringt und bereit für die Rennen ist. Aber jetzt hat sich gezeigt, dass die Form gut ist. Ich bin nun mehr als happy, vorne mit dabei zu sein“, zog Lipowitz am ersten Ruhetag ein ausgesprochen positives Zwischenfazit.

Für Buchmann macht das Klassement keinen Sinn mehr

Weit davon entfernt war sein früherer Teamkollege Emanuel Buchmann, der im Trikot seiner neuen Equipe Cofidis die Gesamtwertung ins Auge fassen wollte. Nachdem der Kletterspezialist die ersten neun Tage über meist flaches bis hügeliges Terrain einigermaßen gut überstanden hatte, kassierte er ausgerechnet auf der ersten Bergetappe eine regelrechte Klatsche: Fast elfeinhalb Minuten nach Etappensieger Ben Healy (EF Education – EasyPost) kam Buchmann ins Ziel.

“Ich habe keine Erklärung dafür. Es war einfach nur ein Scheißtag. Am Ruhetag heißt es jetzt gut erholen, mental erholen. Und dann geht’s weiter. Jetzt sieht es ja nicht mehr so aus, als würde es Sinn machen, auf Klassement zu fahren. Also werden wir umplanen müssen und auf Etappen gehen“, sagte der 32-Jährige in Le Mont-Dore.

Sprinter Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) sorgte mit Platz drei auf der 3. Etappe für das bisher beste deutsche Tagesergebnis. | Foto: Cor Vos

Dagegen konnte der Deutsche Zeitfahrmeister Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) nach zehn harten Tour-Tagen zufrieden sein, obwohl ihm kein Spitzenergebnis gelungen war. Das war aber auch nicht unbedingt vorgesehen, schließlich soll Rückkehrer Schachmann bei der Tour Remco Evenepoel, der aufs Schlusspodium will, so gut wie möglich unterstützen.

“Wir haben hart angefangen und dann schwer weitergemacht. Danach hat es noch mehr wehgetan…nee, also es war eine harte Woche bisher. Das Zeitfahren war okay für mich. Und die Sprintetappe, auf der Tim (Merlier) einen Platten hatte, war auch noch recht okay. Aber der Rest war sehr, sehr schwer“, sagte der 31-Jährige im Ziel der 10. Etappe rückblickend gegenüber RSN.

Auch in der zweiten Tourhälfte wird sich an Schachmanns Aufgabenprofil nicht viel ändern. “Ich habe jeden Tag zu tun. Ich bin wie ein Schweizer Taschenmesser - mal nachfahren, mal platzieren im Sprint, mal in die Gruppe gucken oder bei Remco bleiben - es wird nicht langweilig“, sagte er.

Der Deutsche Zeitfahrmeister Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step, li.) arbeitet vom ersten Tag an für seinen Kapitän Remco Evenepoel, Mi.) | Foto: Cor Vos

Zu den Aussichten seines Kapitäns, der bisher als Gesamtdritter geführt wird, äußerte sich Schachmann im übrigens zuversichtlich. “Was Remco bisher gezeigt hat, ist, dass die Form aufwärts geht. Er ist angriffslustig. Wenn es schlecht geht, greift man nicht an. Das ist also ein gutes Zeichen“, sagte der gebürtige Berliner, der dem Doppel-Olympiasieger zutraut, auch in den noch anstehenden schweren Anstiegen in den Pyrenäen und Alpen mit den beiden Favoriten Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) mithalten zu können. “Ich glaube, es ist eine spitze These, dass ihm lange Anstiege nicht liegen. Er war letztes Jahr Dritter der Tour. Das halte ich für spitz formuliert“, so Schachmann.

Auch Politt hilft einem Superstar

Mindestens genauso viel Arbeit wird auf seinen Vorgänger im Trikot des Deutschen Zeitfahrmeisters zukommen. Nils Politt war im UAE-Team bereits auf den ersten zehn Etappen ständig gefordert und das wird auch auf den folgenden elf noch so sein – zumal mit Joao Almeida ein wichtiger Berghelfer nicht mehr dabei ist.

Da zudem der erkrankte Pavel Sivakov auf der 10. Etappe schon früh den Anschluss verloren hatte, musste der Rest des UAE-Teams umso mehr arbeiten. “Für uns war es kein einfacher Tag. Deswegen haben wir gesagt, kann die Gruppe ruhig durchkommen. Ben Healy ist für uns keine Gefahr fürs Gesamtklassement, wenn es nächste Woche in die Pyrenäen geht. Von daher war es gut, vor dem Ruhetag das Gelbe Trikot noch mal abzugeben“, sagte der 31-Jährige im Ziel zu Eurosport und teilte auch schon den Plan für den Ruhetag mit: “Erholen, erholen, erholen, gut essen und noch eine Massage.“

Nicht viel anders dürfte die Devise für den letzten der ursprünglich zehn weiteren deutschen Tour-Starter lauten: Niklas Märkl (Picnic – PostNL), in Lille 13. des Grand Départ, wird sich auch in der zweiten Hälfte des Rennens in den Dienst der Mannschaft stellen und dafür am Ruhetag Kräfte sammeln wollen.

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