--> -->
09.09.2022 | (rsn) - Vor der 18. Etappe war Jay Vine (Alpecin – Deceunuinck) noch optimistisch. “Ich fühle mich gut. Ich bin stolz, dieses Trikot zu tragen. Und jetzt will ich es auch nach Madrid tragen“, sagte der Australier radsport-news.com, bevor er an den Start rollte. Und um die Ernsthaftigkeit seines Anliegens zu unterstreichen, fügte er noch hinzu: “Es wäre für mich das erste Wertungstrikot einer Grand Tour, und auch für das Team. Für uns alle wäre das ein tolles Ergebnis“, sagte Vine und meinte die finale Podiumszeremonie in Madrid.
___STEADY_PAYWALL___Die schien tatsächlich so gut wie gesichert. 29 Punkte betrug sein Vorsprung in der Bergwertung, er hatte fast doppelt so viele wie der zweitplatzierte Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) auf seinem Konto. Dann aber erfolgte der Crash. TV-Bilder zeigte, wie Vine nur wenige Kilometer nach dem Start erst am Boden lag, sein Rad neben ihm. Dann saß der 26-Jährige aufrecht. An ihm vorbei eilte noch der ebenfalls gestürzte Träger des Grünen Trikots, Mads Pedersen (Trek – Segafredo). Der Däne konnte weiterfahren, Vine hingegen war von den Ärzten umringt.
Auf der 6. Etappe gelang Vine sein erster Vuelta-Coup, der im Nebel an der Bergankunft am Pico Jano nur undeutlich von der Bildern dokumentiert werden konnte. | Foto: Cor Vos
Schließlich sah man ihn auf einer Trage, wie er in einen Krankenwagen geschoben wurde. Der linke Unterarm steckte in einem dicken Verband. In die rechte Hand stützte er sein Gesicht. Und die Tränen flossen in Strömen. Eine bis dahin ganz unvergleichbare Karriere fand plötzlich eine jähe Unterbrechung.
Über die Zwift Racing Academy zur Grand Tour
Denn Vine war gewissermaßen vom Wohnzimmer, von virtuellen Rennen auf der Plattform Zwift, zur Grand Tour gekommen. Und jetzt war er hier sogar der Bergkönig. Im Pandemiejahr 2020 gewann er die Zwift Racing Academy, setzte sich gegen 130.000 meist hochambitionierte Rollenfahrer durch. Dem Sieger winkte ein Profivertrag beim Zweitdivisionär Alpecin.
Für Vine war es die Erlösung. Denn nach guten Leistungen in der Rennszene auf dem fünften Kontinent, unter anderem war er Gesamtdritter der New Zealand Cycle Classic, einer fünftägigen Rundfahrt in Neuseeland, wollte er eigentlich nach Europa. “Für einen Profikontrakt musst du die richtigen Leute kennen. Und die richtigen Leute sitzen in Europa. Also musste ich dahin“, sagte er radsport-news.com.
Nach seinem zweiten Etappensieg zwei Tage später schnappte sich der Australier auch das Bergtrikot | Foto: Cor Vos
Vine saß schon fast auf gepackten Koffern, hatte sich von seinem Job als Datenanalyst für australische Behörden verabschiedet – und dann machte Corona ihm einen Strich durch die Rechnung. Lockdown bedeutete eingeschränktes Reisen, kaum Rennen, teilweise nicht einmal draußen fahren dürfen. Die Rettung für viele war da der Rollentrainer. Und Gemeinschaft fand man bei virtuellen Rennen.
Der Beste der Verzweifelten und Frustrierten
Vine zeigte sich da als der Beste der Verzweifelten und Frustrierten. Seine Wattzahlen übezeugten die Trainer bei Alpecin. Und Vine war voll des Lobes über seinen neuen Arbeitgeber. “Sie erfüllen nicht nur ihren Vertrag mit Zwift, indem sie mir die Profilizenz gaben. Sie wollen mich als Rennfahrer komplett ausbilden“, sagte er nach der letzten Saison.
Da fuhr er bereits auf der Straße, wurde gleich mal Gesamtzweiter in der – zugegeben mittelprächtig besetzten – Türkei-Rundfahrt. Und auch seine erste Grand Tour, ebenfalls in Spanien, absolvierte er. Da war er als Dritter am Pico Villuercas knapp dran an einem Etappensieg. Nur Romain Bardet und Jesus Herrada waren an diesem Tag aus der Gruppe heraus stärker. Da spätestens wusste man, der Mann ist gut am Berg.
Bis zur 18 Etappe verteidigte Vine seine Führung in der Bergwertung souverän. Dann beendete ein schwerer Sturz alle seine Träume vom Podium in Madrid. | Foto: Cor Vos
Wie gut er ist, zeigte er bei der diesjährigen Vuelta. Die 6. Etappe gewann er nach starker Attacke aus der Favoritengruppe heraus. “Eigentlich wollte ich in die Fluchtgruppe, verpasste die aber. Ich hatte auch noch einen Platten“, erzählte er später. Als das Feld an die Stelle kam, an der er attackieren wollte, nutzte er einen kurzen Moment der Unentschlossenheit der anderen und trat an.
Nach dem Sturz geht es nach Andorra statt nach Madrid
“Das ist unglaublich, dass mir das gelang. Klar, es war der Plan vom Team, dass ich an der Stelle antreten sollte, aber dass es mir gelang, aus der Gruppe der Favoriten heraus anzugreifen, fühlt sich für mich fast unreal an“, kommentierte Vine sein Bravourstück. Mann um Mann der Ausreißergruppe sammelte er ein und hielt als einziger dem von hinten heranbrausenden Remco Evenepoel stand. Der eroberte damals das Rote Trikot.
Zwei Tage später wiederholte Vine sein Kunststück vom Etappensieg, dieses Mal ganz plangemäß aus der Ausreißergruppe heraus. Er sammelte unterwegs aber auch noch Punkte für das Bergtrikot ein. “Die anderen schienen sich nicht so sehr dafür zu interessieren. Es war mein Plan B, das Bergtrikot zu holen, sollte es mit dem Etappensieg nicht klappen“, erzählte er.
Vine holte den kompletten Jackpot, zwei Tagessiege und die Führung in der Bergwertung. Die baute er Tag für Tag aus. Bis dann der schlimme Sturz kam. “15 Stiche, zehn Zentimeter lange Wunde, entschuldigt, dass ich das Bergtrikot nicht nach Hause bringe, frustriert ist ein Understatement“, twitterte er, bevor er sich auf den Weg in seine neue Heimat nach Andorra machte.
(rsn) – In den vergangenen Jahren war Enric Mas (Movistar) bei der Vuelta a Espana jeweils der beste heimische Fahrer. Doch zum Gesamtsieg reichte es für den 27-jährigen Spanier dabei nicht. 2018
14.09.2022Ackermann: In Vuelta-Schlusswoche auf “extrem hohen Level“(rsn) – Mit drei Podiumsplatzierungen, aber ohne den erhofften Etappensieg trat Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) die Heimreise von der Vuelta a Espana an und sprach deshalb gegenüber radsport-
13.09.2022“Leute haben ein Erinnerungsvermögen von 48 Stunden“(rsn) – Dass Remco Evenepoel (Quick-Step - Alpha Vinyl) am Sonntag in Madrid zum ersten belgischen Grand-Tour-Sieger seit 44 Jahren wurde, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Doch der 22-Jährige h
12.09.2022Leitet Evenepoel die Grand-Tour-Trendwende ein?(rsn) - Mit Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) hat die Radsport-Nation Belgien nach sage und schreibe 44 Jahren Pause wieder einen Grand-Tour-Sieger. Zuletzt hatte Johan De Muynck 1978 den Giro
12.09.2022Mohoric kritisiert Roglic: “Wir alle wissen, dass Primoz oft stürzt“(rsn) – Die Reaktionen des Teams Jumbo – Visma auf den für Primoz Roglic die Vuelta beendenden Sturz am Ende der 16. Etappe in Tomares am vergangenen Dienstag haben rund um das Peloton für Unver
12.09.2022Mas rettet Movistar im Abstiegskampf(rsn) - Viel war vom Movistar Team in dieser Saison nicht zu sehen. Nur 15 Siege fuhr der spanische Traditionsrennstall ein, keiner davon auf WorldTour-Niveau. Bei der Heimatrundfahrt band das Team ab
12.09.2022Evenepoel fast ohne Schlaf hellwach zum Vuelta-Triumph(rsn) – Schon in den Jugendjahren war ein rotes Trikot eines der großen Ziele von Remco Evenepoel (Quick-Step – Alpha Vinyl). Als Nachwuchsfußballer des RSC Anderlecht und vom PSV Eindhoven scha
12.09.2022Highlight-Video der Vuelta-Schlussetappe(rsn) – Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) hat zum Abschluss der 77. Vuelta a Espana die 21. Etappe für sich entschieden. Der Kolumbianer setzte sich nach 96,7 Kilometern von Las Rozas nach
11.09.2022Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe(rsn) - 183 Profis aus 23 Teams sind am 19. August im niederländischen Utrecht zur 77. Vuelta a Espana (2. UWT) angetreten. Hier listen wir auf, welche Fahrer wann und aus welchen Gründen die letzte
11.09.2022Molano siegt in Madrid vor Pedersen und Ackermann(rsn) – Mit einer Überraschung endete die 21. Etappe der Spanien-Rundfahrt in Madrid. Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) zog seinem Kapitän Pascal Ackermann den Sprint so stark an, dass nac
11.09.2022Il Lombardia wird Valverdes letztes Profirennen(rsn) – Alejandro Valverde (Movistar) wird im Oktober beim italienischen Monument Il Lombardia das letzte Rennen seiner langen und erfolgreichen Profikarriere bestreiten. Das kündigte der 42-jähri
11.09.2022Vuelta-Dritter Ayuso: Eine Siegermentalität wie Pogacar(rsn) - Juan Ayuso (UAE Team Emirates) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) verblüfften bei dieser Vuelta a Espana. Beide Rundfahrtdebütanten kämpften lange um das Podium. Der 21-jährige Rodrig
(rsn) – Am Montag wären sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) beim Superprestige-Rennen in Mol das erste Mal in dieser Cyclocross-Saison gege
22.12.2024Zuerst kalte Hände, dann doch Siegpremiere für Alvarado(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in und an der berühmten Kuil den Cross-Weltcup von Zonhoven gewonnen. Nach einem spannenden Rennen verwies sie Zoe Bäckstedt (Canyon –
22.12.2024Viel Spaß und eine Riesenerfahrung bei der Tour(rsn) – Mit seinen 27 Jahren hat sich Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) zum absoluten Allrounder und einem Fixstarter bei fast allen großen Rennen des Jahres entwickelt. Der Augsburger ist
22.12.2024Teutenberg und Brauße holen sich Omnium-Titel(rsn) – In Frankfurt an der Oder wurden an diesem Wochenende die Deutschen Meisterschaften im Mehrkampf auf der Bahn ausgefahren. Die Goldmedaillen sicherten sich Franziska Brauße (Ceratizit WNT Pr
22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann
22.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va
21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team
21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w
21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite
21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der