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27.01.2022 | (rsn) – Sam Bennett ist zurück und bekommt bei Bora – hansgrohe in der Saison 2022 nun endlich das Standing, das er sich wohl schon vor drei Jahren gewünscht hätte: Er ist die klare Nummer 1 beim deutschen WorldTeam, wenn es ums Sprinten geht.
2019 sah sich der Ire noch zur Nummer 3 hinter Peter Sagan und Pascal Ackermann degradiert, bekam ein in seinen Augen schlechtes Rennprogramm ohne Giro d'Italia oder Tour de France und wanderte daher dann nach einem bis vors UCI-Gericht ausgefochtenen Rechtsstreit zu Patrick Lefeveres Quick-Step-Team ab. Nun aber ist Bennett zurückgekehrt und erklärte am Rande des ersten Team-Trainingslagers auf Mallorca: "Es fühlt sich wirklich wie zuhause hier an."
Fragen zu Lefevere und dessen medialen Ohrfeigen der letzten Monate überging der Ire in einer virtuellen Presserunde gekonnt. Gewohnt freundlich und mit einem Lächeln machte er klar, dass er dazu auch weiterhin schweigen werde.
___STEADY_PAYWALL___Der Belgier hatte Bennett im Frühsommer Versagensängste unterstellt, als sein Fahrer wegen Knieproblemen, die Lefevere offenbar nicht allzu ernst nahm, für die Tour de France absagte. Später, als es deutlich wurde, dass Bennett zu Bora – hansgrohe zurückkehren würde, leistete sich Lefevere diverse verbale Entgleisungen und er verglich den anstehenden Re-Transfer "mit Frauen, die wieder zu ihren Männern zurückkehren, nachdem sie häusliche Gewalt erfahren haben" – um sich eine Woche später dafür zu entschuldigen. Bennett hingegen schwieg und ließ alle verbalen Angriffe an sich abprallen.
Der Ire gewann 2020 bei der Tour de France zwei Etappen, darunter das Highlight auf den Champs Elysees, und das Grüne Trikot des besten Sprinters | Foto: Cor Vos
Denk offen: "Hatten sicher Streit, aber haben uns die Hand gereicht"
"Viele Fans und Journalisten denken, er hat 2019 mit einem großen Streit das Team verlassen – und das ist nicht ganz unwahr. Wir hatten sicher einen Streit, aber nach der Entscheidung des UCI-Tribunals haben wir uns die Hände gereicht", schilderte nun Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk die einstige Trennung von Bennett, der bei ihm 2014 Profi wurde und sich zum Weltklasse-Sprinter entwickelte. Die Anfrage zur Rückkehr sei von Bennetts Management ausgegangen, erklärte Denk außerdem. Wie genau das ablief, habe er aber nicht mehr im Kopf.
Nun aber spielt das auch keine Rolle mehr, denn der Blick geht ausschließlich nach vorne, wie Bennett betonte. "Ich will mich aufs anstehende Jahr konzentrieren", sagte der 31-Jährige und erklärte die Entscheidung zur Rückkehr so: "Ich war in diesem Umfeld früher schon glücklich, hatte hier viel Erfolg und im Jahr vor meinem Abschied mehr Siege als in den zwei Jahren seitdem zusammen. Außerdem hatte ich bei den Gesprächen das Gefühl, hier großartige Möglichkeiten zu bekommen."
Ryan Mullen gehört mit Shane Archbold zum Sprintzug seines Landsmannes| Foto: VeloImages
Und tatsächlich hat er allen Grund zur Vorfreude. Denn von seinen Knieproblemen spüre er absolut nichts mehr, im Training überrasche er sich derzeit stellenweise auch selbst: "Ich muss zwar immer noch etwas in Sachen Sprint-Arbeit aufholen, aber ich hole die Stunden rein – gestern war, glaube ich, meine erste Sechs-Stunden-Ausfahrt seit Gent-Wevelgem."
Van Poppel wird das letzte Glied in der Sprintzug-Kette
Bei Bora – hansgrohe spielt er nun nicht nur endlich die erste Sprinter-Geige, sondern durfte sich sogar seinen Sprintzug selbst zusammenstelle. Der sieht nach einer ähnlich eingeschworenen Gemeinschaft aus, wie es zuvor der von Ackermann mit Rüdiger Selig, Michael Schwarzmann und Andreas Schillinger war. Bennett brachte Shane Archbold mit zurück und hat sich außerdem seinen Landsmann Ryan Mullen (von Trek – Segafredo) sowie den Niederländer Danny van Poppel (von Intermarché – Wanty – Gobert) gewünscht.
"Sie sollten unsere WhatsApp-Gruppen-Chats sehen, da wird es schon recht intim", verriet etwa Mullen lachend, als radsport-news.com ihn zum Verhältnis untereinander fragte. "Wobei… Ich glaube, intim ist vielleicht nicht ganz das passende Wort."
Van Poppel feierte 2021 selbst noch zwei Sprintsiege und spurtete auf zwei Tour de France-Sprintetappen in die Top 6 – darunter auf dem Champs-Élysées. Für Bennett wird er nun zum Anfahrer, dem letzten Glied in der Sprintzug-Kette. "Ich gewinne lieber zehn Rennen mit Sam, als immer selbst um Platz fünf, sechs oder sieben zu sprinten", erklärte er seinen Rollenwechsel.
Bennett holte sich Danny Van Poppel als Anfahrer ins Team | Foto: Cor Vos>i>
"Ja, Sam, ich will!"
Vor van Poppel sollen künftig Archbold und Mullen fahren – wobei der Neuseeländer und der Ire ihre Positionen je nach Beschaffenheit der Ankunft tauschen könnten, erklärte Mullen, der nach eigener Aussage nicht zweimal hatte überlegen müssen, ob er sich Bennett anschließen würde. "Ich habe nur gesagt: 'Ja, Sam, ich will!'", scherzte er und erzählte von seinen Junioren-Jahren, als er 2011 den damaligen U23-Fahrer Bennett erstmals sah und bewundern lernte.
Drei Jahre später wurde Mullen 2014 in Ponferrada U23-Vize-Weltmeister im Einzelzeitfahren und ist seither für seinen "großen Motor" bekannt. Er erklärte aber, dass er trotzdem der klassische Zeitfahrer-Typ sei: "Meine Physiologie erlaubt mir auch viele kleine Beschleunigungen im Sitzen, was ich im Sprintzug gut nutzen kann, wenn ich uns nach vorne bringe und dort dann halte."
Genau das sei es auch, was Mullen zum Wunschfahrer gemacht habe. "Ich will einen Zug, der in der Lage ist, das Peloton zu vergessen und auf der anderen Straßenseite ungeschützt zu fahren. Und dafür hat Ryan genau die richtigen Fähigkeiten mit seiner Power und seinem eigenen Sprint", sagte Bennett – raus aus dem Chaos, dürfte für den Bora-Sprintzug daher 2022 die Devise lauten.
"Physisch werden wir das stärkste Leadout der WorldTour haben"
Sportdirektor Rolf Aldag attestierte: "Physisch werden wir das stärkste Leadout der WorldTour haben und sind sicher, dass wir mit diesen Jungs mit jedem anderen Team mithalten können." Den Vergleich mit Quick-Step – Alpha Vinyl scheute auch Bennett nicht und erklärte, angesprochen auf Aldags Aussage, dass er auch glaube, alle anderen Sprintzüge in Schach halten zu können. "Ich hätte nicht um diese Jungs gebeten, wenn ich nicht glauben würde, dass das möglich ist", betonte er.
Hervorzuheben bei derartigen Vergleichen mit dem wohl besten Sprintzug und besten Anfahrer der letzten Jahre – Michael Morkov – ist es, dass Aldag von den physischen Faktoren sprach. Die taktisch-technischen Fertigkeiten stehen da noch auf einem anderen Blatt. Denn so gut sie sich verstehen, die gemeinsame Choreographie des Sprints müssen Bennett, van Poppel, Mullen und Archbold erst noch im Rennbetrieb gemeinsam einstudieren.
"Natürlich müssen wir es üben, aber das geht im Training ohnehin nur bis zu einem bestimmten Punkt. Es wird sicher etwas Zeit brauchen, aber ich denke, dass wir recht schnell zusammenfinden", meinte Bennett und van Poppel wurde diesbezüglich konkreter.
Das Hinterrad des Anfahrers zu verlassen ist ein Vertrauensbruch
"Es geht natürlich auch darum, das Spiel richtig zu spielen, nicht nur darum gute Sprinter aneinander zu reihen. Ganz wichtig ist dabei, dass wir Vertrauen aufbauen", erklärte er. In den ersten Rennen werde sicher noch viel in der Sprint-Anfahrt zugerufen und von hinten gesteuert, nach einigen Wochen aber, wenn man sich eingespielt habe, sollte Bennett ihm "schweigend folgen" können. "Wenn er mich mit Zurufen steuern muss, kostet ihn das Energie", so van Poppel.
Sam Bennett kam von sich aus wieder auf Bora - hansgrohe zu | Foto: VeloImages
Wenn Bennett bei den ersten Renneinsätzen irgendwo im Nirgendwo auf der Ergebnisliste landen sollte, darf das, wenn man dem Niederländer zuhört, nicht wundern. Denn wie van Poppel betonte: "Wenn man langfristig an einem Sprintzug arbeiten will, gibt es eine klare Regel: Such' 'Dir nicht Deinen eigenen Weg als Sprinter!' Du musst bei Deinem Anfahrer bleiben. Lieber folgen und dann mal gar nicht zum Sprint kommen, als von Beginn an immer ein anderes Rad zu wählen. Denn das ist ein bisschen wie 'Fuck Off!' zu sagen, und das kostet Vertrauen."
Man darf gespannt sein, wie lange es dauert, bis Mullen, Archbold und van Poppel ihrem Kapitän Bennett Siege auf dem Silber-Tablett servieren, wie es Morkov & Co. für Mark Cavendish oder Fabio Jakobsen bei Quick-Step tun. Hört man den Bora-Profis zu, ist man jedenfalls schnell davon überzeugt, dass sie bereits wissen, wie das geht.
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