Belgier gewinnt Vuelta-Einzelzeitfahren

Evenepoel fliegt zu seinem ersten Grand-Tour-Etappensieg

Foto zu dem Text "Evenepoel fliegt zu seinem ersten Grand-Tour-Etappensieg"
Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) im Zeitfahren der Belgischen Meisterschaften. | Foto: Cor Vos

30.08.2022  |  (rsn) - Remco Evenepoel (Quick Step-Alpha Vinyl) galt als der große Favorit für das Einzelzeitfahren der 10. Etappe der diesjährigen Vuelta a Espana. Was der 22-jährige Belgier dann jedoch auf den 30,9 Kilometern zwischen Elche und Alicante zeigte, war über alle Maßen beeindruckend: Evenepoel gewann in der Zeit von 33:18 Minuten deutlich mit 48 Sekunden Vorsprung auf Titelverteidiger Primoz Roglic (Jumbo-Visma), Platz drei ging an Remi Cavagna (Quick Step-Alpha Vinyl, +1:00), der die Tageswertung über lange Zeit angeführt hatte.

Mit seinem ersten Grand-Tour-Etappensieg baute der Vuelta-Debütant nach dem zweiten Ruhetag seinen Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus – Evenepoel liegt nun mit 2:41 Minuten vor Roglic, der im Klassement an Enric Mas (Movistar) vorbeizog, der auf Rang drei nun 3:03 Minuten zurückliegt.

_____________________________________________________________________

Aktion bis 30. August 22:00: rsn+ Mitgliedschaft 30 Tage kostenlos testen
Mit rsn+ bieten wir Ihnen noch mehr Hintergrundartikel mit zahlreichen Fotos, damit Sie noch besser und umfangreicher informiert sind! Jetzt registrieren und rsn+ Mitgliedschaft 30 Tage kostenlos testen. Sollten Sie doch nicht dabei bleiben wollen, können Sie sich völlig unkompliziert innerhalb von 30 Tagen hier im Steady Benutzerkonto abmelden.
Wir freuen, uns wenn Sie mitmachen und sagen Danke!
____________________________________________________________________

Cavagna hatte nach seiner Bestzeit bereits prognostiziert, was sein Teamkollege rund zwei Stunden später auf dem völlig flachen Kurs abliefern sollte. “Es ist eine sehr gute Strecke für Remco. Kraft und Aerodynamik, das ist die Kombination, mit der man gewinnt. Ich glaube, er ist der Beste darin“, sagte der Franzose und sollte Recht behalten.

Der Mann im Roten Trikot legte mit einem Stundenmittel von 55,6 km/h bei jeder Zwischenzeitmessung eine deutlich Bestzeit hin und hätte wohl auch noch den zwei Minuten vor ihm gestarteten Mas eingeholt, wäre der Zeitfahrkurs nur wenig länger gewesen.

“48 Sekunden sind eine große Überraschung. Remi war sehr gut, das war perfekt für mich. Denn daher wusste ich, wie ich das Rennen angehen sollte. Viele Fahrer verloren im zweiten Streckenabschnitt. Ich musste eine sehr konstante Leistung von den Wattwerten abrufen“, sagte Evenepoel und fügte an: “Das Finish war echt hart, am letzten Bergaufstück haben meine Beine gebrannt, aber es ist so schön, im Leadertrikot zu gewinnen. Nun habe ich einen Etappensieg in der Tasche, damit sind wir glücklich und jeder im Team fährt im Moment richtig gut. Wir wollen das Trikot behalten und es nach Hause nach Wevelgem bringen.“

Mas: "Remco war heute in einer eigenen Liga

Neuer erster Verfolger des Belgiers ist nun Titelverteidiger Roglic, der in der Gesamtwertung Movistar-Kapitän Mas überholte. Der 27-Jährige beendete die Etappe auf Platz zehn mit einem Rückstand von 1:51 Minuten. “Ich bin nicht glücklich mit meiner Leistung, aber es ist okay. Die Disziplin liegt mir nicht so. Jetzt kommen aber noch schwerere Tage. Remco war in einer eigenen Liga heute“, sagte Mas im Ziel.

"Herzlichen Glückwunsch an Remco. Er ist derzeit auf einem anderen Level. Ich bin stolz auf mein Zeitfahren und ich denke, das ist ein großartiges Ergebnis", zollte auch der deutlich geschlagene Roglic dem Überflieger dieser Vuelta seinen Respekt.

Eine sehr gute Leistung zeigte der junge Spanier Carlos Rodriguez (Ineos), der Platz vier im Tagesklassement belegte (+1:22) und auch in der Gesamtwertung seinen vierten Rang verteidigte (+3:55). Simon Yates verbesserte sich als Tagessiebter auf Platz fünf (+4:50) und zog an Juan Ayuso (UAE Team Emirates/ +4:53) vorbei. Giro-Sieger Jai Hindley (Bora - erwischte hingegen keinen guten Tag, verlor 3:48 Minuten und fiel im Klassement von Rang neun auf 13 (+9:24) zurück.

Ayusos Teamkollege Joao Almeida nahm im Finale eine falsche Abzweigung, musste kehrtmachen und büßte dabei viel Zeit ein. Am Ende landete der Portugiese auf Platz 15, konnte aber seinen siebten Platz (+6:45) in der Gesamtwertung knapp vor dem Etappenneunten Miguel Angel Lopez (Astana Qazaqstan / +6:50) behaupten.

.

So lief das Rennen:

Nachdem dem zweiten Ruhetag war das Vuelta-Feld um gleich acht Fahrer geschrumpft - allein sechs davon mussten aufgrund positiver Coronatests das Rennen verlassen. Kurz vor dem Start wurde auch der Covid-19-bedingte Ausstieg des zweimaligen Etappengewinners Sam Bennett (Bora – hansgrohe) gemeldet.

Auf dem flachen Parcours, der von Elche aus zunächst in Richtung Osten zum Meer und dann die Küste hinauf nach Alicante führte, waren zwei Messpunkte bei Kilometer 10,4 und Kilometer 21 gesetzt. Stark präsentierte sich bei Temperaturen jenseits der 30 Grad der ehemalige Französische Zeitfahrmeister Cavagna bei einem Schnitt von über 54 km/h mit 34:18 Minuten die bis dahin gültige Bestzeit von Michael Hepburn (BikeExchange – Jayco) um fast eine Minute unterbot.

Nach einer sehr guten ersten Zwischenheit ließ der zweimalige Weltmeister Rohan Dennis (Jumbo - Visma) im weiteren Verlauf deutlich nach und musste sich schließlich mit Rang 19 begnügen. Deutlich stärker der US-amerikanische Zeitfahrmeister Lawson Craddock (BikeExchange – Jayco) fuhr dann sogar auf den zwischenzeitlich zweiten Rang, um letztlich Sechster zu werden. Simon Yates (BikeExchange) bot ebenfalls eine überzeugende Vorstellung war anfangs nur zwei Sekunden langsamer als Cavagna und wurde nach 31 Kilometern Siebter.

Evenepoel pulverisiert schon früh die Zeiten der Konkurrenten

Kletterspezialist Ben O’Connor (AG2R Citroën Team) überraschte mit starken Zwischenzeiten überholte danach den zwei Minuten vor ihm gestarteten Alejandro Valverde (Movistar), um im Ziel als Zwölfter nur knapp die Top Ten zu verpassen.

Pavel Sivakov (Ineos Grenadiers) wurde am ersten Messpunkt zeitgleich mit dem dortigen Spitzenreiter Cavagna gestoppt, konnte danach aber das hohe Tempo nicht durchhalten und kam letztlich auf fünften Platz, eine Position hinter seinem Teamkollegen Rodriguez, der erneut bester Ineos-Fahrer war. Roglic war der dritte Fahrer, der nach 10,4 Kilometern in derselben Sekunde wie Cavagna und Sivakov gewertet wurde, und auch Mas war hier nur drei Sekunden langsamer. Alles das war aber Makulatur, als Evenepoel am ersten Messpunkt die Zeiten dieses Trios um 21 Sekunden regelrecht pulverisierte.

Roglic war am zweiten Messpunkt eine Sekunde langsamer als Cavagna, Mas hatte hier schon mehr Zeit eingebüßt – und Evenepoel baute seinen Vorsprung nach 21 Kilometern auf 36 Sekunden gegenüber Cavagna aus.

Roglic nach starkem Finale “best oft the rest“

Weitgehend unbemerkt von den Kameras lieferte Kletterspezialist Miguel Angel Lopez (Astana Qazaqstan) eine herausragende Vorstellung ab. Der Kolumbianer holte Giro-Sieger Jai Hindley (Bora – hansgrohe) kurz vor der Ziellinie ein und wurde schließlich völlig überraschend Neunter, wogegen der Australier nicht über Rang 44 hinaus kam und im Gesamtklassement aus den Top Ten herausfiel.

Mit einem starken Finish verdrängte Titelverteidiger Roglic den Franzosen um deutliche zwölf Sekunden vom ersten Platz, über den er sich aber nicht lange freuen konnte. Evenepoel nämlich konnte auch auf den letzten zehn Kilometern nochmals zulegen und stellte sogar sogar fast noch den zwei Minuten vor ihm ins Rennen gegangenen Mas, der am Ende dennoch guter Zehnter wurde. Der Vorsprung des Siegers auf den dreimaligen Vuelta-Champion Roglic betrug schließlich 48 Sekunden, auf seinen drittplatzierten Teamkollegen Cavagna genau eine Minute.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.11.2022Mas will es bei der Vuelta künftig besser machen

(rsn) – In den vergangenen Jahren war Enric Mas (Movistar) bei der Vuelta a Espana jeweils der beste heimische Fahrer. Doch zum Gesamtsieg reichte es für den 27-jährigen Spanier dabei nicht. 2018

14.09.2022Ackermann: In Vuelta-Schlusswoche auf “extrem hohen Level“

(rsn) – Mit drei Podiumsplatzierungen, aber ohne den erhofften Etappensieg trat Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) die Heimreise von der Vuelta a Espana an und sprach deshalb gegenüber radsport-

13.09.2022“Leute haben ein Erinnerungsvermögen von 48 Stunden“

(rsn) – Dass Remco Evenepoel (Quick-Step - Alpha Vinyl) am Sonntag in Madrid zum ersten belgischen Grand-Tour-Sieger seit 44 Jahren wurde, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Doch der 22-Jährige h

12.09.2022Leitet Evenepoel die Grand-Tour-Trendwende ein?

(rsn) - Mit Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) hat die Radsport-Nation Belgien nach sage und schreibe 44 Jahren Pause wieder einen Grand-Tour-Sieger. Zuletzt hatte Johan De Muynck 1978 den Giro

12.09.2022Mohoric kritisiert Roglic: “Wir alle wissen, dass Primoz oft stürzt“

(rsn) – Die Reaktionen des Teams Jumbo – Visma auf den für Primoz Roglic die Vuelta beendenden Sturz am Ende der 16. Etappe in Tomares am vergangenen Dienstag haben rund um das Peloton für Unver

12.09.2022Mas rettet Movistar im Abstiegskampf

(rsn) - Viel war vom Movistar Team in dieser Saison nicht zu sehen. Nur 15 Siege fuhr der spanische Traditionsrennstall ein, keiner davon auf WorldTour-Niveau. Bei der Heimatrundfahrt band das Team ab

12.09.2022Evenepoel fast ohne Schlaf hellwach zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Schon in den Jugendjahren war ein rotes Trikot eines der großen Ziele von Remco Evenepoel (Quick-Step – Alpha Vinyl). Als Nachwuchsfußballer des RSC Anderlecht und vom PSV Eindhoven scha

12.09.2022Highlight-Video der Vuelta-Schlussetappe

(rsn) – Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) hat zum Abschluss der 77. Vuelta a Espana die 21. Etappe für sich entschieden. Der Kolumbianer setzte sich nach 96,7 Kilometern von Las Rozas nach

11.09.2022Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 183 Profis aus 23 Teams sind am 19. August im niederländischen Utrecht zur 77. Vuelta a Espana (2. UWT) angetreten. Hier listen wir auf, welche Fahrer wann und aus welchen Gründen die letzte

11.09.2022Molano siegt in Madrid vor Pedersen und Ackermann

(rsn) – Mit einer Überraschung endete die 21. Etappe der Spanien-Rundfahrt in Madrid. Juan Sebastian Molano (UAE Team Emirates) zog seinem Kapitän Pascal Ackermann den Sprint so stark an, dass nac

11.09.2022Il Lombardia wird Valverdes letztes Profirennen

(rsn) – Alejandro Valverde (Movistar) wird im Oktober beim italienischen Monument Il Lombardia das letzte Rennen seiner langen und erfolgreichen Profikarriere bestreiten. Das kündigte der 42-jähri

11.09.2022Vuelta-Dritter Ayuso: Eine Siegermentalität wie Pogacar

(rsn) - Juan Ayuso (UAE Team Emirates) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) verblüfften bei dieser Vuelta a Espana. Beide Rundfahrtdebütanten kämpften lange um das Podium. Der 21-jährige Rodrig

Weitere Radsportnachrichten

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

26.04.2024Vermeersch von Lotto - Dstny zum UAE Team Emirates?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

26.04.2024Van den Broek nach Sieg auf Königsetappe neuer Spitzenreiter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe hat Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) die Führung im Gesamtklassement der 59. Türkei Rundfahrt (2.Pro) übernommen. Der 23-jährige Nie

26.04.2024Die Startliste des Einzelzeitfahrens der Tour de Romandie

(rsn) – Der Belgier Stan Van Tricht (Alpecin – Deceuninck) eröffnet um 14.24 Uhr das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie, bei dem rund um Oron 15,5 Kilometer auf dem Programm stehen. Die S

26.04.2024Türkei: Van Poppel zur Königsetappe nicht mehr angetreten

(rsn) – Danny van Poppel (Bora – hansgrohe) ist nicht mehr zur Königsetappe der Türkei-Rundfahrt angetreten. Wie sein Team auf X meldete, haben sich der Niederländer am Morgen unwohl gefühlt.

26.04.2024Vollering, ´ELB´ & Niewiadoma kämpfen um erste GT der Saison

(rsn) – Die erste Grand Tour der Saison beginnt nicht erst am 4. Mai in Italien, sondern bereits am Sonntag in Valencia. Zugegeben: Die Vuelta Espana Femenina (28. April - 5. Mai) ist keine dreiwöc

26.04.2024Evenepoel nach schwerem Sturz auf dem Weg zurück

(rsn) – Drei Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) erstmals wieder im Freien trainiert. Wie der Zeitfahrweltmeister auf der Train

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat auf der 2. Etappe der Tour de Romandie (2.UWT) seinen bisher größten Sieg auf der Straße gefeiert. Der 21-jährige Belgier setzte sich über 171 Kilometer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)