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01.05.2024 | (rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und krönte sich dabei als besonderen Coup zum Bergkönig des deutschen Frühjahrsklassikers. Doch die ganz große Freude wurde ihm von den Kommissären genommen, die am Ende noch für Chaos sorgten.
“Das war ziemlich bescheiden. Das hat mir diesen Moment kaputt gemacht“, ließ Degenkolb im Ziel seinem Ärger freien Lauf. “Ich bin ein emotionaler Mensch und diese Situation hat mich sehr wütend gemacht. Es war ein toller Tag für mich persönlich, für den Radsport, für Eschborn und für Frankfurt. Es war ein Wahnsinns-Event, das durch so einen Mist getrübt wird“, schimpfte der 35-Jährige.
___STEADY_PAYWALL___Das war passiert: Degenkolb stand nach dem Überqueren der Ziellinie schon im Live-Interview mit dem übertragenden Sender hr und wurde beglückwünscht, als ein Kommissär hinzutrat und ihn aufforderte, weiterzufahren. Er müsse das Rennen ordnungsgemäß beenden, wenn er die Bergwertung gewinnen wolle.
John Degenkolb (dsm-firmenich – PostNL) führte beim 61. Eschborn – Frankfurt die dreiköpfige Gruppe des Tages an und spulte dabei 150 Kilometer als Ausreißer herunter. | Foto: Cor Vos
Degenkolb fiel aus allen Wolken. Er hatte tatsächlich die letzte Runde in Frankfurt nicht absolviert. “Meine Gruppe war auf dem Rundkurs in Frankfurt ja schon abgehängt. Es ist ja klar, dass man uns anhält, damit vor uns platzierte Fahrer passieren können. Mir wurde dann die klare Information durchgegeben, dass wir die letzte Runde nicht mehr fahren müssen“, schilderte er die Situation.
Um ganz sicher zu gehen, hatte er sogar nachgefragt. “Das habe ich mir noch von einem Kommissär auf dem Motorrad bestätigen lassen: Ich solle nur bis zur Linie fahren. Ich wusste, dass ich mit meinen drei Wertungssiegen gute Chancen auf das Bergtrikot habe. Im Ziel habe ich dann die Information von einem anderen Kommissär bekommen, dass ich das Rennen beenden müssen, um die Bergwertung zu gewinnen.“
Unter normalen Bedingungen wäre er auch weitergefahren. “Noch eine Runde zu fahren, wäre ja kein Problem für mich gewesen. Ich wäre auch dann noch im Zeitlimit gewesen. Aber das geht eben nicht, wenn ich stattdessen schon Interviews gebe. Ich war schon im Live-Interview und plötzlich sagte man mir: ‘Du musst noch eine Runde fahren‘. Was für eine Shit-Show.“
Empört begab er sich in den Jury-Wagen am Ziel, wo er die erlösende Nachricht erhielt, dass nun doch alles in Ordnung sei. “Jetzt ist alles geklärt und die Freude ist da. Aber das war einer dieser Momente (als er wusste, dass er wirklich der Bergkönig seines Heimrennens ist, d. Red.), die man nicht bezahlen oder planen kann. Und so ein Moment wurde mir heute genommen. Daher ein großes Negativ-Kompliment an die Verantwortlichen.“
Nach einigem Ärger im Ziel, wo ihn ein Kommissär aufforderte, noch eine Runde zu absolvieren, konnte sich Degenkolb dann doch als Bergkönig von Eschborn – Frankfurt feiern lassen. | Foto: Cor Vos
Seinen Coup hatte der Klassikerspezialist von Anfang an geplant. “Ich habe in den vergangenen Tagen schon gemerkt, dass die Form aktuell nicht so gut ist. Also habe ich mir vorgenommen, das einfach mal zu probieren. Das war am Ende auch die beste Entscheidung für mich heute. Ich habe das Maximum herausgeholt. Es wäre schön gewesen, wenn wir nicht nur zu dritt vorne (in der Ausreißergruppe, d. Red.) gewesen wären – sechs oder acht Mann wären perfekt gewesen für die Arbeitsteilung. So war es ein hartes Stück Arbeit, aber trotzdem ein geiler Tag“, sagte Degenkolb und zeigte sich über die Fans an der Strecke begeistert: “Die Stimmung bei der ersten Überfahrt am Mammolshainer Stich war unfassbar. So eine Lautstärke habe ich in elf Jahren hier noch nicht erlebt“, sagte Degenkolb nach der Siegerehrung, wo er als Preis einen grünen Wanderrucksack überreicht bekam.
Nur kurz, nachdem er vom Feld gestellt worden war, hatte er Zweifel, ob er alles richtig gemacht hatte. “Irgendwann war der Stecker gezogen und der Akku leer. Beim zweiten Mal über den Feldberg war mir nicht klar, ob ich es ins Ziel schaffe. Daher war ich froh, dass sich eine ganz gute Gruppe gebildet hat mit mehr als zehn Fahrern. Da konnte man sich abwechseln und das hat mir geholfen ins Ziel zu kommen.“
Mit 19:09 Minuten Rückstand wurde Degenkolb übrigens als Erster des Gruppettos auf Platz 76 gewertet. Irgendwie war er also auch ohne letzte Runde zu Ende gefahren!
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