RSNplusVorschau Zeitfahr-DM der Männer

Auf Titelverteidiger Kämna wartet starke Konkurrenz

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Auf Titelverteidiger Kämna wartet starke Konkurrenz"
Kann Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) sein Meistertrikot verteidigen? | Foto: Cor Vos

23.06.2023  |  (rsn) – Die Deutschen Zeitfahrmeisterschaften der Männer beinhalten gleich drei Wettbewerbe. Auf dem 32,2 Kilometer langen Zeitfahrkurs zwischen Donaueschingen und Bad Dürrheim kämpfen die Elite und die U23 jeweils um die Medaillen. Im Rahmen des vierten Laufs der Rad-Bundesliga fließen die Ergebnisse der Elite- und der U23-Fahrer dagegen in eine Wertung ein.

Die Strecke hat es durchaus in sich, neben 250 Höhenmetern gilt es auch einige technisch anspruchsvolle Abschnitte zu meistern. Es gibt aber auch Passagen, auf denen die Starter mit großen Übersetzungen Tempo bolzen können. Letztlich kommt es darauf an, sich die Kräfte unterwegs gut einzuteilen und die richtige Balance zu finden zwischen Höchstgeschwindigkeit und kürzeren Regenerationsphasen.

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Erste Anwärter auf die Goldmedaille in der Elite sind Titelverteidiger Lennard Kämna und der Vorjahresdritte Nils Politt (beide Bora - hansgrohe). Kämna gönnte sich nach Platz neun beim Giro d`Italia eine kleine Auszeit, aus der er nun zurückkehrt. Politt dagegen war im Juni bereits beim Critérium du Dauphiné im Einsatz und absolvierte danach ein Höhentrainingslager.

Das Podium des DM-Zeitfahren 2022, v.l.: und Jannik Steimle (Soudal – Quick-Step), Lennard Kämna, Nils Politt (beide Bora – hansgrohe) | Foto: Cor Vos

Der 26-jährige Kämna wollte sich nach seiner Rennpause und dem Wiederaufbau noch nicht in die Karten schauen lassen. "Ob es für die Titelverteidigung reicht, wird man sehen", sagte er gegenüber radsport-news.com. Politt dagegen erklärte radsport-news.com, dass er zuletzt viele Einheiten auf dem Zeitfahrrad absolviert habe, allerdings wisse er nicht, wie sich das Höhentrainingslager auf seine Leistung auswirke. Den Kurs jedenfalls bezeichnete Politt "einer Meisterschaft würdig".

Ihre schärfsten Rivalen sind aller Voraussicht nach der Vorjahreszweite Jannik Steimle (Soudal - Quick-Step) und Max Walscheid (Cofidis), der 2021 Dritter wurde. Der 27-jährige Steimle kündigte gegenüber radsport-news.com bereits selbstbewusst an: "Es gibt nur eines, den Titel. Alles andere wäre nur ein Trostpreis." Der Soudal-Profi sprach von "einer super Strecke", wogegen sich Walscheid gegenüber radsport-news.com etwas zurückhaltender äußerte: "Hätte man mich gefragt, hätte ich mir den einen oder anderen Höhenmeter weniger gewünscht."

Auch Heidemann, Wolf, Osborne, Brenner, Sütterlin mit Chancen

Nicht dabei sein werden der Vorjahressiebte Nikias Arndt (Bahrain Victorious) und der -neunte Michel Hessmann (Jumbo - Visma). Zum erweiterten Favoritenkreis zählen Miguel Heidemann (Leopard TOGT), Justin Wolf (Sportforum p/b My Fitness Apotheke), Jason Osborne (Alpecin - Deceuninck), Jasha Sütterlin (Bahrain Victorious) sowie Marco Brenner (DSM).

Für den Vorjahreszweiten Jannik Steimle (Soudal – Quick-Step) zählt diesmal nur der Sieg. | Foto: Cor

"Der Kurs ist ziemlich anspruchsvoll, das Schwierige ist, dass die Abfahrten nicht wirklich steil sind und man so immer treten muss. Das wird den guten Rollern entgegenkommen. Ich habe nach der Dauphiné fünf Tage Pause gemacht und starte bei der DM aus dem Training raus und fange erst danach an, wieder richtig aufzubauen", dämpfte Brenner, der mit seinen 60 Kilogramm zu den Leichtgewichten zählt, gegenüber radsport-news.com die Erwartungen etwas. "Wenn ich den achten Platz aus dem Vorjahr toppen könnte, wäre ich schon sehr zufrieden", fügte der 20-Jährige an.

Heidemann will bei einem seiner Saisonhighlights "besser als im letzten Jahr" sein, wie er radsport-news.com sagte. Im Sauerland belegte er Platz zehn. Wolf, vor zwei Jahren DM-Fünfter, betonte gegenüber radsport-news.com, dass er sich "seit November auf diesen Tag vorbereitet" habe. Der Amateurfahrer will "den einen oder anderen Profi hinter mir lassen.“ Allerdings wird das kein leichtes Unterfangen. "Die großen Teams rüsten extrem auf. Das Zeitfahren ist die Formel 1 des Radsports", so Wolf, der "die Stimmung genießen" und das "bestmögliche abrufen" möchte. Mit der Strecke zeigte er sich zufrieden. "Sehr kurzweilig, sie kommt mir viel mehr entgegen als der Kurs im letzten Jahr."

Für den 28-jährigen Osborne wird es darum gehen, aus dem Fehler des Vorjahrs zu lernen, als er am ersten Anstieg überzog und das Tempo nicht bis ins Ziel durchhalten konnte. “Ich möchte einfach ein gutes Zeitfahren fahren, ohne auf das Ergebnis zu schielen. Das Setup fühlt sich jetzt ganz gut an. Das Wichtigste wird sein, meinen Pacing-Plan einzuhalten und nicht zu überpacen. Man darf sich durch den unruhigen Kurs mit ständigem Wechsel von hoch und runter nicht aus der Ruhe bringen zu lassen“, sagte der Vorjahreselfte zu radsport-news.com.

Marco Brenner (DSM) will seinen achten Platz aus dem Vorjahr verbessern – auch wenn der Parcours dem Augsburger nicht unbedingt auf den Leib geschneidert ist. | Foto: Cor Vos

Für Jasha Sütterlin (Bahrain Victorious) geht es nach dem tragischen Tod seines Mannschaftskollegen Gino Mäder darum, wieder den Kopf für Radrennen frei zu bekommen. Wie Kämna ist der Freiburger seit dem Giro d’Italia keine Rennen mehr gefahren. Zudem habe er lange gebraucht, um sich von den Strapazen des Giros zu erholen. "Deswegen gehe ich ohne Druck ins Rennen und hoffe einfach, dass das Training der letzten zwei Wochen angeschlagen hat und ich einen guten Tag habe", so der DM-Dritte von 2019 zu radsport-news.com.

EF-Duo Rutsch und Steinhauser wieder in den Top Fünf?

Während Zeitfahrspezialisten wie Walscheid, Heidemann und Wolf im letzten Jahr mit dem schweren Kurs im Sauerland zu kämpfen hatten, profitierten damals Jonas Rutsch und Georg Steinhauser (beide EF Education - Easy Post) davon und belegten die Plätze vier und fünf. Man darf gespannt sein, wie sich das EF-Duo diesmal auf der etwas leichteren Strecke schlagen wird.

Nach Platz vier aus dem Vorjahr ist diesmal das Podium das Ziel: Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost). | Foto: Cor

Während der Vorjahresfünfte Steinhauser gegenüber radsport-news.com zugab, dass der letztjährige Kurs für ihn besser gewesen und er mit einer erneuten Top-5-Platzierung mehr als nur zufrieden sei, hofft sein Teamkollege Rutsch, sein Resultat von 2022 verbessern zu können. "Der Kurs sollte mir gut liegen, generell ist es ein sehr schöner Kurs. Ich würde mich über eine Verbesserung meines letztjährigen Ergebnisses sehr freuen", sagte der Wiesbadener zu radsport-news.com. Allerdings hatte Rutsch die letzten Tage mit den Folgen eines Sturzes bei der Tour de Suisse zu kämpfen. "Ich muss schauen, was letztlich für mich persönlich drin ist", sagte der 25-Jährige.

Wilksch und Buck-Gramcko die Favoriten in der U23

In der U23-Klasse sind Hannes Wilksch (Tudor U23), zuletzt Gesamtdritter beim Giro Next Gen (2.2u), sowie Tobias Buck-Gramcko (rad-net Oßwald) die ersten Anwärter auf die Nachfolge des fehlenden Vorjahressiegers Maurice Ballerstedt (Alpecin - Deceuninck).

Der 21-jährige Wilksch belegte bei den Meisterschaften 2022 im Sauerland Rang drei, Buck-Gramcko gewann damals Silber. Um den letzten freien Platz auf dem Podium werden sich diesmal wohl Moritz Kretschy (rad-net Oßwald), Julian Borresch (Saris Rouvy Sauerland) und Emil Herzog (Hagens Berman Axeon) streiten.

Rad-Bundesliga: Wolf attackiert Noldes Führungstrikot

Aus der Gruppe der für die Rad-Bundesliga gemeldeten Starter dürfte Justin Wolf (Sportforum p/b my Fitness Apotheke) der stärkste Fahrer sein. Der 30-Jährige liegt zudem in der Gesamtwertung noch aussichtsreich auf Rang vier, nur 121 Zähler hinter Spitzenreiter Tobias Nolde (P&S Benotti), der ein gutes Zeitfahren wird abliefern müssen, um Wolf weiter auf Distanz zu halten.

Holt sich Hannes Wilksch (Tudor), zuletzt Dritter des Giro Next Gen, den Titel in der U23? | Foto: Cor Vos

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