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28.08.2024 | (rsn) – Wenn am 8. September die Vuelta a Espana endet, steht die Europameisterschaft in Belgien unmittelbar bevor. Und für den belgischen Radsportverband sorgte die Selektion der passenden Fahrer in den letzten Wochen bereits für viel Kopfzerbrechen. Am Dienstag nun gab Bondscoach Sven Vanthourenhout sein Aufgebot bekannt – und das ist vollgepackt mit Sprintern: Jasper Philipsen, Tim Merlier, Wout van Aert und Jordi Meeus werden am 15. September in Heusden-Zolder am Start des Straßenrennens stehen, das nach 222,8 Kilometern mit nur 1.273 Höhenmetern in Hasselt endet.
"Es ist eigentlich nicht meine Vision, mit mehreren Sprintern um eine Meisterschaft zu kämpfen, aber ich hatte einfach keine andere Wahl", erklärte Vanthourenhout nun zu seinem achtköpfigen Line-Up, das neben den vier Kapitänen noch aus Laurenz Rex, Tim Declercq, Jonas Rickaert und Bert Van Lerberghe besteht.
"Es war die schwierigste Auswahl, die ich je treffen musste", so der Belgier, der seit vier Jahren Nationaltrainer ist, weiter. "Ich bin jemand, der meist schnelle Entscheidungen trifft und ich teile den Fahrern meine Pläne gern schnell mit, damit sie sich bestmöglich vorbereiten können. Aber dieses Mal war es anders, weil wir für einen Kurs wie den in Limburg viel Qualität haben."
Die Endschnellsten in der belgischen Selektion sind sicherlich Philipsen und Merlier. Vanthourenhout erklärte, dass er ursprünglich auf Philipsen setzen musste, Merlier sich mit seinen Ergebnissen der letzten Monate aber sehr aufgedrängt habe: "Ich war immer ehrlich zu ihm und Tim wusste, dass es nicht leicht würde für ihn, den Platz zu bekommen. Aber mit diesen Erfolgen musste ich ihn einfach mitnehmen. Ich hatte keine Argumente mehr, ihn zu Hause zu lassen."
Noch nach der Tour de France habe er in einem Gespräch mit Philipsen auf dessen Nachfrage nach Merlier gesagt, dass sein Plan sei, nur einen Sprinter mitzunehmen. "Später musste ich ihm aber erklären, dass ich das ändern muss. Gleichzeitig habe ich ihm aber auch die Rollenverteilung schon erklärt. Es lag an mir, da klar zu sein und ihm nicht einfach hinzuwerfen: 'Jasper, Tim kommt jetzt auch mit, wir sehen uns dort!' Und Jasper stimmte mir zu."
Interessant an der Selektion ist, dass mit Rickaert (Alpecin – Deceuninck) und Van Lerberghe (Soudal – Quick-Step) sowohl Philipsen als auch Merlier je einen Mann aus ihrem normalen Sprintzug bei sich haben werden. Vanthourenhout betonte aber, dass das nicht bedeute, dass er zwei Sprintpaare dabei habe, sondern dass sie alle zusammen ein Team sein sollen.
Wenn es in Hasselt am 15. September aber um den EM-Titel geht, wird es sehr interessant, wie die Ex-Teamkollegen Merlier und Philipsen, aber auch Red Bull – Bora – hansgrohes Jordi Meeus und Visma – Lease a Bikes Wout van Aert die Rollenverteilung im Rennen auch praktisch umsetzen – zumal es beispielsweise zwischen Philipsen und van Aert zuletzt auch bei der Tour de France bereits zu Meinungsverschiedenheiten über Fairness im Sprint-Finale gekommen war.
Kompetenzgerangel im belgischen Nationalteam gab es schon häufiger und mit dieser Selektion scheint es fast schon vorprogrammiert für die Heim-EM. Das ist Vanthourenhout bewusst, doch der Nationalcoach sieht das als "Herausforderung", nicht als Problem. "Geplant ist, dass wir uns auf jeden Fall nochmal zusammensetzen", meinte er.
Von van Aert erwartet Vanthourenhout, dass er sich bei der EM im Falle einer Sprintankunft unterordnet. "Wout kann auf viele verschiedene Arten Rennen fahren und er weiß auch, dass jemand wie Tim oder Jasper schnellere Beine hat oder ihre Erfolgschancen im Massensprint gegen Jonathan Milan oder Olav Kooij größer sind. Er geht damit immer professionell und reif um", sagte er und betonte aber auch, dass man ohnehin nicht nur auf eine Sprintankunft schaue:
"Ich glaube nicht, dass es ideal ist, wenn wir für einen Sprint sorgen. Das ist ein achtköpfiges Team mit Fahrern, die Rennen fahren wollen und es gewohnt sind, Klassiker zu bestimmen." Und um das Rennen schwer zu machen, dürfte van Aert in bester Verfassung zur Heim-EM kommen. Das zeigt er derzeit bei der Vuelta, wo er am Dienstag nach seinem dritten Etappensieg auch betonte: "Ich fahre zur EM um das Rennen zu gewinnen."
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